II
Bei dem 1633 datierten Kruzifix von Helgoland mit seinen disproportionierten langen
Gliedern mischen sich eigenartig die Stilforderungen des Manierismus mit Zügen der
Volkskunst. Die Stilphase des Knorpelwerks ist durch Ausstattungsstücke aus der Mitte
des Jahrhunderts repräsentiert: 1641 Kanzel Haselau, 1643 Kanzel Haseldorf, Mitte 71—74
17. Jahrhundert zwei Armenblöcke, in Seester und Uetersen, mit Lazarusfigur. 1660 137,140
Altar Elmshorn. In diese Zeit gehören die verschollenen Altäre aus Alabaster und Marmor, 50
die in Elmshorn und Rellingen vorhanden waren. Der Elmshorner Altar, 1643 vollendet,
stammte von dem Hamburger Bildhauer Wilhelm Hinrichsen.
Dem vollen üppigen Barock, schon mit jener pathetischen Würde, die sich im Akanthus -
Stil der zweiten Jahrhunderthälfte in Deutschland und den Niederlanden entfaltete, gehört
der Altar von Haselau an (Holz, um 1685). Seine Verhältnisse gehen ins Breite und drücken 51,52
eine gewisse Behäbigkeit aus; vollplastische gedrehte Säulen und Figuren sind ohne Ge-
drängtheit und Überschneidung nebeneinander geordnet. Ein Werk der gleichen Stil-
stufe, vielleicht gar vom selben Bildhauer, ist der vergoldete Holzkruzifixus auf dem
„Fräuleinchor“ in Uetersen.
Einheitliche Ausstattungen der Kirchenräume — Altar, Taufe, Kanzel, Orgel, Gestühl
und Emporen — haben sich frühestens aus dem 18. Jahrhundert erhalten. In Barmstedt 5, 6, 61
(1717) sind alle Stücke mit figürlichem Schmuck besetzt, wie es schon im 17. Jahr- 141
hundert üblich war, doch ist das architektonische Gefüge aufgelockert. An der Altar-
wand in Uetersen (1749) sind dann die Statuen selbständiger behandelt. Ihr Schöpfer, 41
der Hamburger Bildhauer Engert, von dem auch das nicht mehr am Altar befindliche 43
Abendmahlsrelief wie auch die Taufe von Hörnerkirchen stammt, ist ein auf der Höhe 63
städtischer Kultur stehender Meister, der den gemäßigten sanft schwingenden Faltenstil,
das flach gestufte Relief und einen ins Sentimentale abgewandelten Pathosausdruck pflegt.
Zugleich liebt er eine gewisse Naturnähe, die z. B. seinen „Aaron“ fast als die Wiedergabe 45
einer Bühnenfigurine erscheinen läßt, und doch ordnet sich alles in eine großzügig durch-
gebildete Innenarchitektur harmonisch ein.
Neben dieser in sich geschlossenen Leistung steht die buntere und derbere Rellinger 30, 134
Altarwand (1756) als ein Werk des reifen, flackernden Rokoko. Es ist eine Gemeinschafts-
arbeit von Bautischler Meltzo, Bildhauer Joh. Heinr. Schmidt, Maler Francesco Martini
und Stuckateur Carlo Donato Martini. Wieder stehen große Statuen zu Seiten des Kanzel-
altars, doch sind diese hier antikisch drappiert und tragen eine ernsthafte pathetische
Haltung zur Schau. Den dämonisch zerfurchteten Gesichtszügen des Moses sind die 34,35
jugendlich klaren des Johannes gegenübergestellt. Einen Nachklang dieser Bemühungen
um einen hochpathetischen Stil vernimmt man in Niendorf (1770), wo die Taufschale 23
von einem schwebenden Engel gehalten wird, der von der Decke herabgelassen werden
kann. Die untersetzten Altarskulpturen ebenda wirken hausbacken und erreichen ihre
Vorbilder in Rellingen nicht. Eine kirchliche Ausstattung im Geist des Klassizismus,
der unter Verzicht auf figürlichen Schmuck die Formen von Altar, Taufe und Kanzel 64, 150
völlig umprägt, entstand 1809 in Quickborn.
