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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 17.1902

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Petersen, Eugen: Die Erechtheion-Periegese des Pausanias
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https://doi.org/10.11588/diglit.47179#0070
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6ο

Petersen, Die Erechtheion-Periegese des Pausanias.


Erechtheion gehen, dann den Athenatempel besuchen und endlich, sei es durch das
Erechtheion und dessen Westthür, sei es durch die Nordhalle, jedenfalls unter
Wiederaufnahme seines ersten Weges zum Ölbaum hätte gehen wollen.« Nun be-
steht die gerügte Verwirrung oder Unordnung aber doch eigentlich darin, dafs Pau-
sanias, obgleich von Osten herkommend2, nicht mit der Ostcella beginnt, sondern
mit der westlichen, von dieser sich zur Polias im Osten wendet, um dann abermals
nach der Westseite zurückzukehren. Dies Hin- und Herspringen zwischen Ost und
West bleibt aber ganz dasselbe, mag man nun Pausanias durch die südliche Koren-
halle oder durch die nördliche mit der schönen Thür eintreten lassen. Das Be-
fremdliche dieser Periegese entspringt, wie mir scheint, lediglich aus dem Streben,
die Monumente nach ihrer mythisch-geschichtlichen Folge zu betrachten oder zu
nennen: Pausanias beginnt mit dem, welcher der erste am Platze war, mit Kekrops
und seinem Zeusaltar; das zweite ist das Erechtheion mit dem zuerst geschaffenen
Wahrzeichen des Poseidon. Nach Poseidon erst bringt Athena ihr Zeichen, den
Ölbaum, hervor: so ist denn auch bei Pausanias ihr Tempel und daran schliefsend
der heilige Baum das Dritte.
Wo war nun der Altar, den Kekrops dem Hypatos errichtet hatte, und den
Pausanias vor dem Eingang ins Erechtheion sah? Strenggenommen müfste er, wenn
Pausanias durch die Korenhalle eintrat, nicht vor, sondern innerhalb dieser gestanden
haben. Aber weder drinnen noch draufsen vor dieser Halle ist eine Spur oder
auch nur ein schicklicher Platz für ihn zu finden. Da der »alte Tempel«, wie
Michaelis selbst erwiesen, noch ein paar Jahre nach Fertigstellung des Erechtheions
bestand, und der Altar des Hypatos doch wohl nicht jünger ist als der ganze
Erechtheionskomplex, so könnte er, den Pausanias erst nach Erwähnung des οίκημα
nennt, wenn überhaupt draufsen, kaum anders als in der engen Gasse zwischen dem
Erechtheion und dem alten Tempel gestanden haben. Wer kann das glauben?
Und warum denn? Doch nur deshalb, weil, wie Michaelis meint, Pausanias nach
seiner pedantischen Weise lieber den näheren als den ferneren Eingang gewählt
haben würde, wo doch gar nicht ausgemacht ist, ob es südlich oder nördlich um
den Poliastempel zu gehen für Pausanias näher war3.
Mit Bursian also haben ich und andere den Periegeten vielmehr durch die
Nordhalle eintreten lassen und den Altar, welcher innerhalb dieser wirklich vor dem
Eingang ins Pirechtheion stand, mit dem von Pausanias erwähnten des Zeus Hypatos
identifiziert, obgleich er in Inschriften nur der βωμός του θυηχου genannt wird. Zu
solcher Identifizierung liegt, wie Michaelis S. 16 sagt, »gar kein Grund vor«, »und

2) Genau zu bestimmen sind die zuletzt vor dem
Erechtheion genannten Punkte (die Leukophryene
und die Athena des Endoios), so viel ich weifs,
nicht; sie müssen aber eher östlich als nordöst-
lich gelegen haben, so dafs Pausanias auf alle
Fälle erst am Poliastempel vorbeigegangen ist.
3) Über einen anderen Grund, der nicht sowohl
für die Korenhalle als gegen die Nordhalle

sprechen soll, sogleich. Warum ging denn aber
Pausanias, wenn er schon so pedantisch und
bequem war, nicht gleich in die Ostcella und
dann hübsch gen Westen weiter? Warum auch
beim Parthenon erst ganz vom Westende zur
Ostfront, um nun erst den Ostgiebel und danach
den lange vorher gesehenen Westgiebel zu er-
wähnen ?
 
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