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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 4.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.8371#0058
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Lhrgeiz besessen haben, ihr Bestcs zu leisten. Don ganz bescmderer, ge-
wissermaßen programmatischer Bedeutung aber waren die Außerungen
Uber die gegenseitigen Beziehungen der Aünste; der Redner gab darin
dem Wunsche Ausdruck, daß in der kferanbildung der Architekten
wieder das künstlerische Llement zum entscheidenden Factor erhoben
werden möge, und daß andererseits Maler und Bildhauer wieder sich
in engere Beziehung zu den Aufgaben und Forderungen der Baukunst
sehen mögen. Daß er damit deu Bcsten unserer Aünstler
aus der Beele gesprochen, bewies der rauschende Beifall,
mit welchem die Rede begrüßt wurde, als dieselbe mit
einem „bsoch" auf das Zusammengehen der Aunst und
der lvissenschaft, der Architektur und der übrigen Aünste
geschlossen hatte. — Gesangliche und andere musikalische
Genüsse, welche z. Th. vou Alitgliedern der „Allotria"
geboten wurden, sowie Musikstücke einer tNilitärkapelle
schlossen sich hieran, bis die letzten
Festbesucher bei Bonnenaufgang
das gastliche ksaus verließen und
zu ihren penaten heimkehrtcu.

wochenversaminlungen.

Länger als je haben sich
in diesem Winter die Wochen-
versammlungenausgedehnt; dcn
beiden Bibliotheksabenden am
und 20. April folgte — als
zwanzigste Zusammenkunst
— am 27. April die außcr-
ordentliche Gencralversammlung,
über welche wir schon berichtet
haben, und am 5. Mai die ein-
n n d z w a nz igst e und letzte
Mochenversammlung, mitwelcher
die Preisvertheilnng an die Lehr-
linge verbunden war. Der I. Vor-
stand, jdrof. Rud. 5eitz, be-
grüßte die Anwesenden mit eincr
überaus warmen Ansprache;
unter Rückblicken auf das einst
im Vereine gexflegte Gildewesen
stellt er fest, daß wir von Iahr
zu Iahr ernster, ja fast traurig
geworden sind, daß von den
früher so fröhlichen Gildefesten nur noch die Preisvertheilung an
die Lehrlinge übrig geblieben ist. Daran knüpfte er den wunsch, daß
die Iugend, welcher ja die Feier des Abends hauxtsächlich gelte, stch
ihren Frohmuth nicht durch die Jagd nach Erwerb verkümmern lassen
möge; darauf beruhe auch die ksoffnung des Vereins. Redner schloß
mit einem freudig aufgenommenen „lfoch" auf den Protector des
bayer. Aunstgewerbevereins, Se. Agl. lfoheit den Prinzregenten

Lnitxold. —. ksierauf begrüßt der II. Vorstand, Iuwelier Merk,
die beiden neuernannten Ehrenmitglieder, Direktor E. v. Lange
(Lhrenvorstand) und Fabrikant lsergl. Dir. v. Lange sxrach in
bewegten Worten der Versammliing seinen aufrichtigen Dank aus für
die ihm zu Theil gewordene Ehrung und betonte namentlich, daß er
jederzeit bereit ssi, dem Verein, der ihm ;7 Iahre lang die Geschäfte
anvertraut hatte, seine Aräfte zu leihen, nnd schloß mit einem „lfoch"
auf das fernere Gedeihen des Vereins. Auch Fabrikant
lfergl, der dem Ausschuß 28 Iahre lang angehört
hatte, dankte mit herzlichen lvorten und brachte der
jetzigen vorstandschaft und dem Ausschuß sein „ksoch".

Nach diesen einleitenden Reden kounte die Preis-
vertheilung ihren Anfang nehmen. Unter Musikbegleitung
betraten die im Arbeitsanzug angetretenen lt Lehrlinge
den 5aal, geführt von Dekorationsmaler Allwang. Vor-
stand jdrof. Leitz begrüßte dieselben
mit uugemein herzlichen lvorten, die in
der Mahnung gixfelten, das Gelernte
zu bewahren und zu vermehren, und
ihren Meistern, unserem Verein und der
Btadt München allezeit Ehre zu machen.
lsierauf erfolgte die eigentliche Preis-
vertheilung.

