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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 31.1916

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Krischen, Fritz: Die Orophernes-Halle in Priene
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Nilsson, Martin Persson: Die Prozessionstypen im griechischen Kult
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https://doi.org/10.11588/diglit.44517#0332
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Nilsson, Die Prozessionstypen im griechischen Kult.

einer Höhe von über acht unteren Durchmessern mit denen, welche die räumlich
und zeitlich so nahestehenden jonischen Säulen von Magnesia aufweisen. Und nicht
bloß die Säulen sind einander ähnlich. Auch die schräge Decke ist für die Hallen
des Marktes von Magnesia gesichert, und zwar —· was die Sicherheit noch erhöht —
auf Grund einer ganz anders gearteten Beziehung als in Priene E. Wo gerade Hallen-
decken anzunehmen sind, wie bei den pergamenischen Hallen in Athen und Pergamon
oder dem Markt inAegae — diese besonders bekannt durch eine in den Handbüchern
verbreitete Zeichnung Bohns —, liegen die Dinge ganz anders: bei zweigeschossigen
Anlagen wie der Attalos-Stoa in Athen verbietet sich die schräge Decke zum min-
desten über dem Erdgeschoß von selbst, und dann hat man auch die Mittelstützen
nach Art und Maßen nur wenig von den Frontsäulen abweichen lassen wie inAegae.
Berlin. F. Krischen.

DIE PROZESSIONSTYPEN IM GRIECHISCHEN KULT.
MIT EINEM ANHANG ÜBER DIE DIONYSISCHEN PROZESSIONEN IN ATHEN·
Für die meisten Philologen und Archäologen, aber auch für Religionsforscher
ist Prozession gleich Prozession. In die aus der Antike geläufigen Beispiele, deren
vornehmstes der Zug des Parthenonfrieses ist, mischen sich zuweilen moderne Ana-
logien hinein. Wer denkt nicht nebenbei an die großen katholischen Kirchenpro-
zessionen, in denen das Kreuz, die Hostie oder Heiligenbilder umhergetragen werden,
oder an Wallfahrten, wo Pilgerscharen von verschiedenen Wegen kommend sich
vereinen, wie kleine Bäche zu einem großen Fluß zusammenlaufen und unter frommen
Liedern dem ersehnten Ziel zustreben? Oder es taucht die Vorstellung auf, daß der
Gott, der Sonst in Seinem Heiligtum verborgen ist, an den hohen Festtagen sich
seinen Verehrern zeigt und in den Straßen Seiner Stadt spazieren geführt wird. Das
ist ungriechisch. Der griechische Gott Stand nicht in einem dem Volk unnahbaren
Allerheiligsten, sondern war mit Ausnahme gewisser mystischer Kulte jederzeit den
Verehrern zugänglich. Zwar werden diese Analogien zurückgehalten und wirken
wohl mehr unbewußt weiter, aber trotzdem es allgemein anerkannt wird, daß die
griechischen Prozessionen aus sich selbst verstanden werden müssen und können,
da das Material reichlich ist, fehlt es an einer tieferen Einsicht in ihr Wesen. Eine
solche kann erst dadurch gewonnen werden, daß die wechselnden und sehr wesens-
verschiedenen Arten der griechischen Kultprozessionen gesondert und umrissen
werden * 2).
Da der Gebrauch des Wortes Prozession, πομπή, etwas schwankend ist, So muß
zuerst angegeben werden, in welchem Sinn es hier verwandt wird. Ich verstehe
1) Kohte-Watzinger: Magnesia am Mäander. S.116. ensium pompis sacris, Berlin 1900 (A. P. S.) und
2) Das Material findet sich bei E. Pfuhl, De Atheni- für das übrige Griechenland in meinen Griechischen
Festen (G. F.).
 
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