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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 25.1910

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Six, Jan: Apelleisches
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Bieber, Margarete: Der Paris des Euphranor und Jünglingsköpfe aus dem IV. Jahrhundert v. Chr.
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https://doi.org/10.11588/diglit.44285#0174
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Μ. Bieber, Paris des Euphranor und Jünglingsköpfe aus dem IV. Jahrhundert v. Chr. i

So verwandt die Zeus und Hera auf dem Ida und die Ankunft der Io in Ägyp-
ten 69) in der Zweiteilung der Komposition, der statuarischen Ruhe der Gestalten,
der vollen blühenden Schönheit der großäugigen Hera und Isis mit der Arkadia 7°)
auch sind, es wäre verfrüht, hier mehr als Apelleischen Einfluß erkennen zu wollen.
Daran ändert nichts, daß andererseits diese Isis in der Zeichnung der Gesichtszüge,
von Mund und Augen, besonders dem Zeus-Alexander nahe steht und daß die ge-
flügelte Parthenope eine Schwester der Nike scheint, die den Schild für das Tro-
paion beschreibt. Die Möglichkeit ist nicht abzustreiten, daß man, was nur
Apelleisch ist, Apelles selber zuschreibt.
Es ist aber Selbsttäuschung, wenn man meint, daß man der plattgetretenen Straße
folgend nicht derselben Gefahr ausgesetzt ist. Eine Komposition des Apelles einem
pergamenischen oder alexandrinischen Anonymus zuzuschreiben, ist kein geringerer
Irrtum.
Die dichte Masse namenlosen Stoffes erinnert mich immer an undurchsichtiges
Schneeeis, das trotz seiner Dicke nicht zuverlässig ist. Eine Vermutung, die sich
als solche gibt, ist wie gesundes glashelles Eis, worauf man getrost zu laufen
wagen darf, indem man genau durch die Luftblasen, die man darunter Avahrnimmt,
die Stärke feststellen und wissen kann, wo die Tragkraft aufhört.
Amsterdam. J. Six.

DER PARIS DES EUPHRANOR UND JÜNGLINGSKÖPFE
AUS DEM IV. JAHRHUNDERT V. CHR.
(Hierzu Tafel 5—7.)
Der jugendliche männliche Kopf, der Abb. I*) in Profil und Vorderansicht ab-
gebildet ist, befindet sich in Kassel. Er sitzt auf dem Torso, den Furtwängler für
eine Kopie nach dem Hephaistos des Alkamenes hielt (Meisterwerke 120 Abb. 22).
Ergänzt sind an dem Kopfe die untere Hälfte der Nase, fast das ganze linke Ohr
und der Rand des rechten Ohrs. Das Gesicht ist durch Putzen und Glätten sehr
geschädigt worden. Vor den Ohren scheinen sich an den Wangen noch kleine Haar-
büschel heruntergezogen zu haben, die der Restaurator rasiert hat. Der Hinterkopf
ist vollständig überarbeitet. Er muß stark verletzt gewesen sein. Eine senkrechte
Schmarre auf der rechten Seite schneidet noch tief in die neue Oberfläche ein. Eigen-
tümlich ist der Reif, der am Hinterkopfe sichtbar wird, aber schon etwa 2 cm hinter
den Ohren unter den dichten Haaren verschwindet. Wie der Restaurator darauf
verfiel, ihn zu interpolieren, wurde mir klar, als ich im Louvre den »Theseus« genannten
Kopf sah (früher Salle grecque, jetzt Salle de la Pallas de Velletri. Villefosse, Marbres
69) Herrmann, Taf. 11 und 56. *) Die Photographien, nach denen Abb. 1 a, b
7°) Herrmann, Taf. 78, 79. und 4 b, hergestellt sind, verdanke ich der Güte
des Herrn Bauinspektor von Lüpke.
 
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