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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 17.1902

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Michaelis, Adolf: Archaios Neōs: die alten Athenatempel der Akropolis von Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47179#0040
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Michaelis, Αρχαίος νεώς.

gesicherte Thatsache erkannt werden; es bleibt vielmehr die Frage offen, ob in
dieser Version nicht nur der Versuch eines Grammatikers vorliegt, die blofse Be-
zeichnung ό 'Οπισθόδομος, ohne Angabe eines Gesamtgebäudes, zu dem er gehörte,
zu erklären. In der That liegen auch noch Zeugnisse für eine andere Erklärung
vor. In den Lucianscholien91 heifst es τδ όπισθεν του άδυτου ούτως έλεγον, έν ώ
και (τα) δημόσια άπέζειτο χρήματα, in den Aristophanesscholien92 τδ όπισθεν του οί'κου,
ήγουν του ναοΰ oder τον όπισθεν οικον τής θεοΰ, in den Demosthenesscholien93 mit
ungeschickter Kürzung τδ όπισθεν τής θεοΰ, όπου ήν τα χρήματα. Hier wird der
Opisthodom als hinterer Teil oder hinterer Saal des Tempels aufgefafst, in völligem
Einklang ebenso mit dem litterarischen Gebrauche des Wortes, wie mit den all-
gemeineren Grammatikererklärungen94 und mit der grammatischen Bildung des
Wortes: so wenig wie πρόδομος, πρόναος, προνήιον, πρόπυλον jemals für ein gesondertes
Gebäude vor dem Tempel oder dem Thore gesagt wird, so wenig ist dies für
οπισθόδομος gebräuchlich gewesen, ja überhaupt nur denkbar.
Aus der Masse der angeführten Zeugnisse hebt sich ein kurzes Scholion zu
Aristophanes Plut. 1183 ab: οπίσω του νεώ τής καλούμενης Πολιάδος Αθήνας διπλούς τοίχος
έχων θύραν, όπου ήν θησαυροφυλάκων. Da hier an die Stelle des »Athenatempels« der
Tempel der Polias gesetzt ist, so halte ich es noch für wahrscheinlich, dafs in dem
Folgenden eine Reminiscenz an Pausanias διπλοΰν οίκημα zu erkennen, also etwa οίκος
zu schreiben ist95; wie das έχων θύραν hineingekommen, weifs ich freilich nicht zu
sagen. Trotz seiner anscheinenden Bestimmtheit glaube ich kaum, dafs diesem
Scholion mehr Gewicht beizulegen ist als denen, die die Chariten des Sokrates
όπισθε (οπίσω) τής ’ Αθήνας έγγεγλυμμένας τφ τοίχφ sein lassen (Arx zu Kap. 22, 46*).
Wenn aber jenes Zeugnis (nach dem dann der νεώς τής Άθηνάς in den übrigen
Stellen ebenfalls den Poliastempel bedeuten würde) eine Stütze für die Ansicht ab-
geben soll, dafs unter dem Opisthodom der stehen gebliebene Westteil des Heka-
tompedon zu verstehen sei96, so mufs doch nachdrücklich darauf hingewiesen
werden, dafs die Nordhalle des Erechtheion niemals als Front des Polias-
tempels gelten, vielmehr was etwa hinter diesem lag, nur im Westen des Tempels
gesucht werden darf. Den Opisthodom aber überhaupt hier im Norden der Burg
zu suchen, verbietet die Stelle bei Aristeides 5z, 57 Keil (27 p. 548 Ddf. = Arx zu
Kap. 24, 34**), wo der Redner träumt, von seiner Wohnung im Süden der Burg97
του νεώ τής Άθηνάς τδν οπισθόδομον zu sehen. Von dieser Seite her würde der An-
nahme Milchhöfers98 nichts im Wege stehen, der seinen Einzelbau Opisthodomos

91) Fugit. 7. Tim. 53.
92) Plut. 1191. 1193.
93) Schol. RY zu 24, 136.
9t) Poll. 1, 6. Varro de lingua Lat. 5, 160. Photios
τό ό'πισίΐεν παντός οικήματος (ebenso Et. Μ. und
Bk. Anecd. a. a. O.).
95) Dübners Regius (Paris. 2821) liest διπλοΰν ήν
τείχος εχον, womit man meines Erachtens nicht
weiter kommt.
96) Diese Ansicht vertritt White S. 38 ff.

97) έξο'πισθεν τής άκροπο'λεως. Der Ausdruck wird
schon von White, der zuerst auf die Stelle auf-
merksam gemacht hat (S. 15), durch Hinweis
auf Herod. 8, 53 richtig gedeutet. Zu der in
meinem Kommentar hinzugefügten Stelle aus
Aeschines z, 97 kommt noch die in den Scholien
dazu angeführte seltsame Wendung: Σφηττος
δήμος ό'πισ&εν τής άκροπόλεως.
9S) Pliilol. LI1I, 36of. Vgl. dagegen White S. 48fr.
Körte S. 254. Furtwängler 1895 S. 356 >.
 
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