MALEREI
Frühe Werke der Malerei sind im Kreise nicht erhalten. — Herzog Adolfs Bildnis in 239
Haseldorf (1586) malte wahrscheinlich Tobias Gemperle. — Zwei Altarflügel mit Bildern
Bei dem 1633 datierten Kruzifix von Helgoland mit seinen disproportionierten langen
Gliedern mischen sich eigenartig die Stilforderungen des Manierismus mit Zügen der
Volkskunst. Die Stilphase des Knorpelwerks ist durch Ausstattungsstücke aus der Mitte
des Jahrhunderts repräsentiert: 1641 Kanzel Haselau, 1643 Kanzel Haseldorf, Mitte 71—74
17. Jahrhundert zwei Armenblöcke, in Seester und Uetersen, mit Lazarusfigur. 1660 137,140
Altar Elmshorn. In diese Zeit gehören die verschollenen Altäre aus Alabaster und Marmor, 50
die in Elmshorn und Rellingen vorhanden waren. Der Elmshorner Altar, 1643 vollendet,
stammte von dem Hamburger Bildhauer Wilhelm Hinrichsen.
Dem vollen üppigen Barock, schon mit jener pathetischen Würde, die sich im Akanthus -
Stil der zweiten Jahrhunderthälfte in Deutschland und den Niederlanden entfaltete, gehört
der Altar von Haselau an (Holz, um 1685). Seine Verhältnisse gehen ins Breite und drücken 51,52
eine gewisse Behäbigkeit aus; vollplastische gedrehte Säulen und Figuren sind ohne Ge-
drängtheit und Überschneidung nebeneinander geordnet. Ein Werk der gleichen Stil-
stufe, vielleicht gar vom selben Bildhauer, ist der vergoldete Holzkruzifixus auf dem
„Fräuleinchor“ in Uetersen.
Einheitliche Ausstattungen der Kirchenräume — Altar, Taufe, Kanzel, Orgel, Gestühl
und Emporen — haben sich frühestens aus dem 18. Jahrhundert erhalten. In Barmstedt 5, 6, 61
(1717) sind alle Stücke mit figürlichem Schmuck besetzt, wie es schon im 17. Jahr- 141
hundert üblich war, doch ist das architektonische Gefüge aufgelockert. An der Altar-
wand in Uetersen (1749) sind dann die Statuen selbständiger behandelt. Ihr Schöpfer, 41
der Hamburger Bildhauer Engert, von dem auch das nicht mehr am Altar befindliche 43
Abendmahlsrelief wie auch die Taufe von Hörnerkirchen stammt, ist ein auf der Höhe 63
städtischer Kultur stehender Meister, der den gemäßigten sanft schwingenden Faltenstil,
das flach gestufte Relief und einen ins Sentimentale abgewandelten Pathosausdruck pflegt.
Zugleich liebt er eine gewisse Naturnähe, die z. B. seinen „Aaron“ fast als die Wiedergabe 45
einer Bühnenfigurine erscheinen läßt, und doch ordnet sich alles in eine großzügig durch-
gebildete Innenarchitektur harmonisch ein.
Neben dieser in sich geschlossenen Leistung steht die buntere und derbere Rellinger 30, 134
Altarwand (1756) als ein Werk des reifen, flackernden Rokoko. Es ist eine Gemeinschafts-
arbeit von Bautischler Meltzo, Bildhauer Joh. Heinr. Schmidt, Maler Francesco Martini
und Stuckateur Carlo Donato Martini. Wieder stehen große Statuen zu Seiten des Kanzel-
altars, doch sind diese hier antikisch drappiert und tragen eine ernsthafte pathetische
Haltung zur Schau. Den dämonisch zerfurchteten Gesichtszügen des Moses sind die 34,35
jugendlich klaren des Johannes gegenübergestellt. Einen Nachklang dieser Bemühungen
um einen hochpathetischen Stil vernimmt man in Niendorf (1770), wo die Taufschale 23
von einem schwebenden Engel gehalten wird, der von der Decke herabgelassen werden
kann. Die untersetzten Altarskulpturen ebenda wirken hausbacken und erreichen ihre
Vorbilder in Rellingen nicht. Eine kirchliche Ausstattung im Geist des Klassizismus,
der unter Verzicht auf figürlichen Schmuck die Formen von Altar, Taufe und Kanzel 64, 150
völlig umprägt, entstand 1809 in Quickborn.
MALEREI
Frühe Werke der Malerei sind im Kreise nicht erhalten. — Herzog Adolfs Bildnis in 239
Haseldorf (1586) malte wahrscheinlich Tobias Gemperle. — Zwei Altarflügel mit Bildern