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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 4.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.8371#0091
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neue sei, so sei doch hier von Eckmann der Beweis
erbracht, wie nothwendig es für den schaffenden
Aiinstler sei, in die Werkstatt zu gehen und durch
eigenes Lingreifen die verschiedensten Techniken zu
studieren.

s)m Februar hält bserr Or. Deneken einen Vor-
trag über „Iarob Moers den Aelteren und den
Düngeren", im INärz kserr Landgerichtsdirector vr.
Föhring über „alte japanische und chinesische Zier-
und bsansstandsgeräthe aus Zinn", von denen der
Vortragende 70 Txemplare ansgestellt hatte. Diese
Sammlung ist »m so interessanter, als sie bis jetzt
wohl als die einzige ihrer Art betrachtet merden darf.
Sie umfaßte wesentlich Temxel- und Ljausstands-
leuchter, vasen, Saki- (Reiswein), Llaschen uud
Schalen, Lredenzplatten, Theegefäße, wasserkanncn,
Aoros (Ränchergefäße), Iuros (Medicin-Dosen), Becher,
Toilettenständer, Ainderspielzeug u. s. w.

Die Lhinesen und Iaxaner haben das Zinn in
reinem und legirtem Zustande verwandt, nnd zur
Legirnng theils Blei, welches cine dunkle Färbnng
giebt, theils andere Mctalle, welche der Masse eincn
weißlichen und mattglänzendcn Ton vcrleihen, viel-
leicht sogar Silber verwandt; denn namentlich das
chinesische Zinn zeichnet sich oft durch besondere lsärte
und ein silberähnliches Schillern aus. — Die Zinn-
arbeiten sind gegossen und zweiselsohne entweder in
Sand und Gyps — oder in Metall, — viclleicht auch
in Steinsormen. — Viclleicht habcn die Zinngießer
sich auch der verlorenen Form bedient, welches Ver-
sahren vorwiegend der antiken Aunst angehört, noch
hente in Italicn und Rußland gebraucht wird und
von dem wir gewiß wissen, daß die ostasiatischen
Broncegießer sie sür wirkliche Annstwerko fast aus-
schließlich verwenden. — Redner geht dann auf die
Decoration der japanischen und chinesischen Zinn-
gefäße ein, welche er als sehr mannigfaltig schildert.

In der April-Versammlnng sxricht Ljcrr j)rof.
Vr, Sadebeck, der Director des botanischen Nuseums
in fesselnder Weise über „Ligcnartige lsolzformen,
ihre Lntstehung und ihre Vcrwendnng für das Aunst-
gewerbe." V. bl.

Dcr verein fiir deutjchcs Iriiiistgcwerbe zu
Berlin unternahm wie auch in srüheren Iahren
während der Sommerzeiten mehrere gemeinsamc Aus-
siüge, von denen der erste der dnrch geheimen Bau-
rath Spitta erbauten Gnadenkirche im Invaliden-
dank galt. Dieses vor etwa 2 Iahren vollendete,
dem Andenken an die Aaiserin Augusta gewidmete
Gotteshaus ist im rheinisch-romanischen Uebergangs-
stil errichtet wordcn und cnthält u. A. zahlreiche
dekorative Arbeiten, lllosaiken nach Aartons dcs
jlrofessors Geselschap von Puhl >L wagner in Rix-
dorf, Glasscnster von Geiger in Freiburg und
andere kunstgewcrbliche Gegenstände. — Lin andercr
Besuch richtete sich nach der neuen Pommerschen
kjyxothekenbank in der Behrenstraße, einem
werk der Architekten wittling und Güldner,
wobei namentlich Beschlägc, Garderobeständer und
Aaminzierrate aus schmiedbarer Aluminiumbronee
bcachtet wurden. Aünstlerischer Uiitarbciter bei dcn
Lntwürfen zahlrcicher kunstgewerblicher Thcile war
Architekt Usbeck. Im Iuni führte die Gewerbe-
u nd Industrieausstellung in Leipzig etwa
;oo Mitglieder mit ihren Damen dorthin, wo u. A.
auch das Grassimiiseum und das städtische Nluscum
unter Führung der herren Vr. Grans und See-
mann jr. besichtigt wurden. v. V.

^25. Lederflechtwerk von einem ssferdegeschirr.
Süddeutsch. ^Z.Iahrh. (yamburger Museum
für Runst und Gewerbe.) ^/z nat. Gr.





