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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 13.1898

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Pick, Behrendt: Thrakische Münzbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.39819#0147
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Pick, Thrakische Münzbilder.

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lieh die conventionellen Typen, die besonders durch das römische Reichsgeld
überall hin verbreitet wurden, auch hier, namentlich in den zahlreichen erst von den
Kaisern gegründeten Städten, eine grofse Rolle spielen, so bleibt doch genug übrig,
was Anspruch auf Beachtung hat, seien es Nachbildungen von Werken der grofsen
Kunst, seien es Figuren aus dem besonderen Cultus der einzelnen Stadt oder der
Landschaft, die zum Theil nur aus den Münzen allein bekannt sind. Aber die
Typen sind griechisch und nur zum kleinen Theil von thrakischen Vorstellungen
beeinflufst, und sie sind in der Überschrift nur kurz als thrakische Münzbilder be-
zeichnet, weil die Münzen auf thrakischem Boden geprägt sind, mit Ausnahme
einer alexandrinischen, die zur Vergleichung mit abgebildet ist.
I. Orpheus.
Während man Darstellungen des Orpheus auf alexandrinischen Münzen seit
langer Zeit kennt, sind bisher aus Thrake keine solchen nachgewiesen worden.
Aber es wäre auffallend, wenn die Münzstätten dieses Gebiets sich einen so
passenden Stoff hätten entgehen lassen; und in der That fehlt es hier nicht an
Darstellungen des Orpheus, die nur bisher theils unbekannt, theils unerkannt ge-
blieben waren.
Als der thrakische Sänger erscheint Orpheus zunächst auf Kaisermünzen
von Philippopolis aus dem Anfang des III. Jahrhunderts:
Vs. AVT K TT C. Brustbild des Geta mit Lorbeerkranz, Panzer und Mantel r.
Rs. Φ'm zwei Reihen im Abschnitt. Orpheus in langem Gewand
und mit phrygischer Mütze auf einem Felsen rechtshin sitzend und die Ki-
thara spielend, die er mit der Linken auf das 1. Knie stützt, umgeben von
lauschenden Thieren: hinter ihm (von oben nach unten) Eber, Kranich (?),
Bär, Fuchs und Rabe (?), alle rechtshin; vor ihm drei undeutliche Thiere
linkshin.
Bronze, 28 mm. — Mus. Philippopel. — Abbildung der Rückseite: Nr. 1.
Zur Vergleichung mit dieser einzigen thrakischen Münze, die den Sänger von
Thieren umgeben zeigt, sei hier eine der alexandrinischen beschrieben und ab-
gebildet:
Vs. AYTOKP KAIC ΑΔΡ ANTCONINOC C 6 Kopf des Antoninus Pius r.
Rs. L G (Jahr 5) im Felde. Orpheus in langem Gewand r. sitzend und die Ivi-
thara spielend, umgeben von lauschenden Thieren: oben Ichneumon r.; vor
ihm (von oben nach unten) Ibis, Affe, Widder und Ziege, alle 1.; hinter ihm
ein kleiner Vogel und eine Gazelle r., Pferd und Rind 1., Schwein und
Löwe r.
Bronze, 33 mm. — Berlin (Friedländer und v. Sallet, das Kgl. Münzkabinet
Nr. 869; das Schwein übersehen). — Abbildung d. Rs.: Nr. 2.
Ähnliche alexandrinische Münzen befinden sich in Athen (von Pius, Jahr 7), in Paris
Jahrbuch des archäologischen Instituts XIII. IO
 
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