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Bezüglich der Transportangelegenheit, der Aisten-
fragerc. bittetkfoffacker dieversammlnng, deinReichscommissär>dies-
bezügliche Wünsche mitzntheilen; zu diesen Punkten erörterte v. Lange
die erhöhten Gpfer, welche in dieser Beziehung in Lhicago verlangt wur-
den; die Aussteller müssen gegen Nach- und Mehrforderungen geschützt
werden — weßhalb es wünschenswerth sei, !daß das Reich die dies-
bezüglichen Abmachungen übernehme. — Nach einigen Aufklärungen
nimmt der Reichscommissär die Resolution vom vortage in folgender
- Fassung entgegen:
Nachdem die Reichsregierung die Betheiligung Deutschlands
an der Pariser Meltausstellung beschlossen hat, hält das deutsche
Aunstgewerbe es für seine Ehrenpflicht, mit seinem besteu Aönnen
für die Betheiligung einzutreten, obwohl directe geschäftliche Vor-
theile nicht erwartet werden. Der verband verspricht sich nur dann
eineu Lrfolg, wenn das deutsche Aunstgewerbe in seinen hervor-
ragendsten Leistungen, gesondert von der Marktwaare, auch der kunst-
gewerblichen, geschlossen und nach einheitlichem Plane vorgeführt
wird, und alle zur Ausstellung zuzulassenden iLegenstände einer nach
einheitlichen Gestchtspunkten zu vollziehenden vorprüfung unter-
worfen werden. Das deutsche Aunstgewerbe kann sich in diesem
Sinne nur dann betheiligen, wenn den einzelnen Ausstellern das
weitgehendste Entgegenkommen in finanzieller lsinsicht zugestan-
den wird.
lVeiterhin wird noch der NAinsch ausgesprochen, der Reichs-
commissär möge selbst auch auf die Provinzial- und Stadtverwaltungen
bezüglich der Unterstützung Einzelner einwirken. v. Lange kommt
auf die Forderuug der Denkschrift vom lferbst ;8Zs (vgl. Aunstg. Rdsch.
;896 S. ;Z) bezüglich der Beschickungs-Propaganda und der Rücksicht
auf die Verwerthung der Ausstellungsgüter zu sprechen, woranf der
Reichscommissär erklärt, er beabsichtige nicht, iu eine eigentliche Agi-
tation für die Beschickung einzutreten; auf den materiellen Erfolg der
Thicagoer Ausstellnng habe die Geldkrise ;8gZ nachtheilig gewirkt. —
Schließlich dankt der Vorsitzende dem Reichscommissär für sein Ent-
gegenkommen, worauf dieser die lfoffnung ausspricht, daß bei gemein-
samem Vorgehen die Resultate den gehegten Wünschen entsprechen
werden.
Nach dem nunmehr erfolgten lVeggang des Reichscommissärs
werden die Verhandlungen fortgesetzt. Der I. Vorsitzende lsoffacker
erörtert die Aufgaben des verbandes in der Ansstellungsangelegenheit.
Der Geist der Einheit, der in den verhandlungen geherrscht, müsse
nun auch in die Einzelvereine getragen werden, damit auch in j)aris
Einheit sei. — Es ersolgen sodann Vorschläge für Lomits-Nitglieder,
wobei sich zeigt, daß schon mehrere der Anwesenden diesbezügliche
Mittheilungen vom Reichscommissär erhalten hatten. Nachdem noch
einige Namen für die Eommissionsbildung genannt worden waren,
ersuchte ksoffacker um Vollmacht, dem Reichscommissär hierüber Mit-
theilung zu machen.
Im ksinblick auf die im lferbst zur Eutscheidung gelangende
Neuwahl des Vororts wird Stuttgart hierfür in Vorschlag gebracht,
was allgemein, insbesondere auch von dem Vertreter des lvürttem-
bergischen Vereins, Präsident v. Gaupp, angenommen wird. Nach-
dem noch Brinckmann-lfamburg dem Vorsitzenden den Dank der
versammlung ausgesprochen, und lsofsacker diesen Dank auf die
Mitwirkenden übertragen, wird die Sitzung um 2 Uhr geschlossen.
Lgrmt i>es SaMkWm
wocheiiversainmlungen.
programm für die nächsten wochen:
23. Februar. Vortrag des kserrn Bildhauer lsermann Dbrist
über „Stillstehen und Fortschreiten im Aunstgewerbe". — Fachausstellung.
9. März. Vortrag des lserrn Vr. paul Rse aus Nürnberg über
„Peter Vischer". — Fachausstellung.
>s. März. Grdentliche Generalversammlung.
23. März. Vortrag des kserrn Vr. Rich. Streiter (Thema vor-
behalten). — Fachausstellung.
30. März. Gesellige Zusammenkunft.
Vcrsammlungsberichte.
