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ZWEITER ABSCHNITT

Die Blütezeit des Alten Reiches
In den Holztafeln aus dem Grab des Hesire in Sakkara aus der Zeit
des Zoser und den Figuren des Rahotep und der Nofret aus ihren
Mastabagräbern bei der Medum-Pyramide des Soris steht die Kunst
des Alten Reiches fertig vor uns. Im Relief ist die zeichnerische
Wiedergabe geschaffen, die H. Schäfer die Grundform des
stehenden Menschen genannt hat. Ihre wesentlichen Gesetze gelten
auch für die Sitzfiguren.
Der Mensch erscheint dabei in vorherrschender Seitenansicht als
der charakteristischten Silhouette. Dabei geht man wie in der Schrift
von der nach rechts gewendeten Figur aus: daher die Regel in
Schrittstellung das entferntere Bein vorzuschieben. Das wird auch
auf die Ruhestellung mit geschlossenen Füßen, so bei Frauen und
Sitzfiguren (Abb. 14), den Gang der Tiere, hier sogar durchaus
naturwidrig (Paßgang!) und sinngemäß auf alle Bewegungsstellungen
(Galoppsprung u. a.) angewandt. Überträgt man das auf die ge-
gebene Stellung des Bildhauers vor der Relieffläche’ bezw. vor der
rechten Seite (im Sinne des Bildwerks) des Materialklotzes, auf
den die Figur vorgezeichnet wurde, so bekommt man die Er-
klärung, warum alle Einzelstatuen in Schrittstellung das linke
Bein vorsetzen; bei Ausnahmen, wie dem Doppelbild des Königs
als Nilgott aus Tanis, wirkten besondere Gründe, wie der Wunsch
nach symmetrischer Ausgleichung, und kompositioneller Zwang
ein. Die Frauenbilder bewahren die alte Stellung mit geschlossenen
Füßen noch länger und erhalten nur ausnahmsweise und spät die
ausgeprochene Schrittstellung. In der Zeichnung wird eigentlich nur
die Schulterbreite als für den Aufbau des Körpers unentbehrliche
Querachse in Vorderansicht wiedergegeben, nicht die Brust, die man
wesentlich als Fläche zwischen zwei Seitenansichten begrenzte, oder
den Leib, bei dem nur die Angabe des Nabels innerhalb des Außen-
konturs der reinen Seitenansicht eine Dreiviertelansicht vortäuscht.
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