Die Namen der Preisträger (bei
denen wir in Alammern die Namen
der Lehrmeister und die
vorgelegten Prüfungs
arbeiten erwähnen) sind
folgende: Ludwig Berger
(bei Aunstschreiner F. lL.
lvagner — llntcrtheil
eines Zierschrankes), Ioh.
lserlbaner (bei Aunst-
schreiner F. L. lvagner
— Bbertheil eines Zier-
schrankes), Paul Bürck
(bei Maler Adolf Lentner
— zwei bemalte Teller),
Iosef Friedrich (bei Prof,
Fritz v. Miller — Silber-
pokal), Ludw. Fritzsche (bei
lhofmöbelfabrikant Gtto
Fritzsche, Zierschränkchen),
Anton Arautheimer (bei
(Liseleur Aonr. Schneider — getriebene Auxferschale), Robert lvuttke
(bei lhofmöbelfabrikant Vtto Fritzsche — Schränkchen in modernem
Stil), lvilhelm Spiegler (bei Bildhauer lvilhelm Klixxel — in lsolz
geschnitzte Rocococonsole), Lorenz Brugglehner (bei Aunstschreiner
Simon Schneller — Pfeilerschränkchen), Anton Dullmaier (bei Kunst-
schreiner Ioh. Fichte — lsolztrnhe). Die Preise betrugen je zo—Mk.,
wozu noch ein aus der Beringer-Stiftiing beschaffter Reißzeug kommt.

8-j. Schreibtisch, Lntwurf undMeichnung^von Architekt F. Zell;
in Lichenholz ausgeführt von A. Blaschko in München.

Kleink RaKWm: Äcrcilic. Nusem. ZMlen. MGMungm rc.

Vereine.

Im Dresdner lunistgewerbeverein sxrach Vr, volbehr über die
Aunst rm Dienste des Aunstgewerbes. Lr ging aus von der
Thatsache, daß Aunst und Aunstgeweibe Iahrzehnte hindurch einander
gleichgiltig oder gar feindselig gegenüber gestanden haben. Unsere
Zeit wird gekennzeichnet durch ein sehr starkes Verlangen nach lvahr-
heit. Dieses Streben nach Lhrlichkeit und lvahrheit köunte auch auf
das Aunstgewerbe befruchtend wirken. Die Lhrlichkeit muß sich hier
als Rücksicht auf Zweck, Stoff und Technik äußern, dann werden auch
wieder kunstgewerbliche Arbeiteu im Sinne unserer Zeit entstehen.
Für das segensreiche Zusammengehen von Aunst und Aunstgewerbe
liegen mancherlei erfreuliche Beweise vor. — Das Auustgewerbe ist in
technisch ersindender lveise genügend geübt, um den Anregungen der
Aünstler folgen zu können. Dabei braucht man sich nicht vollständig

ablehnend zu verhalten gegenüber den historischen Stilarten. lvenn
Iemand besonderes Interesse für ältere Stilarten hat, so muß er dabei
nur wahr und ehrlich bleiben; davon abgesehen aber muß die modernere
Aunst Pfadsinderin des Aunstgewerbes bleiben oder werdcn, und es
wird ihr Ruhmestitel sein, wenn ste zugleich erste Dienerin und
Leiterin ihrer Schwester ist, V. L.

verein fiir deiitsches Limstgewerbe Zu Berlin. Der verein
für deutsches Aunstgewerbe nahm in der Generalversammlung vom
13. Ianuar die Neuwahl des Vorstandes ohne merkliche ver-
änderuug vor; die Zahl der Mitglieder betrng izzq, der Ltat glich
sich in Liunahmen und Ausgabeii mit 2S000 Mk. aus; das Ver-
mögen betrug -jo ooo Mk. Am 23. Ianuar folgte statt des Stiftungs-
festes ein lvinterfest im Deutschen lsofe, das von 800 Damen und

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