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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — 2.1908

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Dreger, Moriz: Zeichnungen des älteren Fischer von Erlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.25489#0181
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Moriz Dreger Zeichnungen des älteren Fischer von Erlach

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Die künstlerischen Abweichungen der Darstellung- auf Taf. XXI gegenüber der andern
scheinen somit alle in derselben Richtung, zu liegen, nämlich auf der Seite der Verein-
fachung, sowohl stilistisch als rein zeichnerisch; zugleich sind einzelne, anscheinend nur
kleine, Änderungen zu erkennen, die aber doch den Eindruck wesentlich mitbestimmen,
nämlich das Ganze einfacher Zusammenschlüßen.

Zunächst handelte es sich Fischer in seinem Architekturwerke gar nicht um die In-
schriften und besonderen Allegorien, sondern um die große architektonische und künst-
lerische Idee; diese künstlerischen Ideen waren aber bei ihm selbst, als er den „Entwurf
einer historischen Architektur“ schuf, anders geworden, nämlich strenger klassizistisch.
Solche Kartuschen, wie auf Taf. XXII über den Seitengängen erscheinen, paßten dem
Meister nicht mehr. Auch haben die Rankenfüllungen in dem Friese des wie eine Vision
oben auf Wolken schwebenden Tempels nun einen ganz französischen Charakter gegen-
über den Füllungen, die in dem andern Stiche (im unteren Simse) und bei den früher be-
sprochenen Arbeiten zu bemerken sind.

Die ausgeführten Bauten, die uns Fischer in seinem Architekturwerke bringt, konnte
er nicht gut anders darstellen, als sie waren; da hätte ihm ja jeder den Fehler nachweisen
können. Einen seit langem abgebrochenen Augenblicksbau durfte er aber, um die allgemeine
Idee zu erhalten und doch noch immer vertreten zu können, im einzelnen umgestalten.

Das ist aber gerade das Wertvolle, daß uns durch die Änderungen des, wie wir wohl
mit Sicherheit sagen können, späteren Stiches die Entwicklung Fischers zu immer weiter-
gehendem Klassizismus nun deutlich vor Augen geführt wird. Man hat bisher eben viel zu
wenig Gewicht darauf gelegt, daß Fischer, wie jeder andere Künstler, sich weiter entwickelte.
Man hat bisher sein ganzes Schaffen viel zu sehr als eine unveränderliche Einheit genommen
und seine früheren Werke und unmittelbaren Entwürfe überhaupt kaum gekannt. Wir hoffen,
daß nun wenigstens der Anfang der Erkenntnis gewonnen ist. Und wir werden nun dem-
nächst daran gehen können, den Originalentwurf des älteren Fischer von Erlach für die
Wiener Hofburg vorzulegen, einen Plan, der zwar nie zur Durchführung gelangt ist, aber
doch zu den großartigsten Schöpfungen der späteren Barockkunst gehört215). Wie schon
gesagt, wird es nun aber auch möglich sein, andere Wiener Bauten und selbst kunst-
gewerbliche Erzeugnisse mit dem großen Meister in Verbindung zu bringen.

26) Bei dem damaligen Stande unserer Kenntnis von
Fischers Kunstrichtung habe ich die Zeichnung noch nicht
unter seinem, sondern unter Balthasar Neumanns Namen
gebracht („Kunst und Kunsthandwerk“ 1907); jedoch habe
ich (daselbst auf S. 658) bereits darauf hingewiesen, daß,
wenn überhaupt ein Plan des älteren Fischer für die Hof-
burg vorhanden war, er in der Richtung der eben erwähnten
Zeichnung liegen müsse.

Während des Druckes dieses Aufsatzes war es mög-
lich, die bisherigen ungenügenden Abbildungen der Bendel-

schen Münzen durch bessere zu ersetzen, die nach eigens
hergestellten Gipsabgüssen angefertigt sind; wir verdanken
diese der Güte des Herrn Regierungsrates Karl Dgmanig
vom Kunsthistorischen Hofmuseum in Wien. — Die Me-
daille mit der Darstellung des Triumphbogens der fremden
Niederleger findet sich in Elfenbein geschnitzt offenbar als
Originalarbeit Bendels in der Sammlung des Herrn Josef
Ferdinand Hirsch in Troppau; siehe E. W. Brauns
Katalog der „Ausstellung von Österreichischen Medaillen“
(Troppau 1902) Nr. 514.

Kunstgeschichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 1908

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