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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 17.1902

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Puchstein, Otto: Zweiter Jahresbericht über die Ausgrabungen in Baalbek
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https://doi.org/10.11588/diglit.47179#0098
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Zweiter Jahresbericht über die Ausgrabungen in Baalbek.

Im Frühjahr 1902 war auch der Geheime Baurat Dr. A. Meydenbauer nach
Baalbek gekommen, um in der Zeit vom 4. April bis zum 4. Mai, unterstützt von
Professor W. Schleyer von der polytechnischen Hochschule in Hannover und von
Regierungsbauführer Th. v. Lüpke eine photogrammetrische Aufnahme der Ruine
sowie des ganzen Stadtterrains zu machen und zugleich die für die Publikation der
Tempel wünschenswerten Photographien herzustellen. Diese Arbeit wäre vielleicht
besser einige Monate später ausgeführt worden, aber die Umstände und das Klima
liefsen keine andere Disposition dafür zu.
Bei der Grabung und dem Schutttransport, in den schlimmeren Winter-
monaten nur wenig durch Regen und Schnee beeinträchtigt, waren im Durchschnitt
100 Arbeiter täglich beschäftigt. Sehr vorteilhaft war es, dafs eine Anzahl von
Besitzern erlaubte, den Erdschutt in ihren dicht bei der Ruine gelegenen Gärten abzu-
laden und so das Ackerland aufzuhöhen. Zu den aufgehöhten Teilen gehört allerdings
auch eine Strecke des arabischen Festungsgrabens, südlich und westlich von dem anti-
ken Heiligtum, so dafs hier der mittelalterliche Zustand etwas verundeutlicht, aber der
antike so zu sagen wiederhergestellt worden ist. Die von uns verworfenen und aus
der Ruine hinausgeschafften Quadern und Bruchsteine, fast nur von den arabischen
Bauten stammend, hat die türkische Regierung an die Bewohner von Baalbek ver-
kauft, bei denen sich infolgedessen eine schwunghafte Bauthätigkeit entwickelt hat.
Was nun an den verschiedenen Teilen der Ruine neu geleistet und erreicht
worden ist, ist folgendes.
Im ersten Grabungsjahre waren der rechteckige Vorhof und der Altarhof
vom Schutt gesäubert worden, aber noch die vor dem Vorhof gelegenen Propy-
läen zu erledigen geblieben (vgl. den Plan im Jahrbuch XVI, 1901, Taf. IV). Jetzt
ist von den Propyläen die nördliche Hälfte bis auf den Stylobat der Frontsäulen
und bis auf die Schwelle des Mittel- und des nördlichen Seitenportales ausgegraben;
die südliche Hälfte griffen wir nicht an, weil hier die Nordfront des Nebenraumes
eingestürzt ist und kolossale Trümmer den Boden bedecken. Es zeigte sich bei
der Grabung in den Propyläen, dafs das lange Gewölbe darunter eingestürzt war,
aber wenig antike Bauglieder, fast nur nachträglich aufgeschüttete Erde enthielt.
Besser erhalten sind die Gewölbe unter den beiden Nebenräumen; sie waren ehe-
mals von aufsen zugänglich, ihre Wände sogar mit prostylen Aedikulen dekoriert,
der Schlufsstein des einen mit einem Merkurstab, und sie hatten je eine Thür zu
dem langen dunklen Gewölbe unter der Propyläenhalle. Es erschien nicht nötig,
dies letztere auszuräumen; nur vor dem Mittel- und dem nördlichen Seitenportal
wurde bis auf den Fufsboden des Gewölbes gegraben, um nach einem Zugang zu
den Gewölben unter dem rechteckigen Hof zu suchen. Dergleichen wurde jedoch
hier nicht gefunden; es gibt nur von aufsen Thüren dazu (im Norden und im Süden)
und die sind von den Arabern zugemauert worden. Diese Gewölbe unter dem
Vorhof scheinen ebenfalls ganz mit Schutt und Erde angefüllt zu sein und eine
gründliche Untersuchung nicht zu lohnen.
 
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