Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Hartwig, Paul: Die Heraufholung des Kerberos auf rotfigurigen Schalen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0180
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I jq Hartwig, Die Heraufholung cles Kerberos auf rotfigurigen Schalen.

Abbildung (punktirte Linien) zeigt, ein sehr schlechter. Auf die Verwandtschaft
der Opfergruppe im Innern unserer Epidromos-Schale mit der Pariser Epidromos-
Schale, welche auf Tafel III, i der Griechischen Meisterschalen abgebildet ist, hat
bereits Klein im Jahrbuche 1892 S. 142 hingewiesen13. Auch dort sehen wir, nach
rechts hin gewendet, vor einem Altäre einen stehenden Priester und einen knieenden
Jüngling zu einer Gruppe verbunden. Dafs die knieende Figur den Meister in der
Zeit, wo er seine Gefäfse mit dem Namen des Epidromos schmückte, besonders
lebhaft interessirt hat, beweist aufserdem die Londoner Epidromos - Schale auf
Taf. III, 1 der Meisterschalen. Aber auch Kleinigkeiten der Zeichnung, die meines
Erachtens für den Nachweis der gleichen Hand verschiedener Schalen besonders
bedeutungsvoll sind, wiederholen sich bei unserer und bei den auf Tafel III der
Meisterschalen wiedergegebenen Schaleninnenbildern: der Schurz des knieenden Jüng-
lings auf der Pariser Opferscene ist genau in derselben Weise mit je drei zu einer
Gruppe vereinigten Pünktchen gemustert, wie das Gewand des Herakles auf unserer
Schale, und an den Händen des jungen Kriegers auf der Schale der ehemaligen
Sammlung van Branteghem Taf. III, 3 finden wir die gleiche sorgfältige Angabe der
Knöchel, wie an der Hand des Herakles, welche den Kantharos gefafst hält. Im
Allgemeinen zeigt das Innenbild unserer Epidromos-Schale die liebevolle, sorgfältige
Ausführung, welche den Schaleninnenbildern des Chachrylion und speciell den-
jenigen seiner Epidromos-Schalen eigenthümlich ist: durchgängig erscheinen diese
gelungener, als die Aufsenbilder. Man beachte, wie sauber der Kantharos, die
oacpuo; axpoc auf dem Altäre, der Bratspiefs, welchen der Silen hält, gezeichnet und
wie geschickt das lohende, am Originale in roter Farbe aufgemalte Feuer des Al-
tares wiedergegeben ist. Die Details an den Stiefeln des Hermes, die Haare des
Löwenfelles am Herakles aufsen und die Fältelung der Ärmel am Gewände des
Herakles im Innenbilde sind mit verdünntem Firnifs, die Säume an demselben Ge-
wände mit roter Farbe gemalt. Allerdings findet sich auf unserem Schaleninnen-
bilde auch manche grobe Verzeichnung: der rechte Arm des Silens steht viel zu
hoch, der erhobene linke Arm des Herakles viel zu tief. Ähnliche Mängel zeigt
die nicht veröffentlichte Aufsenseite der Schale: der linke Arm des daselbst dar-
gestellten Silens, welcher die schlafende Mänade anfafst, ist von ganz unnatürlicher
Länge und auf dem rechten Arme der Mänade sitzt eine linke Hand. Derartige ver-
letzende Dinge sind dem Euphronios selbst in seinen frühesten Werken nicht passirt.
Dafs aber Chachrylion bemüht war auch auf dieser neu aufgefundenen
Epidromos-Schale es seinem jüngeren, aber ungleich höher begabten Genossen
gleich zu thun, zeigt am schärfsten die Seite der Schale mit dem Silen und der

13) Eine der Composition unseres Schaleninnenbildes
noch weit ähnlichere Gruppe, als sie das Innen-
bild der Pariser Epidromos-Schale bietet, findet
sich im Museo Chiusino Taf. LXIX und im Jahr-
buche der Kunstsammlungen des Österreich.
Kaiserhauses XI (1890) S. 46 abgebildet. Die

Schale erscheint jünger als die Epidromos-
Schalen. Eine Abhängigkeit der Composition
von den älteren Chachrylionischen Vorbildern
ist, wie in den Griech. Meisterschalen S. 49 schon
gegenüber der Pariser Schale angenommen wurde,
unabweislich.
 
Annotationen