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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Heft 4
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Schöne, Richard: Zu Polygnots delphischen Bildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0226
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2i6 Schöne, Zu Polygnots delphischen Bildern.

Aristot. Stud. V S. 44f.). Es leuchtet ein, wie gerade die Vereinigung beider das-
jenige ist, was im vorliegenden Falle vom Künstler zum Ausdruck zu bringen war.
Schon hierdurch werden die Beziehungen, welche Robert S. 73 zwischen
Hektor mit den Seinigen und der Marsyasgruppe annimmt, unwahrscheinlich. Sie
finden aber auch in Pausanias’ Beschreibung dieser Gruppe (X 30, 9) keinen Anhalt:
OTTEQ TOOTOO ESTIV E7il 7iETp7? XaÖsCojlSVO? MocpOUOCC, 7.7.1 TJXOUTTO? 7T7p’ 70T0V 717100? ESTtV
(jL)p7ioo 77I abXsTv oto7.axopivoo 17 s/tov. Robert hat den Marsyas flötenspielend
zeichnen lassen und den Olympos als nackten Knaben ihm gegenüber gestellt. Er
bezieht sich dabei (S. 67) auf die bekannte Durisschale (Arch. Zeit. 1873 Taf. 1), wo
allerdings der Unterricht im Flötenspiel ähnlich dargestellt ist. Allein dabei ist
nicht beachtet, unter wie anderen Verhältnissen Duris und Polygnot den Gegenstand
darzustellen hatten. Ein sitzender Mann, welcher die Doppelflöte bläst, und ein
Knäbchen, welches vor ihm steht, bilden an sich noch keine Darstellung des Unter-
richts im Flötenspiel. Wenn Duris gleichwohl sich auf diese nicht hinreichend be-
zeichnende Gruppe beschränken durfte, so lag dies daran, dafs sie einem Cyklus an-
gehört, in dessen Zusammenhang sie, auch ohne dafs der Gegenstand unzweideutig
ausgesprochen war, Jedem verständlich wurde. Die gleiche Gruppe, in die völlig
fremde Umgebung der Unterwelt versetzt, wird dagegen unverständlich: hätte Poly-
gnot sie so, wie die Robertsche Reconstruction zeigt, dargestellt, so konnte Niemand
auf Unterricht rathen, sondern Jeder mufste in Olympos einfach einen Knaben sehen,
der dem Marsyas beim P'lötenspiel zusah. Der Vorgang war also wol irgend
wie deutlicher ausgesprochen und das Wahrscheinlichste wird bei dem von Pau-
sanias gebrauchten Ausdruck immer bleiben, dafs Olympos mit den Flöten zu thun
hatte. Auch braucht er nicht gestanden zu haben, wie Robert S. 27 annimmt, son-
dern konnte recht wohl sitzend dargestellt werden. Kam aber die Unterweisung
deutlich zum Ausdruck, so läfst sich schwerlich annehmen, dafs der Künstler gleich-
zeitig eine musikalische Wirkung des Flötenspiels auf die benachbarten Gestalten
habe darstellen wollen. Namentlich dafs Paris den Unterricht eines Knaben im
Flötenspiel mit Taktschlagen und Tanz begleitet haben sollte, ist eine jedesfalls nicht
naheliegende Annahme, zumal er nach dem ausdrücklichen Zeugnifs des Pausanias
den Eindruck machte, durch sein Händeklatschen die Aufmerksamkeit der Penthe-
sileia erregen zu wollen; auch ginge der Tanz weit hinaus über Alles, was sonst von
Bewegung in dieser Schattenwelt vorkommt.
4. Paus. X 31, 8 UTTSp OE TOV HapTTTjSoVa ts 771 MeUV0V7, EtJttV OTTSp 70X00? TUpl?
oo7 sycov ''fsve'.a, zpoxsi os xai? yspalv oto? dev ysvoixo avopo? 77p01700 zpbxo?* sotxsvat
xbv Ilapiv cp'/jOsi? toj <j)byu) xtov yspobv risv&saiTeiav 7x7p’ aoxov zaXoovxr esti os 771 4 flsv-
OsötXsia 6pu)a7 s? tov Haptv xte. Volle Gewifsheit ist aus vorstehenden Worten über
die Stelle, welche Penthesileia einnahm, nicht zu gewinnen. Aber wer diese Sätze
im Zusammenhang liest, ergänzt zu scra oe unwillkürlich 67:40 70x00?. Gebhardt (Die
Komposition der Gemälde des Polygnot S. 30) hat also wol wenigstens die Wahr-
scheinlichkeit für sich, wenn er sagt: »Über Sarpedon und Memnon sind Paris und
Penthesileia«, während Robert in seiner ganz freien Übersetzung der Stelle diesen
 
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