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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 31.1916

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Weege, Fritz: Etruskische Gräber mit Gemälden in Corneto
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https://doi.org/10.11588/diglit.44517#0121
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Weege, Etruskische Gräber mit Gemälden in Corneto.

ETRUSKISCHE GRÄBER MIT GEMÄLDEN IN CORNETO.
Mit Tafel 6—16 und 2 Beilagen.

Die etruskische Malerei hat trotz allem, was über sie geschrieben worden
ist, bisher noch keine befriedigende und ihrer Bedeutung entsprechende Behandlung
erfahren. Mangel an Material ist nicht der Grund, denn wenn sich auch von
den Wandmalereien, die Plinius in den etruskischen Tempeln in Caere, Lanuvium
und in Ardea sah und für uralt hielt, und die wir auch in anderen Tempeln sowie
öffentlichen und privaten Häusern danach voraussetzen dürfen, so gut wie nichts
erhalten hat1), so sind allmählich seit der Renaissancezeit, namentlich aber im 19. Jahr-
hundert, im ganzen etwa 70 ausgemalte Grabkammern in Südetrurien aufgedeckt
worden2), darunter nahezu 50 in Corneto, von denen heute noch 24 zugänglich sind
und den Schmuck ihrer Wände tragen. Freilich haben diese Malereien teils durch
mangelhaften Schutz gegen die Einflüsse von Zeit und Wetter, teils durch mutwillige
Zerstörung von Menschenhand sehr gelitten und gehen, wie ich in den letzten zehn Jahren
allein beobachten konnte, unaufhaltsam einem raschen Ruine entgegen, so daß es als
ein unabweisliches Gebot erscheint, gleichsam in letzter Stunde die noch vorhandenen
Spuren der Gemälde mit allen Mitteln einer fortgeschrittenen Technik zu erhalten.
Die Erfüllung dieser dringenden Pflicht muß denen überlassen bleiben, die in erster
Linie zu Wächtern des Erbes ihrer großen künstlerischen Vergangenheit berufen
sind. Leider scheint man aber jenseits der Alpen bisher nicht über die Diskussion dieser
wichtigen Frage hinausgekommen zu sein 3). Die zweite Forderung muß sein, alle Reste
der Grabgemälde wenigstens in einem getreuen Bilde für alle Zeiten festzuhalten. Daß
hierfür die rein mechanische Methode der photographischen Aufnahme unbedingt
den Vorzug verdient und nur in Ausnahmefällen davon abgegangen werden darf,
sollte allgemeine Auffassung geworden sein. Die Wiedergabe der Farben muß, wo
das Lumiere-Verfahren nicht anwendbar ist, durch Übermalung der photographischen
Vorlage vor den Originalen ausgeführt werden, eine Methode, mit der ich in der
Domus aurea z. B. sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Man sollte also den Plan
aufgeben, in höchst zeitraubender und kostspieliger Weise alle Grabmalereien aber-
mals zu kopieren, denn selbst wenn man die Arbeit den besten Zeichnern anvertraut,

Vgl. Plinius N. Η. XXXV, 17 f.; Martha, L’art
etrusque S. 382 f. Über Reste erhaltener Malereien
aus dem Junotempel in Falerii im Museo di Papa
Giulio in Rom: Weege bei Helbig. Führer durch
d. Samml. klass. Altert. 3 (1913) II, S. 346 k.
2) Vgl. Ducati, Atene e Roma 1914, S. 130 ff.
Die Literatur über die etruskischen Gräber mit
Malereien, die vor dem 19. Jahrh. aufgedeckt
wurden, in K. 0. Müllers Handb. d. Arch. derKunstü
(1848) S. 194. Vgl. Winckelmann, Werke (ed.
Eiselein 1829) III, S. 394: »Die Gemälde einer
solchen Gruft hat Buonarotti in schlecht ent-
worfenen Grundrissen bekannt gemachet.« Ge-

meint ist, nach einer freundlichen Mitteilung von
Geheimrat Carl Frey, der im 18. Jahrh. lebende
Filippo Buonarotti, Mitarbeiter an Dempsters
Werk de Etruria regali. Daß sein größerer Namens-
vetter Michelangelo Buonarotti Malereien etrus-
kischer Gräber kannte, beweist ein im Codex seiner
Gedichte, fol. 40 b, gezeichneter Hadeskopf mit
der Wolfsmütze, worauf Petersen, Zeitschr. f.
bild. Kunst 1898, S. 294 zuerst hinwies. Vgl.
Bulle, Der schöne Mensch 1 S. 645, Abb. 200 nach
C. Frey, Die Dichtungen des Michelangelo Buo-
narotti (Berlin 1897) S. 385.
3) Vgl. L. A. Milani, Museo arch. di Firenze I, 87 ff.
 
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