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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Heft 3
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Hartwig, Paul: Die Heraufholung des Kerberos auf rotfigurigen Schalen
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0182
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Hartwig, Die Heraufholung des Kerberos auf rotfigurigen Schalen.

geführt haben, etwa in der Weise, wie sie die prächtige Composition des Cameo
des Dioskorides in Berlin zeigt (Jahrbuch 1888 Taf. 3, 1.) Natürlich stehen wir hier
auf dem Boden der Hypothese; aber, wie in vielen anderen Fällen (vgl. Meister-
schalen S. 67 h), sehe ich auch unserem Chachrylionischen Bilde gegenüber keine
zwingende Veranlassung ein, es nicht direct von den früheren, schwarzfigurigen
und früh-epiktetischen Darstellungen, wie sie uns auf dem Teller bei Bourguignon
und auf der Schale in Würzburg erhalten sind, abzuleiten.
Die bisher bekannten vier rotfigurigen Darstellungen des Kerberosaben-
teuers -— hier sind auch die beiden Amphorendarstellungen mit einzubeziehen,
deren eine nach Furtwänglers Meinung die Fland des Andokides zeigt, die andere,
der strengen Form des Gefäfses nach, schwarzfigurigen Darstellungen nahe steht —
gehören sämmtlich der frühesten Zeit des strengen rotfigurigen Stiles an. Dafs auch
beide in neuerer Zeit hinzugekommene Kerberosvasen die Kunstweise des Epikteti-
schen Kreises zeigen, erscheint doch mehr als zufällig. Dieses Absterben gewisser
»Muster« griechischer Vasenbilder ist ja nicht vereinzelt, so werden z. B. die Dar-
stellungen des Dreifufsraubes, welche der strengste und strenge rotfigurige Stil so
oft wiederholt hat, in späterer Zeit selten, wie überhaupt manche der Herakles-
abenteuer.
Als ein besonders günstiger Umstand mufs bezeichnet werden, dafs die vier
erhaltenen Epiktetischen Darstellungen der Kerberossage einmal an einem und
demselben Stoffe die drei verschiedenen Strömungen im Epiktetischen Künstler-
kreise erkennen lassen, deren Vorhandensein in den Griechischen Meisterschalen
Kap. III angedeutet worden ist und welche eine umfassende Behandlung dieses
Künstlerkreises im Einzelnen klar zu legen haben wird: die streng stilisirende Weise,
die Auflösung und Verflauung der Formen und das Eindringen des Naturalis-
mus, welcher die Blüthezeit der strengen rotfigurigen Schalenmalerei heraufführt.
Wie bereits Furtwängler in Roschers Eexicon angiebt, finden wir im reiferen,
rotfigurigen Stile und im schönen Stile eine Pause in Bezug auf die Iverbcros-
darstellungen. Erst auf dem eigenartigen Reliefgefäfs der ehemaligen Sammlung
Saburoff im Berliner Museum Nr. 2882, weiches Furtwängler unter die Gefäfse der
späteren Zeit des schönen Stiles einreiht14, und auf den unteritalischen Vasen mit

u) Das Saburoff’sche Reliefgefäfs stammt angeb-
lich aus Griechenland, aus der Nähe von Tenea
(vgl. Furtwängler, Sammlung Sabouroff zu Tafel
74, 3). Furtwängler nennt es ein durchaus un-
gewöhnliches, ja bis jetzt einziges Stück. Nun
ist aber im Bullettino 1864 S. 238 unter nr. 13
ein ganz ähnliches Gefäfs in der ehemaligen
Sammlung des Sigr. Gargiulo in Neapel von
Helbig beschrieben »molto curioso ed al mio saper
tutto nuovo« und findet sich abgebildet in Mappe
XXIII nr. 24a!) im Römischen Institute. Die Ver-
gleichung der auf der Zeichnung markirten
Brüche mit den am Originale sichtbaren hat un-

zweifelhaft sicher festgestellt, dafs es sich hier um
ein- und dasselbe Gefäfs handelt und dafs die
Angabe des griechischen Fundorts eine unwissent-
lich oder wissentlich falsche war von Seiten
derjenigen Person, welche das Gefäfs an die
Sammlung Saburoff verkaufte. Es ist mir lieb,
einmal an einem ganz sicheren Beispiele den
Austausch süditalischer und griechischer Antiken
zu constatiren, der Vielen bekannt sein dürfte.
Wie sehr die Wissenschaft dadurch auf Irrwege
geführt wird, erhellt von selbst. Man denke
nur an Werke, wie »Les Ceramiques de la Grcce
propre« !
 
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