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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 17.1902

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Michaelis, Adolf: Archaios Neōs: die alten Athenatempel der Akropolis von Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47179#0039
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Michaelis, Αρχαίος νεώς.

29

Unter allen bisher betrachteten zeitgenössischen, zum grofsen Teil offiziellen
Zeugnissen ist, so viel ich sehe, keines, das mit der vorgetragenen Ansicht in Wider-
spruch stünde, keines, das den Opisthodom anderswo als im Parthenon zu suchen
zwänge. Anders steht es mit den Grammatikerzeugnissen, in denen die Er-
innerung an die einstige Bedeutung des Opisthodomos als athenischen Schatzhauses
nachklingt (Arx zu Kap. 24, 34XS). Dafs sie erst in zweiter Linie in Betracht ge-
zogen werden dürfen, werden auch die nicht leugnen, die in ihnen echte Kenntnis
bewahrt glauben. White hat diese Zeugnisse nach den drei Stellen geschieden, auf
die sie sich zunächst beziehen (Dem. [z?], 14; 24, 136; Aristoph. Plut. 1191 ff.), doch
besteht unter ihnen so viel Übereinstimmung, dafs sie wenigstens zum gröfsten Teil
nur verschiedene Brechungen einer einzigen Angabe darstellen. Dabei dürfen wir
wohl annehmen, dafs hier der Name Opisthodom in der erweiterten volkstümlichen
Bedeutung aufgefafst werden darf.
Am meisten Anklang an die offizielle Sprache bietet, wenn auch in ver-
dorbener Form, das Scholion zu Dem. 24, 136: χρήματα και των άλλων [ιερών των]
θεών και τής ’ΑΟηνάς εκειτο εν τινι οίκήματι δπισω τής άκροπόλεως, τιΰ καλουμένω
ΌπισΠοδόμω. So vertrauenerweckend der Anfang klingt, so thöricht ist die Be-
zeichnung οίκημα δπισω τής άκροπόλεως. Und doch ist sie nicht eine Erfindung
des Scholiasten, sondern stammt aus einer älteren Quelle, da auch Pollux p, 40
lehrt, dafs man τδ κατόπιν τής άκροπόλεως 'Οπισθόδομον nennen könne. Hier liegt so
wenig eine wirkliche anschauliche Kenntnis vor, wie bei dem Scholiasten zu Aristo-
phanes Plut. 1193 (= Suid. οπισθόδομος), wenn er den Opisthodom als μέρος τής
άκροπόλεως bezeichnet, oder in dem Scholion zu Demosthenes ij, 14, wo der
Opisthodom ein τόπος έν τη άκροπόλει genannt wird. Es ist klar, dafs die Urheber
dieser vagen Ortsbezeichnungen von der Beschaffenheit des Opisthodomos keine
Vorstellung hatten. Sonst enthalten die Zeugnisse zweierlei Angaben, einmal über
den Zweck des Opisthodomos: dafs er ein ταμιειον (τών ιερών χρημάτων) oder ein
Οησαυροφυλάκιον gewesen sei, dafs in ihm άπετί&εντο τά χρήματα oder τδ δημόσιον
άργύριον άπέκειτο καί δ φόρος — dies alles unanstöfsig —; und zweitens über die
Lage: ziemlich übereinstimmend heifst es όπισθεν του νεώ τής ’ Αθήνας86, όπισθεν τοΰ
τής ’Αθήνας νεώ87, όπισθεν του ίερου τής Άθηνάς88, wobei zweimal jenes μέρος τι τής
άκροπόλεως89, zweimal ό οίκος ό ό'π.90 vorausgeschickt wird. Es ist klar, dafs alle
diese Angaben auf ein einziges Zeugnis zurückgehen, das vermutlich irgend einem
Lexikon (Pausanias?) entstammt. Dafs diese Quelle unter dem Opisthodom eine
gesonderte Lokalität »hinter dem Athenatempel« verstand, nicht einen Hinterraum
des Tempels, ergiebt der Ausdruck. Ob aber die zweimalige Bezeichnung ό οίκος
ό όπισθεν τοΰ νεώ τ. Άθ. mehr Gewähr hat als die anderen (μέρος, τόπος), ob sie nicht
lediglich aus dem δπισθόδομος entnommen ist, bleibt fraglich. Jedenfalls kann
darin bei dem Schwanken der Einzelzeugnisse in diesem Punkte keine urkundlich
8G) Schol. Demosth. [<?]» 14· Harpokr. Bk. Anecd. 8S) Schol. Plut. 1191. Etym. Μ.
I, 286, 26. 89) Schol. Plut. 1193. Suid.
8') Schol. Aristoph. Plut. 1193. Phot. Suid. 90) Schol. Demosth. [<?], 14· Harpokr.
 
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