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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 13.1898

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Wolters, Paul: Vasen aus Menidi, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39819#0034
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Wolters, Vasen aus Menidi.

und die rote Illuminirung vor dem eigentlichen Brennen hergestellt wurden. Für
die Einritzungen sollte dies eigentlich selbstverständlich sein. Man braucht nur
einmal den Versuch zu machen, in den Firnifs einer fertig gebrannten Scherbe ein-
zuritzen, um sich zu überzeugen, dafs so feine Einritzungen, wie wir sie bei den
sorgfältigen schwarzfigurigen Vasen bewundern, nur in ungebranntem Firnifs möglich
waren. Für die Deckfarbe scheint es mir schon daraus zu folgen, dafs unter ihr
der Firnifs immer stumpf geworden ist; das würde beim Aufträgen der Deckfarbe
auf ein fertig gebranntes Gefäfs kaum eintreten können. Ich halte es für nötig,
dies einmal auszusprechen, weil die Vorstellung verbreitet ist, dafs die antiken Vasen
nach jeder einzelnen Procedur der Bemalung und Zeichnung aufs neue gebrannt
worden seien. Ich glaube nach meinen Beobachtungen vielmehr, dafs der ganze
bildliche und dekorative Schmuck der Vasen im Wesentlichen in einem einzigen
Brennen hergestellt wurde. Ob die Vasen vor der Bemalung schon einmal leicht
gebrannt wurden, mufs ich zunächst unentschieden lassen; man möchte es annehmen,
da sie sonst kaum die nötige Haltbarkeit gehabt hätten. Aber es ist eine That-
sache, dafs sich mitunter schwarzer Firnifs unter nachträglich angesetzten Thonteilen
zeigt. Die Gefäfse waren beim Aufträgen des Firnisses also noch in einem Zu-
stande, welcher das Ankneten und Ansetzen von Thon und dessen Vereinigung mit
dem übrigen Gefäfse durch Brennen erlaubte.
Es erübrigt noch die Form des Gefäfses zu bestimmen. Dafs es weit offen
und bauchig war, ist sofort klar; zur genaueren Bestimmung helfen uns einige
Fragmente, die gleichzeitig gefunden
sich durch Übereinstimmung in allen
Äufserlichkeiten als sicher zugehörig
erkennen lassen. Ich nenne an erster
Stelle das Fig. 2 abgebildete Fragment
von 8 cm Breite, das nicht vom Bauche
des Gefäfses herstammt, sondern von
seinem konischen Fufse. Es ist auf der
Rückseite ungefirnifst und verrät diesen
Ursprung durch die Art seiner Wöl-
bung zweifellos. Erhalten ist nur der
abwärts gestreckte Kopf eines nach
rechts sitzenden Wasservogels und das
Hinterteil eines nach rechts gewendeten
Löwen; am Hals des Vogels ist ein
runder Tupfen in Rot aufgesetzt, am
Bein des Löwen ein gleicher Streifen. Darnach müssen wir der Vase also einen
nicht zu niedrigen, weil mit Malerei verzierten Fufs geben; für seine Form im Ein-
zelnen und seine Gröfse bleiben wir mangels anderer Bruchstücke auf Schlüsse aus
Analogien angewiesen.
Das zweite hier zu nennende Bruchstück ist der derbe, am oberen Rande
 
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