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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 13.1898

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Foerster, Richard: Skulpturen von Antiochia
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https://doi.org/10.11588/diglit.39819#0191
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SKULPTUREN VON ANTIOCHTA.
(Tafel ii.)
Von der ungeheuren durch Schriftsteller und Münzen bezeugten Fülle von
Kunstwerken, mit welchen einst die schöne Antiocheia geschmückt war, ist bisher
nur eines im Original nachgewiesen, und dieses nur, weil es von seiner ursprünglichen
Stelle nicht entfernt werden konnte, die kolossalen Reliefs, welche Antiochos Epi-
phanes zur Abwehr der Pest aus dem Felsen am Charoneion südöstlich von der
heutigen Stadt herausmeifseln liefs1. Auch in Copien kennen wir — abgesehen vom
Apollon des Bryaxis zu Daphne — nur ein Werk: die Tyche des Eutychidesh
Aber auch an Skulpturen überhaupt hat der Boden bisher nur weniges geliefert,
und dieses wenige erst in den letzten Jahren und nur gelegentlich. Denn syste-
matische Ausgrabungen sind bisher noch nie, wenigstens nicht in nennenswertem
Umfange, gemacht worden3. Ein Bericht über das, was ich auf meiner letzten Reise
gesehen habe, dürfte daher nicht unwillkommen sein.
Das Elauptstück freilich, welches ich, glücklicherweise auch in Abbildungen,
bieten kann, befindet sich nicht mehr in Antiochia, sondern in Konstantinopel.

') Jahrb. XII S. 108. Dort konnte ich nur auf
die Erwähnungen von Ainsworth und Chesney
hinweisen, wufste aber nicht, dafs auch Renan
sich mit dem Monument beschäftigt hatte. Aus
dem Aufsatz von Perdrizet und Fossey, welcher
inzwischen unter dem Titel Voyage dans la Syrie
du Nord im Bulletin de Correspondance Hellenique
XXI (Janvier- Aoüi 1897) p. 79 sq. erschienen,
mir 'aber erst vor kurzem zugegangen ist, ersehe
ich, dafs Renans Bericht mit Bemerkungen von
Longperier, Maury und Egger in den Comptes
rendus de VAcademie des Inscriptions 1865 p. 308
Dis 310 zum Abdruck gelangt ist. Indem ich mit
Freude konstatire, dafs er im wesentlichen zu
demselben Ergebnis gelangt ist, darf ich es
unternehmen, seine und meine Deutung gegen
die Zweifel seiner beiden Landsleute, welchen
eine neue Publikation (a. a. O. pl. II) verdankt
wird, zu schützen. Ihr Gedanke, dafs in der Kolos-
salbüste Attis oder Mithras zu sehen sei, scheitert
an der Thatsache, dafs diese nicht eine phry-
gische Mütze, sondern ein Schleiergewand auf
dem Haupte trägt, indem in der Mitte nichts
fehlt. Dafs ein Anhänger dieser Götter die
Reliefs par devotion et comme sauve-garde (p. 84)
neben seinem Grabe habe anbringen lassen,
widerlegt sich dadurch, dafs kein Grab sich neben
den Reliefs befindet. Dafs beide Figuren, die
.Jahrbuch des archäologischen Instituts XIII.

Büste und die ganze Figur, in Eine Deutung
zusammenzuschliefsen seien, ist nicht zu verlangen.
Die Deutung der einen Figur wird nur auf die
der andern Rücksicht zu nehmen haben. Auch
trägt die Ansicht der beiden Gelehrten der Com-
position und Quellenanalyse des Werkes des
Malalas nicht genügend Rücksicht. Auch in
der historisch-stilistischen Würdigung der Skul-
pturen kann ich nur Renan, nicht ihnen, welche
sie in römische Zeit setzen, folgen. Am Schlüsse
sind sie geneigt ihre eigne Ansicht aufzugeben,
indem sie die Skulpturen für apotropäiscli halten.
Wenn sie sich aber gegen die Benennung der
Büste als Charon sträuben, so treffen sie mit
mir zusammen. Denn ich habe gesagt, dafs die
Benennung Χαρώνιον ursprünglich wohl nicht
den Skulpturen, sondern der Gegend galt, was
auch dem sonstigen Gebrauche dieses Wortes
entspricht.
2) Vgl. Jahrb. a. a. O. S. 145 k Eine sehr entstellte
Wiederholung der Gruppe ist seitdem noch im
Museo Biscari zu Catania von E. Petersen Rom.
Mitth. 12, 135 nachgewiesen worden.
3) Was es mit den Ausgrabungen von Cadalvene
auf sich gehabt, ob sie insbesondere noch andere
als metrologische Ergebnisse gehabt haben, ist
mir nicht bekannt geworden.
Η
 
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