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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 31.1916

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Buschor, Ernst: Neue Duris-Gefässe
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https://doi.org/10.11588/diglit.44517#0089
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E. Buschor, Neue Duris-Gefäße.

75

von Furtwängler (Ägina S. 344 f.) zusammengestellte Gruppe hat Hauser (Furtw.-
Reichh. IIS. 234) mit Recht nicht akzeptiert, und auch die Zuweisung des Münchner
Marpessapsykters (Furtw.-Reichh. Taf. 16) hat sich nicht bewährt: Bcazleys Ein-
reihung dieser Vase unter die frühen Werke des Pan-Meisters (J. H. St. 1912, S. 357)
wurde durch Waldhauers Publikation einer weißgrundigen Lekythos in Petersburg
(Österr. Jahresh. 1913, Taf. II) zur Evidenz erhoben (vgl. J. H. St. 1914, S. 175). Näher
an die Sphäre des Duris kam Furtwängler mit den beiden Berliner Pelikcn 2166 und
2167, zu denen noch eine »dritte Replik« kommt (in Bologna, Catalogo dei vasi delle
nccropoli Felsinee Nr. 161).
Durch die Bekanntgabe von vier Scherben einer Pelike, die sich jetzt im Museum
der K. Russischen Archäologischen Gesellschaft in St. Petersburg befinden, ist der
Erforschung der größeren Duris-Gefäße neuerdings ein sicherer Grund gelegt worden.
Laurent Moiseeff, der sie in den Zapiski der klassischen Abteilung der genannten Ge-
sellschaft VII S. 78 ff. veröffentlicht hat, ist es nicht entgangen, daß sie von derselben
Hand bemalt sind wie die Berliner Schale Furtw. 2286 (hier Taf. 2), also von der
Hand des Duris. Ich kann mir die Begründung dieser Zuweisung ersparen, indem ich
Abb. i. 2 die vier Fragmente (paarweisezusammengesetzt) nach der Publikation abbildc.
Es sind repräsentative Bilder, eine Spendeszene und ein Götterverein, seitlich umrahmt
von der altmodischen Granatapfelkette und oben von dem Band schrägliegendcr
Palmetten abgeschlossen, das jetzt als neue und zukunftsreiche Zierleiste in die
Vasendekoration eindringt (vgl. auch die Vivenziovase Furtw.-Rcichh. Taf. 34).
Die Petersburger Scherben ziehen aber unweigerlich zwei weitere Gefäße nach sich,
die Brüsseler nolanische AmphoraR. 308 (Abb.3. 4) und den Pariser Stamnos G 187,
auf den mich F. Hauser gütigst aufmerksam gemacht hat und dessen enge Verwandt-
schaft selbst aus der schlechten Wiedergabe in der Elite ceramographiquc, Hl. Taf.
59 und 60 (Abb. 5 und 6) erhellt. Die Berliner Schale bildet mit .Amphora und
Stamnos eine Gruppe, die geschlossener nicht sein könnte; ich verweise nur auf drei
Äußerlichkeiten: die Zeichnung der vom Gewand bedeckten Brüste, die kunstvollen
Hauben, die Loslösung der nach außen gebogenen Stirnlocke. ·
Der Wert dieser Wiedergewinnung einer Gruppe von Duris-Gefäßcn besteht
nicht bloß darin, daß wir die schöne Zeichenkunst dieses Meisters jetzt an Figuren
größeren Maßstabes studieren können; daß wir, deutlicher als auf den Schalen, des
Duris Anteil an der Vereinfachung und psychischen Steigerung der Formen ver-
folgen können, die in dieser Zeit die Vasenmalerei und die ganze Kunst der Griechen
durchweht. Interessant und wichtig sind vor allem die dekorativen Werte, die Be-
tonung der straffen Gefäßformen durch große und einfache Figuren, die parataktische
Komposition ruhigbewegter Gestalten, die Anbahnung eines monumentalen Stils,
der von gewaltiger Wirkung auf die Vasendekoration des 5. Jahrhunderts gewesen
und schwächeren Begabungen oft genug zur gefährlichen Klippe geworden ist. Die
Brüsseler Amphora, einer der ältesten Vertreter des »nolanischcn« ’lypus (vgl. hierzu
B. S. A. XVIII, S. 219), hat auf der Vorderseite noch eine »Szene«, Wappnung eines
Kriegers; die Rückseite nimmt ein in den Mantel gehüllter Knabe ein, der mit diesem
Rüstungsbildc nur sehr äußerlich verknüpft ist: der Helm, den er in der Rechten
 
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