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F. Oelmann, Zur Baugeschichte von Sendschirli.

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18 siehe da ist das Winterhaus von ihnen, siehe da ist das Sommerhaus von
ihnen und
19 ich habe dies Haus erbaut.
Da ist zum mindesten von zwei verschiedenen Häusern die Rede, einem
älteren des Kalamu und einem jüngeren des Barrekub. Das »Winterhaus« und
das »Sommerhaus« sind bisher immer mit einem von beiden gleichgesetzt worden,
aber der Wortlaut läßt auch die Möglichkeit zu, an vier verschiedene Häuser zu
denken.
Mit dieser Auffassung läßt sich nun der Grundriß des Gebäudekomplexes in
überraschender Weise vereinigen. Daß nur K das neue Haus des Barrekub sein
kann, haben wir gesehen. Nun hat es ein glücklicher Zufall gefügt, daß an der
linken Eingangswange von J1 ein Orthostat in situ erhalten gefunden wurde, der
eine große Inschrift des Kalamu, Sohnes des Haja(nu), mit beigefügtem Bildnis
trägt1). Dieser Haja(nu) ist zweifellos derselbe wie der auf dem Monolith Sal-
manassarsll für 859 und 854 genannten Hajan(u), Sohn des Gabbar von Schamal2).
Das Gebäude J ist also das in der Barrekubinschrift genannte Haus des Kalamu
und muß in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts errichtet sein. Doch gilt das
sicher nur für den vorderen Teil von J, d. h. die Räume Ji—3. Denn auch J ist kein
einheitlicher Bau, sondern setzt sich aus zwei Teilen (J Σ—3 und J4—r4) zusammen,
die nicht gleichzeitig errichtet sein können, wie die zwischen J To und der Nord-
westecke von J 3 sichtbare Mauerfuge ausweist, v. Luschan wollte in dem rück-
wärtigen Komplex J4—r4 eine nachträgliche Erweiterung sehen. Daß die Sache
gerade umgekehrt liegt, lehrt eine aufmerksame Betrachtung dieses Gebäudeteils.
Er zerfällt seinerseits wieder in zwei Hälften, denen dasselbe Planschema zu
Grunde liegt. Beidemal bildet den Mittelraum eine tiefe Halle (Je und Ji3), die
jedesmal von zwei Räumen gleicher Größe flankiert ist. Diese Seitentrakte sind
entweder ungeteilt (J4 und JI4) oder zerfallen in mehrere Abteilungen (J7—8 und
J10—12)· J 10 ist ein massiver Fundamentklotz, auf dem man sich nach Analogie
von K das Treppenhaus zu denken hat. Über J4—12 haben schon Jacoby und
v. Luschan wegen der Schichtung des Brandschutts ein Obergeschoß angenommen.
In der westlichen Gebäudehälfte ist der Mittelsaal (Ji3) nach vorn in voller Breite
geöffnet, also ein richtiger Liwan. v. Luschan und Jacoby (a. a. O. S. 252 und 286)
halten ihn zwar für ungedeckt, d. h. für einen Hof, dem widersprechen aber
zwei mächtige Orthostaten, die den Eingang flankieren und seine Eigenschaft als
Tor sicherstellen. Die Südwand von J i0—14 ist dann als eine monumentale Fassade
aufzufassen, von völliger Symmetrie, mit weiter Mittelöffnung zwischen flankierenden
Wandflächen, also von demselben Typus, wie er in der sasanidischen und persisch-
islamischen Baukunst üblich ist 3). Ob die breite Mittelöffnung einen wagerechten

Letzte Behandlung der Inschrift mit deutscher
Übersetzung von Lidzbarski, Ephemeris III 218 ff.,
wo auch die ältere Literatur zusammengestellt ist.
9 Lidzbarski a. a. O. 225.
3) Z. B. Ktesiphon; Sarre und Herzfeld, Iranische

Felsreliefs, 1910, 129; Sarre und Herzfeld,
Archäolog. Reise im Euphrat- und Tigrisgebiet
III 1911, Taf.39 ff. ; Swoboda, Röm. u. roman.
Paläste, 1919, i8off. — Firuzabad: P. Coste
et E. Flandin, Voyage en Perse, Perse anci-
 
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