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B. Schulz, Die Porta aurea zu Spalato.

schon im Frühjahr 1908 durch Augenschein an Ort und Stelle überzeugt, und ich
habe dann von diesen Nischen geschrieben, man könne ihren jetzigen Zustand
nicht als den von dem Architekten Diokletians beabsichtigten ansehen, und von
den Konsolen darüber sagte ich, daß sie bestimmt gewesen sein müßten, »noch
etwas zu tragen, das vor den Pilastern stehen sollte«. Wenn ich dann von den
Pilastern noch sagte, daß sie (um reichlicheren Platz für davor aufzustellende

Säulen zu schaffen) »vielleicht noch


Abb. 2. Eine Conche in Baalbek.

überarbeitet werden sollten«, so geht auch
daraus hervor, daß ich nicht meinte, die von
mir »rekonstruierten« Säulen und damit die
Verdachung darüber seien jemals bereits
wirklich versetzt gewesen, sondern nur, daß
ihr Anbringen beabsichtigt war und wir
einen unfertigen Zustand vor uns haben.
Niemanns erster Beweisgrund, daß von
einem Eingreifen der Verdachung in die
Wand jede Spur fehlt und sich keinerlei
Klammer- oder Dübellöcher in der Mauer
oder in den Pilasterkapitellen und Konsolen
befinden, eine Tatsache, die ich voll be-
stätigen kann, muß deshalb als Gegengrund
gegen meine Ausführungen ausscheiden. Der
Zustand der Nischen ist eben ein derart un-
fertiger, daß diese, zur Befestigung der erst
zu versetzenden. Teile nötigen Arbeiten noch
nicht ausgeführt sind.
Auch die als zweiter Beweisgrund gegen
meine Ansicht angestellte Berechnung, daß
die Fleischstärke der an die Wand anstoßen-
den Werkstücke der Nischenverdachungen
nur noch I bis 3 cm betragen würde, und
die Verdachungen deshalb zwischen den
Konsolen gar keinen Platz hätten, bedarf der
Richtigstellung. Sie geht von der Behaup¬

tung aus, daß der innere Durchmesser der halbkreisförmigen Nischenverdachung
der Sachlage entsprechend gleich dem Abstande zwischen den Pilastern sein müßte.
Das ist aber nicht zutreffend. Der lichte Durchmesser einer solchen Halbkuppel¬

verdachung ist nur dann gleich dem Abstande zwischen den Stützen darunter,
wenn deren Architrav als Archivolte in senkrechter Ebene um die Halbkuppel
geführt wird (wie in Abb. i). Wenn aber wie hier der Architrav horizontal
durch die Nische geführt ist, so bildet der darüber folgende Fries das unterste Glied
der Bogenumrahmung, und der tritt vor die Fläche des Architravs und des Pilasters
vor, und zwar gewöhnlich so weit, wie die Ausladung des Kymation am Architrav
beträgt (vgl. Abb. 2), hier also ziemlich genau ebensoviel wie der Abstand der Pilaster
 
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