EINLEITUNG
7
GESCHICHTLICHES
Der 1867 gebildete Kreis Pinneberg besteht aus der Haseldorfer Marsch und den Herr-
schaften Pinneberg und Barmstedt.
Die drei Gebiete haben in der Geschichte Schleswig-Holsteins lange eine gewisse
Sonderstellung bewahrt, doch waren die Schicksale der Länder im einzelnen recht ver-
schiedene.
Die Haseldorfer Marsch gehörte zum Gebiet des Erzbistums Bremen-Hamburg, kam
1375 als Pfand an die Herzöge von Holstein, fiel 1459 dem König zu, der 1494 die hier
liegenden Güter dem Geschlecht der Ahlefeld verkaufte. Die Güter blieben seitdem in
adligem Besitz.
Die Grafschaften Pinneberg und Barmstedt wurden bei der Erbteilung des holsteinischen
Grafenhauses 1290 den Schauenburger Grafen zugesprochen, die im Stammlande an der
Weser residierten und ihr Gebiet durch Statthalter verwalten ließen. Als das Geschlecht
1640 ausstarb, wurde der größere südliche Teil des Gebietes mit Pinneberg königlich,
während die als herzoglicher Anteil abgetrennte Herrschaft Barmstedt von Herzog Fried-
rich III. an den Grafen Christian Rantzau verkauft wurde. Die Grafschaft Rantzau, zu
der auch Elmshorn gehörte, wurde 1650 reichsunmittelbar und blieb in selbständiger
Verwaltung, bis 1726 auch dieser Landesteil an den König von Dänemark kam.
Im 14. Jahrhundert bildeten sich die Grenzen des Gebietes heraus, und zwar zeigen
die Landgewinne und Verluste, wie stark die Entwicklung der Grafschaft durch das mächtig
aufblühende Hamburg bestimmt wurde. Zunächst wurde an Hamburg das Gebiet an
der Alster und östlich davon abgetreten, die Grafschaft dagegen um die Orte Nienstedten,
Barmstedt, Uetersen, Rellingen und Wedel vermehrt. Im Westen kam 1390 das Land
bis Herzhorn hinzu (1867 wieder abgetrennt). 1664 wird die Stadt Altona ausgeschieden
und 1714 noch um Ottensen und Neumühlen erweitert. 1890 kamen Othmarschen, OeveL
gönne und Bahrenfeld an Altona, ferner 1927 weitere Orte (z. B. Nienstedten). Als 1937
Altona an Hamburg angeschlossen wurde, trat der Kreis Pinneberg Lockstedt mit
Niendorf ab.
Auch der Haseldorfer Güterbezirk war ursprünglich größer, Kollmar und Neuendorf
hatten dazugehört. 1867 wurde die Grenze an der Krückau festgelegt.
Die soziale Struktur der heutigen und früheren Bevölkerung des Kreises ist durch das
Zusammenwirken von Adel, Bauerntum und Großstadtnähe bestimmt. Bauernhaus und
bäuerliches Schnitzwerk lassen die Eigenart der Elbmarschenkunst erkennen, der Adel
zeigt mit der Klosteranlage Uetersen, dem Herrenhaus Haseldorf und der Kirche von
Barmstedt die prägende Kraft der Kultur seines Standes. Aus bäuerlichen Marktflecken
bilden sich eine Reihe selbstständiger Gemeinwesen heraus, die nach der Übernahme
unter preußische Verwaltung bald Städte wurden (Elmshorn und Uetersen 1870, Pinneberg
und Wedel 1875, Barmstedt 1895) und nun kulturell und wirtschaftlich in den Wirkungs-
bereich Groß-Hamburgs geraten. Wenn heute der Kreis an älteren Kunstwerken arm ist,
so liegt das wohl zum Teil an der Wandlung der Lebenshaltung unter dem Einfluß der
modernen Wirtschaft, vielfach aber auch an den Einbußen durch Brände und Plünderungen
während der wiederholten Kriege. Besonders verlustreich waren die Kriegsjahre 1627/29,
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GESCHICHTLICHES
Der 1867 gebildete Kreis Pinneberg besteht aus der Haseldorfer Marsch und den Herr-
schaften Pinneberg und Barmstedt.