In der sechsten lvochenversammlung — am ;s. December —
erfreute Professor vr. B. Riehl die izahlreich erschienenen vereins-
mitglieder durch einen lichtvollen Vortrag über holländische Aunst,
namentlich über die holländische Malerei. Eine Schildernug über die
politischen und geographischen, culturellen und klimatischen vorbeding-
ungen dieser Aunst bildete die Einleitung; naturgemäß reihte sich daran
die früh auftretende Vorliebe der lfolländer für ihre Landschaft, die
in Saliery, Rubens, lsobbema, Aart van der Neer, Ruisdael, van-
gowen, Maes, Ian Steen, Myeris ihre hervorragendsten vertreter fand.
Jnsbesondere zeichnet diese Aunst sich von der früheren dadurch aus, daß
ste der Luft, die früher nicht geschaut und nicht gemalt worden, große
Aufmerksamkeit zuwendete. Mit der Landschaftsmalerei entwickelte sich
auch die Thiermalerei, in welcher Dujardin, Paul potter, Snyders
hervorragten; nicht minder gewinnt das Stillleben an Bedeutung —
wie die oft großen, breit gemalten Bilder von Snyders, veit u. A.
beweisen. — In ksarlem und Leyden wurde das Sittenbild besonders
ausgebildet; während man aber in Leyden das feinere Genre pfiegte
(Dou, Myeris) bevorzugte man in lharlem einen derberen ksumor,
besonders in verbindung mit dem Aneixenleben (Franz ksals, Brauer,
Adrian von Dstade). — Eine sehr bedeutende Stelle nahm das Por-
trait ein, nicht nur zu ksause, sondern ganz besonders im Rathhaus,
in den großen Stiftungsgebäuden; die im Freiheitskampf gestählte
bürgerliche Tüchtigkeit kommt hier — im Gegensatz zu den Belgiern —
zu vollendetem Ausdruck, — man erinnere sich nur der Schiitzenbilder
von Franz lhals! Das sind portraits, welche genau dieselbe Stelle
einnehmen wie die heutzutage in Schützen- und Sänger-Gesellschafts-
MilstgMkrök-Aermls.
lokalen hängenden Bilderzusammenstellungen. Erst mit Rembrandt,
der ;63; oder ;s32 nach Amsterdam kam, wurden derartige Sammel-
xortraits auch zu künstlerisch abgerundeten Bildern; die mehr malerisch
reizvolle kvirkung wird häufiger aufgesucht und wiedergegeben, was sich
auch ganz besonders in der kirchlichen Malerei ausspricht. — Eine
ungemein reiche Auswahl von Abbildungen begleitete die mit warmem
Beifall aufgenommenen kvorte des Redners und trugen wesentlich
zum Verständniß des Vortrags bei.
Nach längerer lveihnachtspause — auch die gesellige Zusammen-
kunft am 29. December war abgesagt worden — trat der verein im
neuen Iahr zum ersten Mal am s. Januar —- zu seiner siebenten
lvocheiiversammlnng —zusammen. Dervorsitzende, Director v. Lange,
erösfnete die Versamnilung mit einem warmen Neujahrsgruß, an
welchen sich ein kurzer Rückblick anf das vergangene und ein Ausblick
auf das neue Jahr anschloß. Das so ungewöhnlich ausstellungsreiche
Iahr ;8gs hat für unsere Vereiiis-Ausstellungshalle keine ganz be-
friedigenden Erfolge gebracht, wofür theils die Ableitung des Fremden-
zugs nach den Ausstellungsstädten, theils das schlechte Sommerwetter
und die vor dem Vereinshause stattgehabten Aanalisationsarbeiten ver-
antwortlich gemacht werden können. Das Jahr ;897, in welchem in
Leipzig eine sächsisch-thüringische, in Stockholm eine nordische und in
Brüssel eine internationale Ausstellung stattfinden wird, erhält nach
dieser Richtung seine ksauptbedeutung durch den Blick auf die bevor-
stehende Pariser Weltausftellung. — Dem geselligen Lharakter des
Abends entsprechend, beschränkten sich die übrigen fachlichen Erörte-
rungen auf einen kurzen, aber durch seine Alarheit sehr ansprechenden
vortrag des Uhrmachers Jagemanu über die Uhr als Zeitmesser.
Die ersten Zeiteintheilungen waren durch die Tageszeiten, die Mond-
phasen rc. gegeben, — und schon früh benutzte man die Stellung der
.Sonne für die genaue Ieiteiiitheilung, indem man Sonnenuhren errichtete,
fast gleichzeitig mit der Zwölftheilung des Tages; auch lVasser- und
Sanduhren waren schon lange vor unserer Zeitrechnung als Zeitmesser
in Gebrauch. Die ersten Räderuhren wurden erst im ;Iahrhundert
gebaut; -^oo Jahre lang haben sich dieselben fast gar nicht entwickelt.
Die ersten Thurmuhren mit Schlagwerk gehen in's ;3. nnd Iahr-
hundert zurück; zu den ältesten der bedeutenderen Uhrwerke gehört die
berühmte Straßburger Uhr, welche ;3L2 bis ;35H gebaut, zum
ersten, ;8H2 zum zweiten Mal restaurirt wurde (;5S9 bis ;8-l2
war dieselbe stehen geblieben). Das (Zahrhundert brachte durch
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