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FÜNFTER ABSCHNITT

Die Anfänge des Neuen Reiches
Die Fremdherrschaft der aus Asien gekommenen Hyksos hatte
Ägypten zwar nicht mit einer hochstehenden, selbständigen
fremden Kultur und Kunst bekannt gemacht, erwies sich aber
immerhin als gegebene Vermittlerin allerlei praktischer Neuerungen
besonders im Kriegswesen, wie der Einführung von Pferd und Streit-
wagen, vielleicht auch im Waffen- und Metallhandwerk. Gerade
die eingelegte Metallarbeit der Waffen aus dem thebanischen Grab-
fund der Mutter des Hyksosbefreiers Ahmose, der die 18. Dynastie
gründete, zeigt am deutlichsten in dem unägyptischen Greifentyp,
der im mykenischen Kreis wiederkehrt, auswärtige Einflüsse. Der
weitgreifende Überseehandel Ägyptens ergab Berührungen mit
mancherlei fernen Kulturen, vor allem mit der ägäischen Inselwelt.
Einflüsse auf dem Gebiet der Ornamentik erscheinen nach der
Parallele der Thutmosidenzeit, wo sie durch kretischen Import, vor
allem den als „Tribute der Keftiu“ in Ägypten geschätzten wert-
vollen Metallarbeiten, gesichert sind, auch vorher am ersten
möglich.1 Es kann sein, daß von dieser Seite auch eine gewisse
Anregung zu einer neuen Belebung der Naturerfassung aus-
ging, die sich vor allem bei Tieren und Pflanzen in starkem,
mitunter übertriebenem Schwung der Bewegung (Strecklauf in
Jagdbildern vgl. Abb. 27) und in der künstlichen, fast gewalt-
samen Einpassung des Konturs in gegebene Räume, wie sie
kunstgewerbliche Verwendung oft erforderte, kundtut. Beides kam
im vollsten Maße dem modernen Zeitempfinden und Geschmack
des Neuen Reiches entgegen.
Andrerseits bringt das Ende der Hyksoszeit in der Ausgestal-
tung des anthropoiden Innensarges mit einer Federornamentik
(sog. Rischisärge) eine höchst entwicklungsfähige ägyptische

1 s. u. S. 75.
 
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