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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 13.1898

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Winter, Franz: Iliupersis auf einem Thonbecher im Antiquarium zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.39819#0090
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ILIUPERSIS AUF EINEM THONBECEIER
IM ANTIQUARIUM ZU BERLIN.
(Tafel 5)
Zu der von Robert im Fünfzigsten Winckelmannsprogramm der Berliner
Archäologischen Gesellschaft zusammengestellten Reihe sogenannter Homerischer
Becher giebt das auf Tafel 5 nach einer Zeichnung von Herrn M. Lübke abgebildete
Gefäfs, eine Neuerwerbung des Berliner Antiquariums1, eine wichtige Ergänzung.
Es ist aus derselben Form 2 hergestellt wie der in Athen befindliche Becher mit
dem Bilde der Iliupersis, den Robert S. 41 unter n. J beschrieben und nach der
früheren Veröffentlichung in der Έφημερις αρχαιολογική 1884 Taf. 5 Γγ abgebildet hat,
aber viel besser erhalten, als dieser, so gut, wie kaum irgend eins der vorhandenen
Gefäfse dieser Gattung. Alle Schwierigkeiten, die das verriebene athenische Exem-
plar der Deutung bot, finden durch dieses neue Stück ihre Lösung.
Besonders erfreulich ist es, dafs die den Inhalt des Bildes angebende In-
schrift, von der auf dem Becher von Athen nur ganz wenige Buchstaben zurückge-
blieben sind, ohne jede Lücke erhalten ist. Sie giebt mit klaren Worten die Be-
stätigung für das, was Robert aus der Darstellung in Verbindung mit Pausanias
X 27, 2 (Πρίαμον δέ ουκ άπο&ανεΐν εφη Λέσχεως έπι τή έσχάρα του έρκείου, αλλά άποσπα-
σΐΐέντα άπδ του βωμού πάρεργον τω Νεοπτολεμψ προς ταΐς τής οικίας γενέσ&αι Ούραις) bereits
erschlossen hatte, dafs die kleine Ilias des Lesches dem Bilde zu Grunde liegt. Die
Inschrift lautet:
KATATTOIHTHNAESXHN
ΕΚΤΗίΜΙΚΡΑίΙΛΙΑΔΟί
KATAfyroNToaoY
ΤΤΡΙΑΜΟΥΕΤΤΙΤΟΝΒΩΜΟ
ΝΤΟΥΕΡΚΕΙΟΥΔΙΟΞΛ
ποίΠΑα^οΝΕοπτο
ΑΕΜΟίΑΤΤΟΤΟΥΒΩ
MOYIIPOaHOIKI
AIKATESfAZEN

]) V.-I. 3371. Der Becher ist im Kunsthandel er-
worben und stammt angeblich aus Theben. Er
hat die halbrunde henkellose Form, die in
dieser Gattung von Gefäfsen die übliche ist.
Die Flöhe beträgt 0,075 m> der Durchmesser
0,145 m.
2) Bei der Herstellung des Gefäfses hat sich die
Form an einer Stelle, rechts von der grofsen
Inschrift, verschoben, so dafs die linke Hälfte
von dem Oberkörper der Figur des Kriegers in

Verdoppelung erscheint. — Man nimmt zweifel-
los mit Recht an, dafs die für die Thongefäfse
dieser Art benutzten Formen von Metallgefäfsen
genommen sind. Die in Relief ausgedrückten
Inschriften waren auch schon in den Vorlagen
enthalten (vgl. Robert S. 5). Die Metallgefäfse
sind also nicht als getriebene, sondern als ge-
gossene Arbeiten zu denken, denn durch Treiben
lassen sich Inschriften dieser Art schwerlich her-
steilen.
 
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