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H. Thiersch, Die alexandrinische Königsnekropole.

die neue Hauptstadt des Landes, nach Alexandria. So hat uns den Sachverhalt
kürzlich 0. Rubensohn verstehen gelehrt 2).
In Alexandria ist das neue Alexandergrab dann jahrhundertelang Gegenstand
höchster Verehrung gewesen. Es lag in einem besonders dafür abgegrenzten Bezirk,
einem περίβολος, in der Folgezeit mehr und mehr verbunden mit für die sämtlichen
Nachfolger, die Ptolemäer, bestimmten Fürstengrüften 3). Es scheint sich nämlich
im Laufe der drei vorrömischen Jahrhunderte etwas wie eine ausgedehnte königliche
Nekropole, ein ganzer Komplex von Königsgräbern um das Grab des göttlich verehrten
ήρως κτίστης dort herausgebildet zu haben. All diese Gräber wurden noch in der
Kaiserzeit als Sehenswürdigkeit gezeigt 4). Dieser geweihte Bezirk mit dem Alex-
andergrab und dem Πτολεμα'ειον lag so ziemlich im Zentrum des ganzen Stadt-
gebietes, nahe der Kreuzung der Haupt-OW.-Straße 5) mit einer der beiden Haupt-
NS.-Straßen 6), und zwar noch innerhalb des sogenannten Königsviertels. Hier in
der Nähe der berühmten Bibliothek und des »Museums« bildete der Komplex der
königlichen Gräber einen Annex des weitläufig gebauten Ptolemäerpalastes (vgl.
Strabo). Botti (Plan d’Alexandrie p. iii) hatte in diesem Sinne ganz recht, wenn
er betonte, »il n’y avait pas un Ptolemium mais des Ptolemia« 7). Die Anordnung
scheint derart gewesen zu sein, daß jeweils ein monumentaler freistehender Aufbau
über dem tiefer oder dahinter gelegenen Gruftraum oder über dem Eingänge zu
diesem errichtet war 8). Die Art der Beisetzung war keineswegs immer ein und die-
selbe: Bestattung bezeichnet Anfang und Ende, die Sitte der Verbrennung anschei-
nend die große Mitte der Gräberserie. Auf diese Verschiedenheit der Beisetzungen
führen verschiedene Umstände. Einmal der ungewöhnliche merkwürdige Name
speziell des Alexander-Mausoleums: σώμα (so haben nicht nur bei Ps.-Kallisthenes,
sondern auch bei Strabo alle Handschriften; erst nach Zenobius III 94 hat man
dafür σήμα hineinkorrigieren wollen). Σώμα ist die Leiche, die Mumie. Und eben die
Mumie, die Konservierung des ganzen Körpers nach ägyptischer Weise 9), das war

2) Im Bulletin de la Societe Archeologique d’Alex-
andrie n. 12 (1910) gegen W. Otto, Priester und
Tempel im hellenistischen Ägypten I 138 ff.;
II 267, 320.
3) Die wichtigeren Zeugnisse zusammengestellt bei
Lumbroso, L’Egitto dei Greci e dei Romani 2
S. 176 ff.; Pauly-Wissowa I 1385 (Puchstein);
Otto, Priester und Tempel im hellenistischen
Ägypten I 139 ff. Achilles Tatius V 1: ό έπώ-
νυμος τόπος Αλεξάνδρου.
4) Strabo XVII 794: μέρος δέ των βασιλείων εστι
και τδ καλούμενον Σήμα, δ περίβολος ήν, έν ώ
α'ι τών βασιλέων ταφαι και ή του Αλεξάνδρου. —
Didymus in proverbio ευνους ό σφάκτης· Έν
μέση τή πόλει (Φιλοπάτωρ) μνήμα οί οίκοδομή-
σας, δ νυν Σήμα καλείται, πάντας έκεΐ τούς
προπάτορας σύν αυτή κατέθετο και Αλέξανδρον
τον Μακεδονα.

5) folgt aus Achilles Tatius V 1.
6) Nach den allgemein akzeptierten Untersuchungen
von Neroutsos und el-Falaqi. Vgl. die verschiedenen
Rekonstruktionspläne des antiken Alexandria.
7) Ebenso auch Hogarth, Arch. Report of the Egypt
Exploration Fund 1894/5 S. 24.
8) Über Freibauten oben über alexandrinischen
Gräbern vgl. Th. Schreiber, Die E. Sieglin-
Expedition I 175 (nach Beobachtungen Bottis bei
Fort Saleh), 80 ff. Taf. II ff. (Kom es Schugafa).
9) Vgl. Alexanders Testament bei Ps.-Kallisthenes
III 39: τήν διάταξιν τής ιδίας ταφής· ώς οί Ιερείς,
οί κατ’ Αίγυπτον κρίνουσιν, ήμεΐς συγχωροΰμεν.
— Dann die Behandlung der Leiche und ihre
30 tägige Ausstellung vor der Bestattung nach
ägyptischem Ritus. — Qu. Curtius X 10: Der
Sarg mit Alexanders Mumie angefüllt mit Aro-
mata zur Konservierung.
 
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