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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — 2.1908

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Tietze, Hans: Albrecht Altdorfers Anfänge
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https://doi.org/10.11588/diglit.25489#0011
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Fig. i Albrecht Altdorfer, Ausschnitt aus einer Zeichnung
im Berliner Kupferstichkabinett

Albrecht Altdorfers Anfänge

Von Hans Tietze

Dem „südostdeutschen Winkel der Namenlosen“, wie Robert Stiassny einmal das
künstlerische Gebiet der österreichischen Alpenländer mit ihren Vorlanden bis zur
Donau nennt, wendet sich in den letzten Jahren eine erhöhte Aufmerksamkeit zu. Denn
wenn hier auch nicht Großtaten der Malerei vollbracht wurden, so waren diese Länder
doch die Stätte einer lieblichen Kunst, deren Vorliebe für die Landschaft in uns Modernen
eine Saite besonders kräftig mitschwingen läßt, und durch die Vermittlung Lukas Cranachs
auch ein wichtiger Durchgangspunkt für die norddeutsche Kunst. Ein Weiteres kommt dazu,
die Hartnäckigkeit und den Scharfsinn der Forscher anzulocken; kaum in einem andern
Lande Deutschlands liegen die Verhältnisse so verworren, spielen so viele und so mannig-
fache Einflüsse durcheinander, verfitzen sich die verschiedensten künstlerischen Fäden zu
einem derart unentwirrbaren Ganzen wie im Österreich des XV. Jhs. Wie die böhmischen
Einflüsse, deren Kenntnis wir Dvorak verdanken, an der Wende des XIV. und XV. Jhs.
hier ausschlaggebend sind und modifiziert wenigstens in einer Gruppe höfischer Künstler
bis in die zweite Hälfte des Jahrhunderts fortleben und erst in den Fünfziger-Jahren nieder-
ländischen Einflüssen weichen, habe ich an anderer Stelle anzudeuten versucht1); daneben
aber bleibt die Nachbarschafts Bayerns nicht ohne Einwirkung, macht sich die Ausstrahlung
des Nürnberger Kunstkreises vielfach bemerkbar, fehlt es nicht an direkten schwäbischen
Anklängen2) und werden Schongauer’sche Stiche ebenso studiert und nachgeahmt wie überall
in deutschen Landen.8) Und außer diesen Fäden, die aus allen deutschen Gauen in die Erb-
lande des Kaisers herüberführen, züngelt der nachbarliche Einfluß Oberitaliens seit dem
XIV. Jh. oft und oft nach Österreich herüber und bereitet durch diese vereinzelten Vorstöße

') Vgl. die Handschriften der Concordantia Caritatis
im Jahrbuch der Z. K. 1905 und Kunsthist. Übersicht in
Österreichische Kunsttopographie I, Krems. Wien 1907,
S. 29 fif.

2) Vgl. z. B. das in einer Notiz des Kunstgeschichtl.
Jahrbuchs der Z. K. 1908, Heft I, veröffentlichte Dreifältig-
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 1908

keitsbild auf der Rosenburg. Unter den unter Friedrich IV.
am meisten beschäftigten Malern findet sich ein Hans von
Tübingen.

3) Hochaltar in Maria-Laach, Altarflügel im Kremser
Museum in Kunsttopographie a. a. O., S. 274 u. 244.
 
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