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Müller. Schnitze, wat rennü Du'» so? Du bist ja janz außer Athen, !
Schultzc. Hcrrjes, Müller, kannst de mich nich sagen, wo der Kriegs-
schauplatz iS?
Müller. O ja. Da mußte de aber sehre losen, der Krieg i«
schonst um de Eck«!

Müller. Da bist de ja schonst wieder! Wo kommst Du'n her?
Schnitze. Ick? Wo soll ick denn Herkommen? Aus de Campagne
komm ick.
M 6 lle r. Na, des hat ja schnell jejangen! Wie lange hat denn der
Krieg jedauert?
Schultzc. Du, det kann ick Dir nich so jenau sagen; meine Uhr zeigt
keine Sekunden, und nach Minuten iS des nich jut zu berechnen.
Müller. Schnitze, hast de schonst jelesen von de jlorreiche Schlacht
bei Bronzell?
Schnitze. Za wol. Wecßt de, die BundcSIruppc» wüsten doch jut
dresstrt sind.
Müller. Wo so denn?
Schultze. Die Mäntel haben sc blessirt, un de Mantelträger
baden se «lischt »ich jethan.
Müller. Des «vundcrt Dir? Ochse! Die kominen ja immer jut «veg.
Müller. I, Schultze, seit wann bist Du'n Republikaner jcwor'n?
Schultze Ick? Replikaner? Du bist wohl wunderlich!
Müller. Na seh' doch man bloß Dein. Kukarte an. die war sonst
schwarz-weiß, un aliewcile iS se janz roth.
Schultze. Wceß Jott! Du hast Recht! Vielleicht schämt sc sich.
Müller. Verdenken kann ick et ihr nich.
Wir machen auf nachstehende, in der Presse bcsindlichen Werke ausmerksam,
in der Crwartung, daß der Treubund ibrc Empfehlung ausS Nachdrücklichste
betreiben wird:
Preußens Ehre. Taschenausgabe für Oesterreich.
Verheißungen. Ein Band in Folio und in Schwcinsleder
gebunden.
Unsre Hoffnung. Ein Pergament-Band.
Preußen als Großmacht. Miniatur - Ausgabe.
Redensarten, stereotvpirt zum Handgebrauche für offizielle
Zeitungen.
KL. Preußens Helden im Krieg und Frieden (bereits selten ge-
worden, «veil sehr vergriffen» können aus böbcrenRücksichtcn nicht wieder
neu aufgelegt werden. Die noch vorhandenen Exemplare sollen einstweilen
noch auf den« Lager bleiben.
Von dem zum Drucke vollständig vorbcitetcn „Direkte und indi-
rekte Steuern" werden nächstens mehrere neue Auslagen veranstaltet.

Wie «vir hören, ist der Königliche Professor und Hofmaler Herr Krüger
bereits mit der Schlacht bei Bronzell beschäftigt. Es ist der erhabene Mo-
ment gcivählt, >vo ein bairischer Wachtposten dem gegenüberstehenden Preußischen
die Worte zürnst: „Haben Sie vielleicht eine Prise bei sich?" Dieser
antwortet: „Hierüber besitze ich noch keine telegraphische Depesche!"
worauf sich die ganze Armee auS militairtschen Rücksichten zurückziebt.

Magistrat und Gemeinderath sollen um Pferd- in Verlegenheit sein.
Der Letztere hat beschlossen, aus seiner eigene» Mitte zu tbun, was
möglich.

Daß Preußische Generale ihren Abschied gefordert, ist ein voreiliges
Gerücht. Ob Preußische Generale ihren Abschied einst erhalten werden —
das kann man — allerdings noch nicht wissen!
Wir können unser«, Lesern aus sicherer Quelle mitthcilcn, daß für den
bevorstehenden Krieg die Mobilmachung des Treubundc» für „Ruhe und
Ordnung" in Berlin noch nicht definitiv beschlossen ist. Das niinisterielle
Circular, welches jeden Bericht über Triippcnmärsche verbietet, erlaubt uns
nicht, näher auf di- proponirtc Uniformirung des genannten Frci-CorpS
cinzugehe». So viel steht jedoch fest, jeder Treubündlcr erhält seine bestimmte
Track,!-
Telegraphische Depeschen.
Kassel, d. 17. Novbr.
Die Preußische Armee steht in einer Stärke von 200,000 Mann hier und
in der Uingcgend. Das liguistische Corps sammelt sich in einer Stärke von
10,OM Mann.
Kassel, d. 18. Novbr.
Das Preußische Armeekorps wird sich von Kassel aus rückivärtS conccn-
Iriren au« strategischen Rücksichten, da cS in seiner jetzigen Stellung z»
schwach scheinen dürste.
Kassel, d. 18. Abends.
Die Preußen habe» sich aus diplomatischen Rücksichten zurückgezogen.
Von einem Musketier des 7. Regiments ist ei» sehr wohlwollendes Schreiben
an seine (rüdere Geliebte hier eingetroffen.
Kassel, d. 19. Abends.
Bei HerSseld soll eS zu einem blutigen Konflikte gekommen sein. Einem
Cadetten, welcher kürzlich erst als Offizier eingetreten ist, soll beim Rückzüge
der Schnurrbart abgcschoffen worden sein. Hoffen «vir, daß sich das Gerücht
nicht bestätigt.
Kassel, d. 20. früh.
Vom Gcncral-Coniniando ist zu allgemeiner Freude die Nachricht cinge-
troffen, daß obiges Gerücht falsch ist, da Cadetten keine Schnurrbärte tragen.
Ocstcrreichischc Blätter berichten von der nahe bevorstehenden Beilegung
der Differenzen; der Preis derselben wäre der Rücktritt Hasscnpflug«.
Für diesen Fall soll derselbe sich mit der sicheren Hoffnung schmeicheln, wieder
in Preußische Dienste treten und aus seinen Posten in Greifswald zu-
rückkehren zu könne».
Wie man hört, soll die ministericlle Deutsche Reform jetzt von Herr»
Seligmann Ca'sscl redigirt werden.
Der einzige Vortheil würde vielleicht der sein, daß inan dann wcnigstcnS
Sonnabends keine Deutsche Reform z» lesen bekäme.
Die Schätze des grünen Gewölbes zu Dresden und die herzogliche Kasse
zu Coburg sind in sichern Verwahrsam gebracht «vorden — wahrscheinlich
aus Furcht vor Hassenpflugü Gesellen.
Es ist uns unerklärlich, «vie die gerechte Forderung KrauSnickS eine stür
mische Debatte des Gcincindcrathö Hervorrufen konnte. Herr KrauSnick hat
für den Fall seines Abgangs eine höhere Pension zu beanspruchen
al» jeder Andere, da er schon jetzt 2000 Rthlr. Pension bezieht. Wenn der
halb invalide und zeitig unbrauchbare Bürgermeister so viel erhält, «vie viel
muß dann erst der ganz invalide erhalten?
 
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