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F. Studniczka, Das Gegenstück der Ludovisischen »Thronlehne«.

offenbar sehr bedurfte. B und L geben nur der Balustrade die alte, langlebige
Nai'skosform ohne wagrechtes Geison (S. 60), die dem Reliefschmuck freiem Spiel-
raum bietet als der Giebel allein, und machen sie standfähiger, indem sie über die
seitlichen Ranken der Altarhörner die kurzen Flügelwände setzen. In kleinerem Maß-
stab hätte man das Ganze vielleicht massiv gebildet, wie das späte Weihrelief Abb.7.
In solcher Größe dagegen empfahl sich die Aushöhlung, um die Plattform des Altars
zu erweitern.
Es steht also in der Tat so, daß sich aus der Deutung auf Altarränder die grund-
legenden ornamentalen Formen der zwei Gegenstücke allein oder wenigstens am
besten, ihr tektonischer Aufbau besser als aus irgend einer andern vorliegenden
Annahme begreifen läßt. Die von de Mot (S. 151) ist ja nur eine Variante; denn
der Grabbau, dessen Akroterien er hier vermutet — offenbar wegen der schon
S. 85 berührten Deutung des Hauptreliefs von B —- wäre schwerlich anders als
altarähnlich zu denken (vgl. Abb. 18). Ganz ohne dunkeln Rest wird es ja auch
bei der Altarhypothese nicht abgehen. Z. B. ist für die beiden Einarbeitungen in den
korrespondierenden Flügelanten B links und L rechts (S. 64 f., Abb. 4,5, 8) auch so eine
befriedigende Erklärung schwerlich bestimmt zu geben, wohl aber in mehr als einer Rich -
tung denkbar. Die auffallenden Ungleichheiten beider Stücke, die der nahen Zusammen-
fügung in einem Sarkophag oder in einem Bett widersprechen (Abb. 19), werden, wie
Puchstein mir bemerkte, viel erträglicher auf einem der langgestreckten Altäre, die wir
ja hauptsächlich durch sein und Koldeweys Tempelbuch in Sizilien und Unteritalien
kennen, die aber auch im Mutterlande heimisch waren *) und in einzelnen Bei-
spielen, bisher meines Erinnerns freilich erst hellenistischer Zeit, dem pergamenischen
Demeteraltar (S. 71) und dem stadionlangen von Parion (S. 93), auch im griechischen
Osten auftreten. Von mir bekannten Altären dieser Art kommt seinem Breitenmaße
nach (1,50) unseren Denkmälern (1,61) am nächsten der um 600 v. Chr. angesetzte der
Orthia in Sparta 2). Er ist sechsmal so lang (9 m) und etwas niedriger als breit
(1,20). Doch kann aus dieser und den übrigen verfügbaren Analogien unmöglich
etwas Bestimmtes über die Verhältnisse des Altars ermittelt werden, von dem B und L
allem Anscheine nach herrühren. Nur daß die Oberkante des Altars selbst etwa
in Augenhöhe lag, werden uns (wie Marshall) die Reliefs wahrscheinlich machen.
Ihr zum Teil offenbar mythologischer Inhalt belehrt uns hoffentlich über die Götter,
denen sie angehörten. Über die Entstehungszeit hat der Stil des länger bekannten ja
nur Wenigen Zweifel gelassen (S. 51). Von alle dem im zweiten Teil.
Leipzig. Franz Studniczka.

) Einige Hauptbeispiele: Excavations at Megalo-
polis (Journ. hell. stud. Suppl.) 51 f.; Altar am
Eurotas, Annual Brit. School XII 1905/6, 395 ff.
(Dickins); der Orthia s. folgende Anm.; Haupt-
altar in Delphi, Literatur in Hitzig und Blümners

Pausanias III 2 S. 715; Homolle, Fouilles de
Delphes II Taf. 5.
9 Annual Brit. School XIII 1906/7, 67 ff.
(Dawkins).
 
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