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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 4.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.8371#0052
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Feste und Festdecorationen aus drei Iahrhunderten (jS20—;82s)" ein
überaus anschauliches Bild jener Veranstaltungen, welche sozusagen
den Rus Nünchens als Feststadt begründet haben. Bei der politischen
und kirchlichen Stellnng der Stadt erhielten deren Feste ihren Steinxel
durch die Fürstcnmacht und den Katholicismus. Jn Bezug auf
letzteren verdient zunächst die Lharfreitagsseier hervorgehoben zu
werden; beschränkt sich dieselbe im Mittelalter auf eine schlichte Dar-
stelliing des heiligen (Lrabes, so erweitert sie sich vom Iahrhnndert
an imincr mehr zu pomphasten Oorsühkungen, bei welchen der Gottes-
sohn hoch aufgebahrt, wie ein Fürst auf seinem Aatafalke, in feierlich
geschinückter bsalle dargestellt wird. Im und ;8. Iahrhundert sind
jdozzo und Bibiena die sührenden Meister anch hierin; das heilige
Grab, welches Gumx und Faistenberger iin Iahre für dic

Theatinerkirche herstellten, maß 7; Fuß Lsöhe bei -j2 Fuß Breite.
lvie diese, so wurden auch ähnliche Veranstaltungen nicht dem Meßner
und Tapezierer, sondern den Uünstlern übertragen; zu ihrer großartigen
Entwicklung und Ausgestaltung trug allerdings sehr viel die Vervoll-
koinmnung des Theaterapparats bei. Auch bei andern kirchlichen Fest-
lichkeiten, besonders in den Alöstern, z. B. bei Veiligsprechung oder
Iubiläen von Grdensmitgliedern wurde ein bedeutender künstlerischer
Aufwand entfaltct; als besonders thätig in dieser Richtung seien
genannt: Andr. wolf (st Ioh. Ant. Gump (;sso—NiZ),

Ignaz Güuther aus Altmannstein bei Aelheim (f ;776). Den
Todesstoß erhielten diese »tlieutr-i suoru- durch eine verordnung vom
;o. März ;802, in welcher ^dieselben direct abgeschafft wurden mit
dem bfinweis darauf, daß „das Wesen der Religion nicht auf zufälligen
Aeußerlichkeiten und prunkvollen Schaustellungen berube". was heut-
zutage davon noch wahrzunehmen ist, kann nur noch als ein küinmer-
licher Rest der srüheren veranstaltungcn bezeichnet werdcn. viel mehr
hat sich in der Fronleichnanisprocession aus der alten Zeit in die
Gegenwart herübergerettet. Der Fronleichnainstag bildct den lhöhc-
punkt kirchlicher jdrachtentfaltung; er war wirklich ein Dolksfest, und
die Procession an diesem Tage bildete einen Triumxhzug der katholischen
Airche über ihre Widersacher. lferzog lVilhelm V. ertheilte ;S80 den
Befehl, die Fronleichnamsprocession nach künstlerischen Grundsätzen
zu gestalten, und bestellte dazu eine Tominission, die aus Theologen,
Regierungs- und Magistratsbeamten, Aünstlern und kfandwerkern

bestand l Der herzogliche Rath Ludw. INllller, dem der kferzog die
Inscenirüng des Ganzen anvertraut hatte, — ein intimer Freund
Mrlando di Lasso's — schildert in einein 800 Beiten starken, auf der
Lsof- und Staatsbibliothek befindlichen Folioband alle seine Grfahrungen
und Erlebnisse in Bezug auf die Fronleichnamsprocession mit einer
Gründlichkeit, aus welcher deutlich hervorgeht, daß ihm die Angelegen-
heit nicht allein öerzenssache war, sondern daß er auch das volle
verständniß für die künstlerische Durchführung besaß. welch großes
Geschick Rath Müller sür seine Aufgabe initbrachte, läßt sich ermessen,
wenn man bedenkt, daß am Festzug etwa -sooo Personen betheiligt
waren, während die Linwohnerzahl Münchens damals nur etwa
20 000 Seelen betrug; freilich hatte er Uüiistlcr, wie Friedr. Sustris,
Lhristoxh Tchwarz, ksubert Gerhard, sdeter Taudid, bsanns Krumpper
an der kfand. Dabei war alles ächt, kein Zchein-jAunkgeräthe dabei
wie heutzutage. — Die kfoffeste sind im Ganzen späteren Datums; ver-
einzelt kommen sie schon im ;s. Iahrhundert vor, zum Leispiel die
Festlichkeiten zu Ehren der kfochzeit kserzog kvilhelms V. (;sS8).
Aber erst nach dem Dreißigjährigen Aricg werden sie häufiger
und regelmäßiger, nachdem am 22. Iuni ;ss2 die jugendschöne
jdrinzessin Adelaide von Savoyen als Braut Fcrdinand Marias ein-
gezogen war. Diese hochgebildete Frau, welche ganz von dem kunst-
freundlichen, festliebenden Geist italienischer Fürstenhöse durchdrungen
war, brachte dic Münchner khoffeste bald auf eine kföhe mit jenen zu
Paris und Wien; es entstand ;sss das Vpernhaus, xsso das Turnier-
haus. — Im x8. Iahrhundert ist es besonders Luvillies, dessen künst-
lerischer Geist die Feste im Nymphenburger j)ark und im Residenz-
theater beherrscht. — Neben den Freudenfesten wurden aber anch die
veranstaltungen bei traurigen Anlässen nicht minder kunstreich in
Bcene gesetzt; diese sogenannten -Lustru äoloris« für Angehörige des
kferrscherhauses sind uns in Aupferstichen überlicfert. — Der mit
reichem Beifall aufgenommene vortrag war unterstützt durch eine
ungewöhnlich große Zahl von Abbildungen, Btichen, Zeichnungen,
Aquarellen, theils aus Privatbesitz, theils aus den Schätzen der kgl.
kfof- und Staatsbibliothek, des kgl. klupferstichcabinets, des Reichs-
archivs; wir versäumen nicht, auch an dieser Stelle den betreffenden
Anstalten sür deren Tntgegenkommen den Dank des Vereins aus-
zusprechen. —

