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A. Michaelis, Das Grabmal der Nasonier.

auf blauem Grunde geschmückt, dazwischen ein Jüngling auf rotem Grunde. Ein
Kymation von Stuck und darüber ein Fries mit Seewesen 4) zogen sich über den Ka-
pitellen hin. Der obere Wandteil, ungefähr 8 Palmi (1,76) hoch, war durch sechs aedi-
culaartige Pfeilerwände mit Flügelgestalten auf rotem Grunde eingeteilt und dazwischen
mit fünf 9 Palmi (1,98) langen Gemälden geschmückt. An der Rückwand (Beil. I, Abb. 3)
umgaben zwei nur 7x/2 Palmi (1,65) breite Bilder eine leicht verzierte obere Nische,
unter deren unterem Rande ein verwischter Kopf sichtbar war. Das flache Tonnen-
gewölbe zeigte eine dreigeteilte Dekoration (Beil. 2, Abb. 5), in der Mitte ein ungefähr
quadrates Feld, das von einem Mittelrund aus seinen Schmuck gleichmäßig gegen die
Ecken und gegen die Seiten erstrecktei); an den beiden Enden war je ein läng-
liches Feld mit entsprechendem Bilderschmuck angeordnet, jedoch ward das dem
Eingänge zunächst belegene Feld nebst dem an-
grenzenden Stück des Mittelfeldes bei der Eröffnung
des Grabes, die von oben her erfolgte, zerstört;
ebenso waren von der oberen Bilderreihe links das
erste, rechts die beiden ersten Bilder, vom Eingang
her gerechnet, zugrunde gegangen. Daß das Grab
auch noch später benutzt worden war, bewiesen
einmal drei spätere Grabinschriften mit Namen, die
den Nasoniern fremd waren, und zwei schmucklose
Sarkophage von Travertin, zweitens in den sieben
Nischen 2r/2 Palmi (0,55) hohe, aus Bruchsteinen
hergestellte Behälter, die ganz mit Knochen angefüllt
waren. Hierdurch war der untere Teil der Nischen-
malereien zerstört und die einst vollständigen Figuren
in Kniestücke verwandelt worden.
Das Aufsehen, das der Fund in Rom machte,
Abb. 2. Der Grundriß des Grabes. warq dadurch erhöht, daß der Name des 0. Na -
s ο n i u s Ambrosius mit P. Ovidius N a s o zusammen-
gebracht ward, in den Nasonii fälschlich Geschlechtsabkommen des Dichters vermutet
wurden und dessen Bildnis in einem der Gemälde des Grabes (Beil. 3> V; 5, Va)
gefunden ward. Das Gedränge der Neugierigen und der Zutritt der Luft wirkten zu-
sammen zum raschen Verfall des Wandschmuckes, von dem sechs Jahre später nur
noch schwache Überbleibsel vorhanden waren. So war es dankbar zu begrüßen,
daß Don Gaspare Altieri drei Gemälde des oberen Wandteils (Ödipus, Tiger-
jagd, Pferd Beil. 4, XIX, XV, XIV) abnehmen und in die von ihm erbaute Villa
Altieri verbringen ließ 4 5 6).


4) Petersen [Annali XXXII, 1860, 396. Fredrich,
Sarkophagstudien (Nachr. K. Ges. d. Wiss.,
Göttingen 1895) 42.]
5) [Petersen, Annali XXXIII, 1861, 193 und 200.
Ronczewski, Gewölbeschmuck im römischen Alter-
tum, Berlin 1903, besprochen Deutsche Lit.-Zeit.
1903, 2649.]

6) [Nach Bellori wurde nur das erste Bild ganz,
von den beiden andern nur je ein frammento
überführt. Nach Causeus Übersetzung scheint
das Fragment des zweiten erheblicher gewesen
zu sein. Winckelmann V, 168 sah nur jenes
ganze, »eins noch übrig« (Matz). — Duhn III
S. 297 sah nichts mehr davon.]
 
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