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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 37.1922(1924)

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Pomtow, Hans: Die Paionios-Nike in Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.44817#0121
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H. Pomtow, Die Paionios-Nike in Delphi.

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als etwa ein Drittel des ca. 8 m hohen Pfeilers, so daß auch hier ein ähnliches Verhältnis wie i : 373 entstünde,
das oben S. 73 für Pfeiler und Nike gefunden war.
Die älteren delphischen Hochpfeiler mit vergoldeten Bronzestatuen sind sich also in etwa 30jährigen
Intervallen gefolgt: a. 426 die Paionios-Nike; um 400 der Gorgias (Klio XV 311); c. 373 die Phryne; a. 345
die Könige Archidamos und Philipp.
Die Archidamos-Statue. — Trotzdem Alketas (s. oben) den Vatersnamen des Spartanerkönigs
Archidamos nicht hinzusetzt, ist sicher, daß nur der dritte dieses Namens, der Sohn des Agesilaos, gemeint
sein kann. Denn nur von ihm ist eine Verbindung mit Delphi bezeugt, während Archidamos II. schon 427
starb und damals — vor der Paionios-Nike — gewiß noch keine Hochpfeiler mit vergoldeten Ehrenbild-
säulen existierten. Nun hatte zwar Archidamos III. (regiert 369—338) den Philomelos und dessen Besetzung
von Delphi begünstigt, aber als die Phoker, wohl gereizt durch den Widerstand der großen delphischen Ge-
schlechter, besonders der Thrakiden, weiter gehen und die Männer töten, die Weiber und Kinder verkaufen,
die Stadt dem Erdboden gleich machen wollten, hat er das durch seine Intervention verhindert2). So wird
man mit erheblicher Wahrscheinlichkeit in der Errichtung der delphischen Statue den Dank der geretteten
Bewohner sehen und wird sie zeitlich wie örtlich als eine Parallele zu dem goldenen Nachbarkönig Philipp
betrachten. Letzteren errichteten wohl die dankbaren Amphiktyonen (s. unten), ersteren die dankbaren
Delphier, beides geschah gleich nach dem Friedensschluß, also im Jahre 445.
Nun ist bekanntlich in Herkulaneum eine Marmorherme gefunden 2), deren aufgemalte Inschrift
Wolters (Röm. Mitt. III 1888, 113 p.) als’ApytSafpJo^] las 3), und die er wegen des Wehrgehenks auf einen
Spartanerkönig und wegen des Porträtstils auf Archidamos III. deutete. Er suchte, gewiß mit Recht, das
Original in einer der beiden olympischen Statuen, über die wir aus Pausanias VI 4, 9 u. 15, 7 unterrichtet
sind. Die erste ist nach dem Tode des Königs (338) von den Spartanern geweiht, die zweite führt Wolters
ansprechend auf die Tarentiner zurück, die dadurch ihrer Dankbarkeit Ausdruck geben wollten, nachdem
ihr Versuch, wenigstens den Leichnam des gefallenen Heerführers auszulösen, fehlgeschlagen war (Theopomp.
ap. Athen. XII 536, D). Hiergegen hat Furtwängler, Meisterw. 550, Anm., Widerspruch erhoben; er will
die Porträtherme wegen der Ähnlichkeit mit dem Stil der Euripidesbüste vielmehr auf Archidamos II.
(regiert 469—427) zurückführen und sucht ihr Original in unserer, von Wolters übersehenen delphischen
Bronze; zugleich nennt er im Gegensatz zu ihm den Archidamos III. »einen unbedeutenden Mann« und sagt,
das Porträt des Archidamos II. in Delphi sei ungleich berühmter gewesen als die zwei olympischen Statuen
des Archidamos III. Diese Behauptungen sind sämtlich unrichtig. Wir kennen das delphische Standbild
ja nur aus der kurzen Erwähnung bei Alketas, wissen also weder, daß er berühmt, noch daß es ein wirkliches
Porträt war, und der von Furtwängler übersehene Umstand, daß es in etwa 8—9 m Höhe stand, also wenigstens
ein Fünftel über Lebensgröße hatte, spricht geradezu gegen eine »berühmte Porträtstatue«. Sodann war
des Agesilaos Sohn keineswegs ein unbedeutender Mann oder weniger berühmt, als der des Zeuxidamos;
im Gegenteil, jener genoß als Mitanstifter des Heiligen Krieges und besonders durch den Umstand, daß er
bei Metapont gefallen, als einziger Spartanerkönig weder eines Grabes in der Heimat noch überhaupt einer
Bestattung teilhaftig geworden war, allgemeiner Bekanntheit und Teilnahme und ist darum als erster
Spartanerkönig mit einer »Auslands-Statue« von Staats wegen beschenkt worden. Daß dieses olym-
pische Standbild Porträtzüge trug, ist wegen seiner Veranlassung so gut wie gewiß; man wird es darum mit
Wolters und Michaelis sicher in dem erhaltenen Porträt wiedererkennen, wenn letzteres überhaupt einen der
Spartanerkönige darstellt, und wird glauben, daß auch lange nach dem Euripideskopfe diesem ähnliche
Charakterköpfe existiert haben und porträtiert sein können. — Daß im übrigen die delphische Bronze nicht
etwa eine Replik des Staatsanathems in Olympia war, ergibt sich, ganz abgesehen von dem fundamentalen
Unterschied eines Hochpfeilers und einer niedrigen Basis, auch daraus, daß die Lakedämonier seit 346 wegen
ihrer Kriegsteilnahme aus der delphischen Amphiktyonie ausgestoßen waren (Paus. X 8, 2), also außer
Olympia nicht auch noch Delphi als Weihungsort für ihre Königsstatue gewählt haben werden.

T) Vgl. Paus. III 10,3 (sicher nach Theopomp., vgl.
dessen Fragm. 258 u. 259). Übrigens wollte
Archidamos auch kurz vor dem Frieden von 346
nochmals in Phokis mit Heeresmacht intervenieren,
3) Bis dahin las man (auch Winckelmann) ’Apytpj

wurde aber von Phalakos schnöde abgewiesen.
Vgl. Aeschin II 133 und Schaefer II2 190.
2) Abgebildet bei Springer-Michaelis11 Abb. 588
und Bernoulli, Gr. Ikonogr. I 2, 17 u. II 2.
40-4;] und dachte an den großen Mathematiker.
 
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