Klcine KaKUtcn: ZcrclM', Nnsccn. Igulcn. MsstMmgen A.

Wettbewerbe.

Die Lrgebnisse des preisausschreibens zu „Andenken an Dresden"
waren kürzlich im Aunstgewerbemuseum daselbst ausgestellt. Gegen
50 Entwürfe waren eingegangen, und werden die Fabrikanten manch
fruchtbaren Gedanken zur geschmackvollen und sinnigen Gestaltung von
Gegenständen, welche an den Besuch von Dresden erinnern, durch
diesen kvettbowerb erhalten haben. — Das weltberühmte Werk Raffaels
die „Sirtinische Madonna" wurde als Büste modellirt. kVeiter wurde
eine „Aschenschale" eingeliefert, bei welcher der kleine Rococo-Brunnen
auf der Brühl'schen Terrasse das Motiv bildet. Ferner sei hervorgehoben:
Eine hübsche Gruppe zweier Thaisenträger in der kleidsamen Tracht
des vorigen Iahrhunderts, die eine Thaise tragen; ein „Iinnkrug",
dessen Aörper mit schwimmenden Llbnixen in Relies geschmückt ist,
während sich am kfalse das Stadtbild von Dresden befindet. Außer
diesen Arbeiten wurde noch der Tntwurf zu einem künstlerisch ans-
gestatteten „Dresdner .Aalender" und die Anregung, das „Brücken-
männchen" wieder öffentlich auszustellen, prämiirt. Zur Decoration
an Bierkrügen u. s. w. siönnte dieses Wahrzcichen Dresdens benutzt
werden. kVeitere vorschläge betrafen das „Lhokoladenmädchen" aus
der Dresdener Gallerie (farbige Plastik), ein Schränkchen mit der
Frauenkirche in Brandmalerei, kVandteller und Zeitungsmappen mit
Ansichten vom kVettinobelisk, dem Liegesdenkmal. Interessant war
eine „bemalte Palette", auf der ein junges Thexaar zu sehen war, das,
eng umschlungen, vom Berge des Palaisgarten auf Dresdens Tlbterrasse
hinschaut, wie auch ein kleiner Amor, trefflich modellirt, der als An-
denken an Dresden einen Zweig blühendes kieidekraut bringt. v. L.

Bei der Plakat-Loncurrenz sür die Lrakt- nnd Arbcitsmaschinen-
Ansstellung in München erhielten 2 zweite Preise: ü -^oo Mk.:

Adolf Mllnzer und Ioseph Berchtold in München; 2. Larl Simunek
in Prag; ferner 2 dritte Preise L 200 Mk.: ;.Max Müller in München;
2. Albert kvimmer in Leipzig.

Lin öffenllicher kvettbewerb um Lntwürse sür ein plakat wird
von der Fahrräder-Fabrik Bernh. Stoewer, Actien-Gesellschast in Stettin,
mit Termiii zum 25. Iuni d. I. ausgeschrieben. Gegenstand der Tnt-
würfe ist der Mensch in seinen Beziehungen zum Fahrrad. Die Größe
der farbigen Lntwürfe ist auf 20:28 om sestgesetzt. Ts werden drei
Preise von zoo, 200 und ;oo Mk. vertheilt, weitere Lntwürfe für je
20 Mk. angekaust. Ltwaige Preisrichter sind nicht genannt.

verschiedenes.

Aus dem üaatlichen Lunstsond Vayerns, zu welchem der letzte
Landtag ;ooooo Nk. für die laufende Finanzperiode genehmigt hat,
wurden bewilligt: ;2 000 kNk. als Beitrag zur Lrrichtung eines Denk-
mals für Aönig Ludwig I. in Bad Brllckenau; — 20 000 Mk. für
ein Bruiinendenkmal zu Lhren Kaiser Ludwigs des Bayern in lVeißen-
burg a./S.; — -jOOO Mk. als weiterer Beitrag zur Lrrichtung eines
Sieges- und Friedensdenkmals in Ldenkoben; — ;oooo Mk. zur
künstlerischen Ausstattung des neuen kfochaltars in der Uirche zu Groß-
heubach (Bez.-A. Miltenberg); — eine noch nicht genauer festgestellte
Summe zur kjerstellung von Deckengemälden in der kath. Pfarrkirche
zu Lham; — soo Mk. zur Bemalung des Lhorbogens in der Uapelle
zu Zell (Bez.-A. Sonthosen); — 20000 Mk. zur malerischen Aus-
schmückung des gothischen Rathhaussaales in kVasserburg a./I.; —
^2000 Mk. für 2 gemalte Fenster in der Georgskirche zu Dinkelsbühl.

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