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Hellingen

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gedreht. In der Urkunde werden genannt als Baumeister: Hinrich Schwartz, Bürger und
Maurermeister in Hamburg, als Zimmermeister Jacob Bleser aus Darmstadt, der Erbauer
der Türme der Altonaer Hauptkirche und der Tönninger Kirche, und der Blei- und
Schieferdecker, Meister J. Meyer. Demnach scheint der Helm zunächst ein Schieferdach
gehabt zu haben.
2. Urkunde im Knopf des Turmhelms Reparatur nach Brand 1724 mit Schindeldach,
das seitdem häufig erneuert und ausgebessert wurde.
3. Urkunde ebenda: 1743 Reparatur. — Die Strebepfeiler werden nicht erwähnt,
doch stammen sie wohl von einer der letztgenannten Reparaturen. Es sind zwei im Westen,
je einer im Norden und Süden, sie steigen, zweifach abgesetzt bis zu 3/4 Turmhöhe auf und
sind mit Ziegeln abgedeckt.
Das Westportal, das zwischen die westlichen Strebepfeiler eingefügt ist, entstand
im Zusammenhang mit dem Neubau der Kirche unter Cai Dose. Er legte vor die ge-
krümmte Turmwand eine gerade Wand mit hoher Rundbogenöffnung. Durch zurück-
springende Backsteinschichten gab er der Wand eine Horizontalgliederung und der Ein-
fassung des Bogens eine radiale Teilung in Nachahmung von Quadersteinsetzung; der
Kämpfer ist durch ein wenig vorspringendes Backsteinprofil betont. Durchlaufend hoch-
gemauerte Pilaster zu beiden Seiten des Tores überqueren die Horizontalteilung und tragen
ein schmales, etwas vorspringendes Gesims. Die toskanischen Pilasterkapitelle sind aus
Sandstein, sie tragen die Baudaten: „1754“ und „1755“.
Die 4. Urkunde im Turmhelmknopf erwähnt eine Reparatur 1813. — 1825 wurde der
Turm vom Blitz getroffen, 1827 erneuert. — Die Grundmauern wurden 1869 und 1874
erneuert, davon im Scheitel des Westportals die Zahl 1869.
Das Oktogon: Der 1754—56 von Cai Dose errichtete Achteckbau ist eine Weiterbildung
der vom gleichen Architekten in Hörnerkirchen (1749—51) gegebenen Lösung. Back-
steinformat 19x9,5x5 cm. Die Außenwände sind an den Ecken durch Doppelpilaster,
in der Mitte durch einfache Pilaster gegliedert. Es entstehen so an den sieben in dieser
Weise gegliederten Wänden jeweils zwei Achsen, in deren jeder eine Tür und darüber
ein hohes Rundbogenfenster liegen.
Tür und Fenster sind jeweils durch eine Mauerabtreppung zusammengefaßt, die sich
oben rundbogig der Fensterform anschließt. Alle Fenster haben Eisenfassung und Blei-
verglasung. Die Eingänge sind auf drei verschiedene Weisen ausgestaltet. Die Portal-
Paare im Osten, Süden und Norden haben reichskulpierte Sandsteinfassung; die beiden
östlichen Portale sind stichbogig, die profilierte Einfassung der Öffnung ist von Pilastern
begleitet, im Aufsatz befinden sich heraldische Löwen, die eine Kartusche mit den Königs-
26 initialen F 5 (Friedrich V.), bzw. J M (Königin Juliane Marie) als Spiegelmonogramme
unter einer Krone zeigen. Über den Pilastern befinden sich in Seitenansicht gegebene
Konsolen. Ein profiliertes Gesims setzt über den Konsolen horizontal an und wölbt sich
über dem Mittelfeld, der Portalöffnung entsprechend, im Stichbogen. Die Portale der
28 Süd- und Nordseite haben rundbogige Öffnung, deren kämpferlos aufsteigender profi-
lierter Rahmen von einem zweiten geraden, oben in Voluten übergehenden Rahmen be-
gleitet ist. Den Abschluß bildet wie an den Ostportalen ein seitlich horizontal ansetzendes,
über dem runden Torbogen stichbogig ansteigendes Gesims. Das entstehende Feld ist
mit einer Strahlenglorie bedeckt, die von einem Dreieck mit dem Jahwe-Namen in hebrä-
 
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