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NEUNTER ABSCHNITT

Kunstbeziehungen
An den Schluß seien einige zusammenfassende Bemerkungen
über das Verhältnis der ägyptischen Kunst zu den Kulturen
der Umwelt gestellt, weil es überaus anregend zu beobachten ist,
wie die Schöpfungen eines scheinbar abgeschlossen lebenden und
so besonders gearteten Volkes, wie der Bewohner des |Niltales,
ihren Weg durch die Welt finden. Daß Ägypten sich fremden An-
regungen gegenüber verhältnismäßig ablehnend verhält, liegt tief
in der scharfen Betonung seiner gefestigten völkischen Eigenart
begründet, es bleibt nicht nur auf die bildende Kunst beschränkt.
Selbst als es Weltmacht war und fremde Kunst und Kultur im Nil-
tal wohlbekannt, ja Nichtägypter Stellen von höchstem Einfluß am
Königshof innehatten, ist es allezeit mehr Geber als Nehmer ge-
wesen und stand anderem Wesen mißtrauisch oder uninteressiert
gegenüber. Überraschend schnell sehen wir dagegen jede Fremd-
herrschaft in Ägypten in die landesüblichen Bahnen einlenken und
sich akklimatisieren. Nur auf diese Weise konnte sie in Ägypten
über reine militärische Besetzung hinaus Boden gewinnen.
Noch heute zehren wir, den meisten unvermutet, vielerorts vom
ägyptischen Erbe. Wie die Buchstaben des Alphabets auf ägyptische
Schriftbilder zurückgehen, so hat die ägyptische Architektur in der
Pyramide und dem schlanken Obelisk, in den Zierformen der Hohl-
kehle und des Rundstabes Beiträge zum künstlerischen Allgemeingut
der späteren Welt geliefert, vielleicht auch ihren Säulenbau beein-
flußt. In seinen frühzeitig hochentwickelten handwerklichen Tech-
niken ging es mit der Einführung des Glases und der bunten Fayence
(glasierter Ton), den bemalten Böden und Wänden in Fresko auf Putz
oder der Wandverkleidung mit Fayencekacheln voran.
Der Weg in die Welt ist hauptsächlich einerseits über Kreta und
die Inselwelt nach Norden, andrerseits über Palästina, Phönikien
und Syrien nach Mesopotamien, Persien gegangen. Vielerlei Kanäle
 
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