Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Nr. 36 ». 37.

Berlin, den 6.,August 1854.

7. Jahrgang.


wochenkatender.

Montag, de» 7. August.
Au» dem Leben, mit Schlachten verkettet,
Hab' ich Nicht«, Hab' ich gar Nicht«
gerettet!
Der alte Feldherr in Podolien.
Dienstag, den 8. August.
Verschwunden ist der Strand in der Ferne:
O wie gerne war' ich noch im Heimathland!
Der alte Admiral vor Kronstadt.
Mittwoch, de» 9. August.
So soll ich nun die Stadt verlassen,
Wo ich gelebt so lange Zeit?
Eine Mutter in Madrid.


Wochmkafender.

Donnerstag, den 10. August.
Brüder, laßt un« gehn zusammenl
Jssakosf an die Bamberger.
Freitag, den 11. August.
Der Mond ist mein Silber, die
Sonne mein Gold.
Ein Finanzmann in Cassel.
Sonnabend, den 12. August.
Curio« Possterlikeit! Kommt ßu mir,
ihr lieben Leut', sollt in Kaste kucke!
Kladderadatsch.

Hmnoristisch-salyrisches wochelMM.

Diese« Blatt erscheint täglich, mit Au«nahme der Wochentage. — Man abonnirt mit 21 Sgr. vierteljährlich für 15 Nummern bei allen
Buchhandlungen sowie bei den Postanstalten de« In-und Auslandes. Jede einzelne Nummer kostet 1 Sgr. Die Redaction.

„Nicht mehr als einem Witzmort des Maddemdntsch"
sagt der Wiener Lloyd — soll „der Selbstherrscher aller Reußen den Vorstellungen des Berliner Cabinets
Aufmerksamkeit zu beweisen für gut befunden haben" — hat der Wiener Lloyd gesagt, und der Wiener
Lloyd ist ein eyrenwerther Mann.
d>^§V_Was kann uns dieser Wiener Lloyd thun —
um bessere Neclame und Propaganda für unsere Autorität zu machen? Und wird er uns danach die Aner-
kennung noch versagen können, daß wir für uns mindestens ebenso viel „Aufmerksamkeit" als irgend
eine anständige Macht Europas beanspruchen dürfen?
Sind wir nicht stets gerüstet, stets schlagfertig und stets mobil? Wir haben keine Bundes-
genossen, und unsere Helfer in der Noth sind — wir selbst. Unsere Finanzen sind stets auf dem
Damm, und die freiwilligen Silberanleihen jedes Vierteljahrs tilgen wir im Laufe desselben aus
eigenen Kräften. Unsere Gönner stehen zu uns, und unsere Gegner brauchen wir nie zu den Füßen
— Anderer niedergeworfen zu sehen. Unsere G eschosse tragen weiter als vierEnglische Meilen, und
unsere vollen Lagen Pflegen nicht bloß zu knallen, sondern auch zu treffen. Wir halten, wessen wir
uns, und wär' es auch beim Wein, verschwören und nehmen sicher Alles ein, wie wir es vorher berechnet
haben. Unsere Freunde haben uns kein Sinope und unsere Feinde kein Kronstadt vorzuwerfen. Unsere
„Jungend" wetzen ihre Entermesser nicht, wo sie ebenso gut ungewctzt und ungeschliffen bleiben
könnten, und wenn wir uns erst die Hosen aufkrämpen, dann — waten wir sicher durch Dick und
Dünn! — Was also — so fragen wir wiederholt — was kann —
muß uns dieser wiener Lloyd thun —
wenn unter der erdrückenden Wucht seines Patriotismus und dem überwältigenden Druck der 300 Millionen
Gulden ihm noch ein Athemzug historischer Gerechtigkeit geblieben? Er kann uns Nichts weiter thun als
uns — huldigen und in respektvoller Anerkennung sich beugen vor der in ganz Europa fast allein noch selbst-
ständigen und ans eigenen Beinen stehenden Großmacht des
kladderadatsch.
 
Annotationen