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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — 2.1908

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Dreger, Moriz: Zeichnungen des älteren Fischer von Erlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.25489#0163
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Fig. 68 Bendels Medaille auf den
Triumphbogen der Stadt Wien vom
Jahre 1690. 3/4 n. Gr.

Fig. 69 Rückseite der rechts
dargestellten Medaille

Fig. 70 Bendels Medaille auf den
Triumphbogen der fremden Nieder-
leger vom Jahre 1690. 3/4 n. Gr.

Zeichnungen des älteren Fischer von Erlach

Von Moriz Dreger

Nur in ganz vereinzelten Fällen ist ein größeres Werk der Baukunst so auf uns ge-
kommen, wie es der entwerfende Künstler ursprünglich beabsichtigt hat; entweder mußte
der Künstler seinen ursprünglichen Plan zu dessen Vor- oder Nachteile selbst noch ändern,
oder es haben dies andere neben und nach ihm getan, so daß ein Bauwerk in den seltensten
Fällen für das künstlerische Wollen eines Architekten so charakteristisch ist, wie es viele
Statuen oder Gemälde für das ihrer Verfertiger sind. Um so wichtiger ist es daher für
uns, von größeren Architekten nicht nur ausgeführte Werke, die mit ihnen in mehr oder
weniger sichere Verbindung gebracht werden können, sondern auch eigenhändige Entwürfe
zu besitzen. Durch nichts kann man zugleich das Werden eines Werkes und das ganze
Empfinden des Künstlers klarer erkennen, als durch das Vergleichen von Entwürfen unter
einander und mit den ausgeführten Werken. Leider war uns bisher von Joh. Bernhard
Fischer von Erlach aber nicht ein einziger Entwurf gesichert; die meisten ihm zugeschrie-
benen Zeichnungen, besonders Wiener Ansichten, die mehr oder weniger den von Delsen-
bach gestochenen ähneln, haben offenbar gar nichts mit ihm zu tun und entbehren jeden-
falls der festen Grundlage zur Zuschreibung, so daß man von ihnen unmöglich sicher weiter
schreiten kann.

Ilg, der sich trotz aller Sonderbarkeiten seiner Arbeitsmethode um die Erforschung der
österreichischen Barockkunst zweifellos große Verdienste erworben hat, hat die einzige Zeich-
nung, die ihm als signiertes Werk des genannten Meisters unter die Augen kam, dem Künstler
absprechen zu müssen gemeint; wir werden hierüber jedoch erst später zu berichen haben, da
uns eine andere, bisher ganz unbeachtete, Zeichnung erhalten ist, die offenbar mit früher anzu-
setzenden Werken in Verbindung steht. Ilg1) erzählt ausführlich die Geschichte der beiden
Triumphbogen, die im Jahre 1690 von der Stadt Wien und von den fremden Niederlegern
(Kaufleuten) beim Einzuge des neugekrönten Königs, späteren Kaisers, Josef I. in Wien,
nach Plänen Fischers von Erlach errichtet wurden. Daß der für die Stadt Wien ausgeführte
Triumphbogen wirklich von Fischer entworfen worden ist, beweisen die von Schlager veröffent-
lichten Stadtrechnungen2), die den Künstler genau mit Namen und Titel (Ingenieur) nennen

’) Albert Ilg, „Die Fischer von Erlach“, Wien 1905, S. 146 ff. 2) Vgl. Ilg a. a. O. S. 147.
 
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