Die drei Gebiete haben in der Geschichte Schleswig-Holsteins lange eine gewisse
Sonderstellung bewahrt, doch waren die Schicksale der Länder im einzelnen recht ver-
schiedene.
Die Haseldorfer Marsch gehörte zum Gebiet des Erzbistums Bremen-Hamburg, kam
1375 als Pfand an die Herzöge von Holstein, fiel 1459 dem König zu, der 1494 die hier
liegenden Güter dem Geschlecht der Ahlefeld verkaufte. Die Güter blieben seitdem in
adligem Besitz.
Die Grafschaften Pinneberg und Barmstedt wurden bei der Erbteilung des holsteinischen
Grafenhauses 1290 den Schauenburger Grafen zugesprochen, die im Stammlande an der
Weser residierten und ihr Gebiet durch Statthalter verwalten ließen. Als das Geschlecht
1640 ausstarb, wurde der größere südliche Teil des Gebietes mit Pinneberg königlich,
während die als herzoglicher Anteil abgetrennte Herrschaft Barmstedt von Herzog Fried-
rich III. an den Grafen Christian Rantzau verkauft wurde. Die Grafschaft Rantzau, zu
der auch Elmshorn gehörte, wurde 1650 reichsunmittelbar und blieb in selbständiger
Verwaltung, bis 1726 auch dieser Landesteil an den König von Dänemark kam.
Im 14. Jahrhundert bildeten sich die Grenzen des Gebietes heraus, und zwar zeigen
die Landgewinne und Verluste, wie stark die Entwicklung der Grafschaft durch das mächtig
aufblühende Hamburg bestimmt wurde. Zunächst wurde an Hamburg das Gebiet an
der Alster und östlich davon abgetreten, die Grafschaft dagegen um die Orte Nienstedten,
Barmstedt, Uetersen, Rellingen und Wedel vermehrt. Im Westen kam 1390 das Land
bis Herzhorn hinzu (1867 wieder abgetrennt). 1664 wird die Stadt Altona ausgeschieden
und 1714 noch um Ottensen und Neumühlen erweitert. 1890 kamen Othmarschen, OeveL
gönne und Bahrenfeld an Altona, ferner 1927 weitere Orte (z. B. Nienstedten). Als 1937
Altona an Hamburg angeschlossen wurde, trat der Kreis Pinneberg Lockstedt mit
Niendorf ab.
Auch der Haseldorfer Güterbezirk war ursprünglich größer, Kollmar und Neuendorf
hatten dazugehört. 1867 wurde die Grenze an der Krückau festgelegt.
Die soziale Struktur der heutigen und früheren Bevölkerung des Kreises ist durch das
Zusammenwirken von Adel, Bauerntum und Großstadtnähe bestimmt. Bauernhaus und
bäuerliches Schnitzwerk lassen die Eigenart der Elbmarschenkunst erkennen, der Adel
zeigt mit der Klosteranlage Uetersen, dem Herrenhaus Haseldorf und der Kirche von
Barmstedt die prägende Kraft der Kultur seines Standes. Aus bäuerlichen Marktflecken
bilden sich eine Reihe selbstständiger Gemeinwesen heraus, die nach der Übernahme
unter preußische Verwaltung bald Städte wurden (Elmshorn und Uetersen 1870, Pinneberg
und Wedel 1875, Barmstedt 1895) und nun kulturell und wirtschaftlich in den Wirkungs-
bereich Groß-Hamburgs geraten. Wenn heute der Kreis an älteren Kunstwerken arm ist,
so liegt das wohl zum Teil an der Wandlung der Lebenshaltung unter dem Einfluß der
modernen Wirtschaft, vielfach aber auch an den Einbußen durch Brände und Plünderungen
während der wiederholten Kriege. Besonders verlustreich waren die Kriegsjahre 1627/29,