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F. Oelmann, Zur Baugeschichte von Sendschirli.

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vor die Osthälfte von J4—14 in neuem Stil sein Haus Jx—3, dessen Verwandt-
schaft mit der hetitischen Baukunst von Boghazköi schon hervorgehoben wurde.
Nicht zu trennen ist davon der kleine Torbau Q und die altertümliche Statue auf der
Löwenbasis, die an die Ostwand des neuen Hauses angelehnt wurde. Ihre Sockel-
löwen sind denen des äußeren Burgtores aufs engste verwandt. Die südliche
Begrenzung des Nordwestbezirks bildete damals die den späteren Hallenhof R
unterkreuzende Abschnittsmauer. Der Zeit des Karal und des älteren Panammu
(um 800), der ebenso wie Haja(nu) als König von Jal'di bezeichnet wird und die
Hadadstatue von Gerdschin hinterlassen hat, lassen sich keine Bauten mit Be-
stimmtheit zuweisen. Vielleicht gehören das innere Burgtor und das große
Hilani I in diese Zeit. Auf Bar Sur oder den jüngeren Panammu glaubten wir
dann den Bau von Hilani III zurückführen zu dürfen mit dem davorgelegenen
Palasthofe in seiner älteren Gestalt (vom Typus Saktsche Gözü). Festen Boden
betreten wir erst wieder mit Barrekub (um 730, vielleicht bis Ende des 8. Jahr,
hunderts), der als Erbauer der beiden gleichartigen Häuser K undHIV und jeden-
falls auch der Hallenbauten P inschriftlich gesichert ist. In diesem Zustande ist
die ganze Burg einem großen Brande zum Opfer gefallen, der von Koldewey
wohl mit Recht mit einer assyrischen Eroberung in Zusammenhang gebracht
worden ist. Auf den Trümmern wurde dann Hilani II und der obere Palast er-
richtet, ob gleichzeitig oder nacheinander, ist nicht zu entscheiden. Auch die
Burgmauer wurde erneuert oder streckenweise ganz neu errichtet, an der Westseite
wurde sie über die ehemalige Westwand von L und Hm sowie über die Südwest-
ecke von Pg weggeführt, die nicht wieder aufgebaut waren. Dieser Neubau der
Burgmauer ist mit Wahrscheinlichkeit datiert durch die große Stele, die Asarhad-
don i. J. 670 im äußeren Burgtor errichten ließ. Damit ist die Baugeschichte
der Burg im wesentlichen abgeschlossen.
Schließlich wäre noch die Frage zu erörtern, ob die beiden verschiedenen
Haustypen, die sich ergeben haben, das dreiteilige Liwanhaus der älteren Zeit
(vor Kalamu) und das sog. Hilanihaus der jüngeren Zeit sich vielleicht zwei ver-
schiedenen Bevölkerungsschichten zuweisen lassen. Doch ist da über Vermutungen
einstweilen nicht hinauszukommen. Es sei aber wenigstens darauf hinge-
wiesen, daß es für das alte Doppelhaus vom Liwantypus eine merkwürdig weit-
gehende Parallele gibt, das ist der Hauptpalast von Hatra (Abb. 7, ob. S. 88). Auch
hier sind zwei dreiteilige Häuser mit dem großen Liwan in der Mitte und kleineren
doppelgeschossigen Räumen zu beiden Seiten nebeneinander gesetzt und zu einer
Einheit verbunden. Der Hatrener Palast stammt spätestens aus dem zweiten
Jahrhundert n. Chr., vielleicht reicht er mit der Gründung der ganzen Siedelung
noch ins erste vorchristliche Jahrhundert zurück. Die Gründer waren Araber, wie
E. Herzfeld wahrscheinlich gemacht hat1). Araber, d. h. Steppen- und Wüsten-
bewohner, waren aber auch die Aramäer, die gegen Ende des zweiten Jahrtausends

’) E. Herzfeld, Zeitschr. deutsch, morgenl. Ges. LXVIII 1914, 655^. und Jahrb. preuß. Kunsts. XL1I
1921, 107.
 
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