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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1910

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Budinich, Cornelio: Die St. Jakobskirche in Illyrisch-Castelnuovo (Castelnuovo del Carso) und verwandte Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.26208#0074
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tß'
Mangel irgend weicher schriftlichen Urkunde, nicht
mit Sicherheit behaupten. Es kennt nämlich die Kunst-
geschichte auch andere Fäile, wo (hauptsächiich in
alpinen italienischen Gegenden, welche, was die
Grenzlage zwischen zwei Völkern betrifft, mit dem
Karsthochplateau eine gewisse Änlichkeit haben)
noch in spätbarocker Epoche an den gotischen Bau-
formen mit staunenswerter Anhänglichkcit festge-
halten ward').
Man darf also die Möglichkeit nicht ausschließen,
daß auch die Apsis der St. Jakobskirche in Castel-
nuovo aus dem XVII. Jh. stamme.

Fig. 48 Kirche in Bresovizza. Grundriß der Apsis
Auf der Hin- und Rückreise Trieste-Castelnuovo
habe ich Gelegenheit gehabt, mehrere andere Kirchen
des Karstgebietes zu besichtigen, in welchen mit
einigen Variationen der Fall der St. Jakobskirche in
Castelnuovo sich wiederholte. So bemerkte ich, daß
ein und derselbe Typus (wahrscheinlich mit ähnlicher
Entstehungsgeschichte) im ganzen Karstgebiete und
auch irn ganzen nördlichen Teile der Halbinsel Istrien
verbreitet ist, und ich hielt es für meine PHicht, um
dem erhaltenen Auftrage auf das bestmögliche zu
entsprechen und ins Wesen dieser Eigentümlichkeit
desto besser einzudringen, noch mehrere andere
Kirchen eingehend zu studieren.
So besichtigte ich auf der Rückreise die beiden
Kirchen von Hrusizza, die Kirche von Obrov,
jene von Gradisce, von Bresovizza, von Her-
pelje und die beiden größeren Kirchen von Pisino.
') Man lese: A. Frova. Chiese gotiche cadorine in
Rassegna d' Arte, 1908 pag. 58.

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Ich nahm alles nach Maßen auf, wie aus den bei-
liegenden Figuren zu ersehen ist, und bespreche jetzt
gleich in Ktirze jeden einzelnen Bau, um dann die
Schlußfolgerungen knapp zusammenzufassen.
* *
*
Die Apsis der Hauptkircbe von Hrusizza (eine
kleine Ortschaft nicht weit von der Hauptstraße
Castelnuovo-Herpclje) ist, sowohl in ihrem polygo-
nalen Abschluß als auch in der allgemeinen Anord-
nung der Netzgewölbe (Taf. IV, V) ähnlich jener der
St. Jakobskirche von Castelnuovo. Sie hat die Breite
von 5*57 bei einer Länge von 6'65 w. Die Grund-
rißform ist also etwas länglicher als in Castelnuovo;
und da die Anzahl der Joche hier wie dort gleich
zwei ist, so ist das Verhältnis der Dimensionen der
einzelnen Joche hier verschieden, denn diese haben
eine breitere Form. Etwas Neues finden wir hier in
der Belebung der WandHächen durch Mauerpfeiler
(im Grundriß 3*/^ Seiten eines regelmäßigen Acht-
eckes), auf welchen die Gewölbeanfänger ruhen.
Die Formen der Pfeiler sind aus I'afel V er-
sichtlich. Die Rippen sind in Mörtel gezogen und
haben barocke Prohlierung.
Interessant-) ist in dieser Kirche der Mauer-
bogen zwischen Apsis und Schiff. Die Ecken des
Bogens sind rundherum abgefast, so daß im Quer-
schnitt drei Seiten eines regelmäßigen Achtecks zum
Vorschein kommen. In Kämpferhöhe läuft ein Ge-
sims, das in eigentümlicher Weise abgeschnitten wird.
Eine zweite kleinere Kirche existiert noch in
derselben Ortschaft, nämlich die St. Veitskirche. Mit
einem schönen auf Säulen ruhenden Vordach ver-
sehen, stellt sich der ganze Bau höchst malerisch
dar. Die Apsis ist hier kleiner als an den bisher
erwähnten Bauten, und wir Hnden hier das übliche
Netzgewölbe, aber mit einem einzelnen Joch, das in
seltsamer Weise an die Mauer des Schiffes anstößt
(Taf. VI). Auf dem Haupttor treffen wir das Datum
1657, auf der Einfriedungsmauer die Zahl 1659.
Das ProAI der Rippen ist auch hier höchst
einfach.
* * *
In der Richtung nach Herpelje weiter schreitend,
treffen wir in unmittelbarer Nähe der Straße höchst
pittoresk von Riesenbäumen umgeben die Kirche von
Obrov (Taf. VI).
Die kleine Apsis ist auch hier mit einem der
St. Jakobskirche in Castelnuovo ähnlichen Gewölbe
bedeckt, mit dem merkwürdigen Unterschied, daß
wir hier nur anderthalb Joch hnden. Die Gewölbe-
^) Etwas ganz Ähnliches werden wir im Dome von
Pisino ilnden (Tnf. VIII).

CoRNF.T.to BuntNtCH Die St. Jakobskirche in 'lllyrisch-Castelnuovo und verwandte Bauten
 
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