Fig. 23 Die badenden Nymphen. Stich von Quirin Boel nach einem verlorenen Gemälde von Palma Vecchio
Bemerkungen zu Palma Vecchios „Verführung der Calisto“
im Städelschen Kunstinstitut
Von Georg Swarzenski
Die Auffindung von Palma Vecchios Nymphenbilde bedeutet nicht nur eine Vergrößerung
des ceuvre eines hervorragenden Künstlers, sondern eine Bereicherung unserer Kenntnis
der venezianischen Malerei in einem besonders kritischen Stadium ihrer Entwicklung und
nach den verschiedensten Richtungen hin. Die Zuweisung des Bildes, das zuerst von Claude
Philipps in die Literatur eingeführt worden ist1), an Palma, ist evident und bedarf keiner weiteren
Ausführung (Taf. IV). Schwieriger wäre ein Aufdecken all der komplizierten Beziehungen,
durch die das Bild mit der Gesamtentwicklung der venezianischen Malerei verknüpft ist,
und der Versuch einer ganz exakten Datierung. Hierfür wäre aber eine gründliche Aus-
einandersetzung mit Giorgione und der Jugendentwicklung Tizians notwendig, die in diesem
Zusammenhänge billigerweise nicht erwartet werden kann. Meines Erachtens ist das Bild
um 1512—1515 zu datieren. Daß es in diese verhältnismäßig frühe Zeit gehört, wird zunächst
durch den giorgionesken Charakter des Bildes nahegelegt. Hierbei handelt es sich keines-
l) Burlington Magazine X (1907), p. 315
Bemerkungen zu Palma Vecchios „Verführung der Calisto“
im Städelschen Kunstinstitut
Von Georg Swarzenski
Die Auffindung von Palma Vecchios Nymphenbilde bedeutet nicht nur eine Vergrößerung
des ceuvre eines hervorragenden Künstlers, sondern eine Bereicherung unserer Kenntnis
der venezianischen Malerei in einem besonders kritischen Stadium ihrer Entwicklung und
nach den verschiedensten Richtungen hin. Die Zuweisung des Bildes, das zuerst von Claude
Philipps in die Literatur eingeführt worden ist1), an Palma, ist evident und bedarf keiner weiteren
Ausführung (Taf. IV). Schwieriger wäre ein Aufdecken all der komplizierten Beziehungen,
durch die das Bild mit der Gesamtentwicklung der venezianischen Malerei verknüpft ist,
und der Versuch einer ganz exakten Datierung. Hierfür wäre aber eine gründliche Aus-
einandersetzung mit Giorgione und der Jugendentwicklung Tizians notwendig, die in diesem
Zusammenhänge billigerweise nicht erwartet werden kann. Meines Erachtens ist das Bild
um 1512—1515 zu datieren. Daß es in diese verhältnismäßig frühe Zeit gehört, wird zunächst
durch den giorgionesken Charakter des Bildes nahegelegt. Hierbei handelt es sich keines-
l) Burlington Magazine X (1907), p. 315