Gchulen.

Die kunstgcwerblichen Linrichtungen und An-
stalten in Baden und Mirttemberg sind nencrdings
zum Gegenstand eines eingehenden Studiums gcmacht
worden, und zwar von dem xreußischen kjandels-
ministerium, dessen Dercernenten im nächstjährigen
Ltat größere Mittel fllr besondere Unterrichtskurse
und Fachschulen zu beantragen gedenken. Ist diese
Rachricht an sich in diescr Form auch noch etwas
unbestimmt, so ist es doch crfreulich, zu vernehmen,
daß man in Berlin sein Augenmerk auf die Bestreb-
ungen in Siiddeutschland richtet. In Prcußen erfährt
das Aunstgewerbe von oben her nur geringe Förde-
rung, was schon daraus hervorgeht, daß von den
maaßgebenden persönlichkeiten der Ministcrien und
des bjofes dcm Berliner Aunstgewerbeverein kaum
einc einzige angehört, sowie, daß u. A. auch die
kunstgewerblichen S ta at s k 0 n k u rr e n z en,
die vor längercr Zeit ins Leben gerufen wurden, aus
unbekannten Gründen wieder in Fortfall kamen. Die
Leitnng aller kunstgewerblichen Angelegenheitcn ledig-
lich durch verwaltungsbeamte ist der Lntwickelung
der Schulen nicht besonders gllnstig, ist aber die ein-
fache Folge dcs in Norddentschland kräftig entwickelten
Asscssorismns. — Gerade im Aunstgewerbe wirS es
wichtig, daß man die in Süddeutschland gemachten
Lrfahrungen nicht nngenützt läßt, vor allem aber die
Bewilligung größercr Summcn von Scilcn der Staats-
verwaltnng durchsetzt. vtr.

Ausstellungen.

Das Lunftgewerbe auf der Berliner Runst-
ausstellung beschränki sich dicsmal auf nur wenige
Stücke, unter denen die Montirung eines Steinbock-
schädels von Fr. v. Miller (Miinchen) besondcrs
origincll erscheint. Die mächtigen Gehörne sind an
der wurzel durch kronenartige Reifen gefaßt und in
der Mitte durch reich ornamentirte Bandstreifen ge-
gurtet, an denen reiche Aettengehänge mit gcschliffe-
nen Lrystallen und Toxascn ansetzcn. — kjermann
Isansmann (Lharlottenburg) bringt den dem
Dircktor A. v. werner zur Silberhochzeit vom Künstler-
verein gewidmeten Anfsatz aus Silber. Ls ist das
eine schräggestellte muschelartige Gvalschale auf
Läwenfüßcn, am oberen Lnde übcrragt von dem
behelmten Uünstlerivapxen, über dem cin den Silber-
kranz mit den ausgebrciteten Armen tragendes
LUsterweibchen anfsteigt. Neben Martin Schauß
(Berlin) (mit einer coguet gehaltcncn Loeurdame in
Llfcnbein) ist noch Iules weyns in Antwerxcn
nüt eincr stilvollen vornehmen Llsenbcinbiiste (Ldel-
dame) vertrcten. Von Larl Rothmiiller (Miinchen)
ist ein siott erfundenes, wirksam durchgeführtes
Schmuckkästchen aus Perlmntter mit Gold- nnd
Silberdekorationen, durchsetzt von ächten Steinen aus-
gestellt, das an den Lckcn vier vortrefflich ausgesührte
mythologische Figuren, in den Seitenfiächen vier an-
sprechende llinderfiiese zeigt. — Schließlich bietet
die Glasmalerei von paul kseinersdorfs-Berlin
drei in der Technik zum Theil recht eigenartige
Fenster, mit der Darstellung des Ritters Georg, einer
sreiersundenen originellen ^igur der Poesie nnd drei
reizvollen Gestalten in sarbenxrächtiger Umgebung für
ein Musikzimmer. — von sonstigen dekorativen
Arbeiten sind u. A. noch zu nennen zwei Reliefs
(;806 und ;870) von dem Aaiser wilhelmdenkmal
zu Düsseldorf (von Larl I anssen), eine Brunnenfigur
(wäscherin) von Pros. L. Brun 0 w, der Sandalen-
binder von Nicolaus Friedrich in Rom (Bronze),
eine xolychromirte Büste von Lsermann Aokolsky,

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