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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 4.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.8371#0079
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Möbel im engeren Sinne von Van der velde, der nuch die Aufstellnng
besorgt hat. Die Aamine von Rysselberghe, Texpiche nnd Friese von
Lemmen, das graue Zimmer stammt von Isaak, das gelbe von dem
Pariser Maler Besnard. — Der Gothische, Renaissancestil u. a. m.
find nicht vertreten, die Aufgabe ist eine völlig andere; die Frage war
hier nicht, in welcher historischen Stilart statte ich meine Wohuung aus,
sondern: wie richte ich meine Wohnung bequem, intim und künstlerisch
ein, sodaß ich mich darin wohl siihle, daß sie meinen Bedürfnissen genügt.
Mancher ist allerdings bei dem Besuch dieser Zimmer enttauscht, dem
einen sind sie zu einfach, dem anderen zu kostbar. Doch eines wird
von allen zugestanden, daß sie malerisch wirken und äußerst bequem
und anheimelnd sind.

Der „Salon oder das Martezimmer" hat eine runde Form.
In der Mitte steht ein mit orangegelbem 5ammet bezogenes Rund-
soxha mit einer aus 2 Elephantenköxfen gebildeten originellen Blumen-
vase. Die lVände sind gleichfalls mit orangefarbenem Zammet bezogen,
zwischen denselben sind hohe und schmale Panneaux eingeordnet, deren
Grundton lila ist, von kühner Ausfassung der Natur zeugen und von
Ll. Besnard in Paris gemalt sind. Plasond und jdortieren sind gleich-
falls gelb gehalten. Die hier und da stehenden zierlichen Stühle sind
von Lsche in Naturton gehalten, sehr einfach und mit slachen
Lederkissen bedeckt. Das nebenan befindliche „Speisezimmer" ist
originell, einsach und praktisch und nebst dem Rauchzimmer dasjenige,
welches am meisten gefällt. Die lVände sind in lllannshöhe mit einer
Täfelung von Ledernholz versehen, die durch eingelegte eigenartig ge-
formte Verzierungen von Rupfer belebt sind. Gberhalb derselben sind
Simsbretter angebracht, die von lllessingträgern gestlltzt werden, auf
denselben steheu die schon Lingangs erwähnten Gefäße von Thon und
Glas in Aiirbis und Granatapfelform u. s. w. Die lvände oberhalb
den lqolzverkleidungen weisen Tapeten mit rothbraun nnd mattgrau mit
etwas zu phantastischen Schwingungen und Linien auf. Der Aamin
ist aus sastgrünen Kacheln gebildet und wird von lNessingleisten ein-
gefaßt. Auf demselben steht ein Spiegel, welcher von einem breiten,
ganz einsach gehaltenen, gleichfalls ans Ledernholz bestehenden Rahmen
umschlossen ist. Die auf einer Art Gestell ruhendc Tischplatte ist sehr breit
und hat in der lllitte eine Lrhöhung, die mit einer Linlage von theils
kräftiger, theils zarter roth gemusterten Aacheln versehen ist. Dieselbe
kann von unten erwärmt werdcn, und werden somit die Schüsscln

t t t. Gezeichnet von Anning Lell (s. S. 70).

immer warm gehalten. lsierzn gesellen sich noch eiuige Stiihle mit
hohen Lchnen und breiten Sitzen, dic mit slachen Polstern ausgestattet
und sehr bequem sind, nebst zwei niedrigcn Schränken oder kleinen
Buffets, die theils mit bleigefaßten Glasschekben, theils mit Sammet-
vorhängen versehen sind und als Servirtische dieuen. — Ls sind bei
dieser Linrichtung die denkbar einsachstcn Formen und Profile gewählt
worden. Gerade Linien, rechte lvinkel, hier und da ein Rnndstab,
kaum daß die Tischfüße einen leichten Schwung anfwcisen, die Lehnen
der Stühle leicht gernndet sind. Der Schmnck besteht zumeist in
blanken lllessingstäben und matten Kupfereinlagen. Dem schaffenden
Künstler werden wir vom Standpunkte der Farbenästhetik jenen scinen
Geschmack zuerkcnnen müsseu; ist doch die Farbe sür lVohnränme von
großer lvichtigkeit.

Das „Rauchzimmer" wird durch ein vou Gpalescentglas
(Tiffany) gebildetes Feuster und durch einige Glühlampen schwach be-
leuchtet. Dic Täselung, wie auch das lange Sopha mit dem darübcr
befindlichen Spiegel, den Simsbrettcrn, Tisch, Stühlen nnd Lckschränk-
chen sind von dnnklcm lllahagoni hergestellt. lqier und da ausgestellte
eigenartig geformte lNessing- und Glasgefäße untcrbrechen die Lin-
förmigkeit des Tones. Die unrnhigen und großlinigen Vrnamente der
farbigen Glaseinlageu in einem Theile der Vertäfelung wirken etwas
unharmonisch. Der folgende achteckig gehaltene Raum wird als
„Mohnzimmer" bezeichnet, ist mit grünem Sammet von Jsaac
bekleidet, der denselben, wie auch andere Stoffe, durch lllalen und
Aetzen mit Lhrysanthcmnm, Lilien, lllohn, Schilfrohr, Sommerrosen
u. s. w. geschmückt hat. Der Fries hat als Grundfarbe einen röth-
lichen Ton mit hclleren Blattornamenten. Der Fußboden ist dunkoi-,
die Decke hellgrau gehalten. Vorhänge nnd portieren harmoniren in
Farbe und Zeichnuug mit der gesamteu Linrichtung, dic eiue ungemein
feine und ruhige ist. An Möbeln sind nur ein einfacher Schrank mit
knnstgewerblichen Arbeiten, sowie einige grün gebeizte einfache Tisch-
chen nnd Ljolzstühlc vorhanden. (Zi! den Ecken stehen Sophas, deren
Sitze mit Lederriemeu bespannt sind, auf die mit Br»ndmalerei ge-
schmückte Lederpolster aufgelegt wurdeu. Die Rücklehnen besteheu aus
grün gebeizten und mit lvasserblumcii bemalten lsolzfülluiigen.

(Schluß folgt.)
 
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