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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 17.1902

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Swarzenski, Georg: Mittelalterliche Kopien einer antiken medizinischen Bilderhandschrift
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Weizsäcker, Paul: Zu zwei Berliner Vasen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47179#0063
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Weizsäcker, Zu zwei Berliner Vasen.

zeichnet diese als libellum ornatissiinum. Dafs der zeitgemäfse Stil der
Kopisten — besonders im Gewandstil — in den erhaltenen Exemplaren zu erkennen
ist, beweist nichts gegen die frühe Datierung des Originals.
Es liegt nahe, auch diesem Denkmale des späten Altertums gegenüber die
jetzt aktuelle Frage aufzuwerfen: Orient oder Rom? An der Entstehung auf italisch-
weströmischen Boden ist ja nicht zu zweifeln, aber östliche Vorbilder könnten sehr
wohl hier im Spiele sein. Die etwas phantastischen Architekturen finden sich sehr
ähnlich auf ägyptischen Elfenbeinschnitzereien des 6. Jahrhunderts.26 Einige Teile
der Sammlung geben sich auch textlich als lateinische Übertragungen aus dem
griechischen zu erkennen, wie solche — gleichfalls illustriert — Cassiodor ausdrück-
lich erwähnt27 28, und die Mehrzahl der übrigen fufst wenigstens auf griechischen
Autoren. Doch gehen andere, wie der S. Placitus auf original-lateinische Quellen
(Plinius) zurück38, sodafs die Frage z. Z. noch nicht spruchreif ist. Als charakteristisch
bemerke ich nur, dafs das Fehlen des oströmischen Apparates an inspirierenden,
psychischen Personifikationen allen Autorenbildern unserer Sammlung mit den übrigen
uns aus weströmischem Gebiet überkommenen Darstellungen des gleichen Gegen-
standes gemeinsam ist, — im Gegensatz zu den oströmischen Denkmälern (Constan-
tinopel: Wiener Dioscorides. Syrien (?): Codex Rossanensis). Doch sollte die Lücken-
haftigkeit und Zufälligkeit bei unserem Denkmalsbestande gerade hier zur Vorsicht
stimmen.29
G. Swarzenski.

ZU ZWEI BERLINER VASEN.
i. Die Kanne No. 1731, die L. Adamek1 dem Amasis zuweist (abgebildet
Abb. 1, nach Adamek, Unsignierte Vasen des Amasis S. 40 Abb. 15), zeigt einen
Vorgang, der bis jetzt eine befriedigende Erklärung nicht gefunden hat. Furtwängler
hat sich für keine der beiden von ihm angeführten Deutungen entschieden. Eine
Frau wird von zwei jugendlichen Speerträgern an den Armen festgehalten, — weg-
geführt kann man nicht sagen, da die beiden jungen Männer einander gegenüber-
stehen. Die Frau wird von dem zur Linken fest am rechten, von dem zur Rechten

26) Über diese S. Graeven in Röm. Quartalschrift.
XIII. 1899. S. 109 ff. Zur gleichen Schule eine
Tafel im Musee Cluny No. 1048 (Phot. Girau-
don 282).
27) Inst. div. litt. 31. S. Teufifel, a. a. O. S. 102.
28) S. Teufifel, S. 1062.
29) Als Ausnahme von der Regel innerhalb der la-
teinisch-abendl. Tradition sei deshalb an die
zweifellos ein antikes Vorbild wiedergebende
Darstellung des Arat mit der inspirierenden

Muse in Madrid (Bibi. Nac. Cod. A. 16) erinnert,
übereinstimmend mit einem Trierer Mosaik
(Antike Denkm. 1889, Taf. 47, 48). Doch kann
auch hier eine griechische Quelle mitspielen.
S. Bethe, Rhein. Mus. 1893. S. 94L Abb. auch
bei Maass, Comm. in Arat. rel.

Ü Unsignierte Vasen des Amasis, Prager Studien
zur Altertumswissenschaft, Heft V, 1895.
 
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