Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
3

Müller. Also Doctor is er allcweile jeworden?

Schnitze. Wer denn?

Müller. NaMiquvl — und noch dazu Ehrendoktor utriusquo!
Schnitze, vtriusguo? Was heeßt denn des eejentlich?

Müller. Ich Hab' meinen Aujust jefragt, und der sagt, eS hieße so
viel als wie „alle Zwee" oder „alle Beedc." -
Schnitze. Ach so! Merkst du was?

Müller. Was denn?

Schnitze. Na ja, nach bcede Seiten, oder Rechts, und links,


Müller. Nanu versteh' ich! Also was man „Compromiß" nennt?
Schnitze. So is es'

Ronduriotis,

der Hellene, der entsandt ward aus Athene von Georgios, Königs
Gnaden, schrieb, von Sorgen schwer beladen, an Lord Elliots Excellenz auf
der Stambul-Conferenz:

„Weil ich selbst vermag so wenig, will ich sein Dir untcrthänig, folgen
Deinem Rath allein; Du bist groß und ich bin klein! Derohalb und
dessentwegen laß, o großer Brite, legen mich daS Haupt in Deinen Schooß;
ich bin klein und Du bist groß! Folgen will ich Deinem Hauch, und
was Du thust, thu' ich auch. Willst Du Dich mit Abdul schlagen, nun, so
will auch ich cs wagen; hältst Du fern Dich dem Scandal, nun, so bleib'
auch ich neutral. Thät' ich's nicht, waS würd' mir'S frommen? Ach, dann
würd' der Russe kommen, würde sprechen mitleidlos: „Du bist klein und
ich bin groß!" — und mich nach barbar'schenWeisen bei lcbcnd'gem Leib
verspeisen. Aber fräße Rußland nicht mich erbarmungswerthen Wicht,
dann — mir sagt's des Busens Ahnen — kämen, ach! die Ottomanen, »
würden — denn sie sind Barbaren — fressen mich mit Hanl und Haaren. Und I
so weh thut nichts auf Erden, als verspeist lebendig werden. Darum fleh' I
ich: Lieber Brite, Mann von feiner Art und Sitte, schließ' in Deinen I
Schutz mich ein; Du bist groß und ich bin klein!

Neujahrs-Trost und Hoffnung des armen Mannes
zu Rom.

Ein wahres Wort: Wer ärnten will, muß säen!

Ich thu' eS jetzt mit meinen Jubiläen;

Denn, glaubt es mir, verhungern müßt' ich, wenn ich
Mich nur verließ' auf euren Peterspfennig.

Wie reichlich floß der goldne Strom dem Priester,

Sodann dem Jubclpapst, bald drauf ergießt er
Sich auch dem Jubelbischof reich in Masse
Aus aller Herren Ländern in die Caffe.

Das reicht wohl dann bis an niein selig Ende,

Das unser Herrgott lange noch abwende!

Und reicht es nicht — nun dann, mich wenig schiert es:

Der Jubiläen gibt's wohl noch ein viertes!

Zur Nertheidigung von Heßirgsgränzen.

Das in England gegossene 100 (Centner?)-Geschütz hat sich bei den
Schuß-Proben in La Spezzia bewährt. Es heißt, die Engländer wollen
jenes Geschütz nun Überbielen, und in Woolwich einen I6v<ger anfertigen
lassen. Zu welcher Größe wird man die Geschütze schließlich noch bringen?
Am Ende geht noch das Material aus! Für diesen Fall dürste es sich
empfehlen, an anderes Material zu denken, z. B. die Gebirge.

Man nehme ein Gebirge (am beßten eignen sich Gränzgebirge) und
bohre an der feindlichen Seite riesenhafte Löcher schräg hinein. Von der ent-
gegengesetzten Seite bohre man ganz dünne Löcher, welche jene großen in der
Tiefe treffen. Dann hat man die Gebirgs- oder Tunnel-Geschütze. Die
großen Löcher weiden mit großen rundgeschliffenen Felsen geladen. Durch
die dünne» Löcher feuert man ab mittels Schwefelsädcn oder elektrischer Drähte.
Sachverständige werden die Schußgebirge bald in Hinterlader umwandeln
und sonst noch vervollkommnen.

Einer der Haigrtvorlheile der Schußgebirge wird der sein, daß sie
von einem siegreichen Feinde nicht gegen die eignen Reihen umgewendet
werden können — natürlich ausgenommen in einem Religionskriege; da
würden die Gläubigen mittels ihres Glaubens „Berge versetzen" können.
Die Fingals-Höhle z. B. gäbe einen hübschen Mörser ab.

Die skandinavischen Skären eignen sich vortrefflich, und von dem
aptirten Kaukasus und dem gezogenen Balkan glauben wir uns viel
versprechen zu dürfen.

Für den bevorstehenden europäisch - asiatischen Krieg empfehlen
diese ihre Erfindung ergebenst —

Die Artilleristen des Kladderadatsch.

Don Carlos befindet sich in Griechenland und soll sich bei einem
Besuch in Mykenä sehr ärgerlich darüber ausgesprochen haben, daß Herr
Schliemann die dort gefundenen Schätze der griechischen Negierung über-
wiesen habe. Da in Griechenland nichts mehr zu holen ist, soll er, einem
glaubhasten Gerücht zufolge, beabsichtigen, sich gerades Wegs in die Abruzzen
zu begeben.

Vorschläge

zu einigen noch möglichen Verbesserungen im Postivcscn.

1. Es erscheint uns nicht in der Ordnung, daß der Briefträger sich
eine gewisse Zeit zum Essen nimmt. Muß er durchaus etwas zu sich
nehmen, so kann er das sehr wohl thun, ohne dabei seine Berufsthätigkcit
zu unterbrechen. Er führe sein möglichst einfaches Mahl in einem Körbchen
bei sich, welches er etwa an einem Bande um den Hals hängt. Das
Schmausen selbst würde dann bei ihm stattzufinden haben, während er die
Treppen hinauf oder hinabsteigt.

2. Eine Unmenge von Zeit wurde bisher vom Briefträger mit
Schlafen vertrödelt. Wir meinen aber, wenn der Briefträger überhaupt
schlafen muß, so kann er dazu sehr wohl die unzähligen halben oder ganzen
Minuten benutzen, die er nach dem jedesmaligen Klingeln in völliger Un>
thätigkeit auf Hausfluren zu verbringen gewohnt ist. Bei einiger Uebung
wird es ihni bald gelingen, in dieser Weise und Stellung sein an sich durchaus
gerechtfertigtes Schlafbedürfniß vollständigst z» befriedigen. Alsdann aber
wird die Zeit gekommen sein, für das ganze Postpersonal den regelmäßigen
Nachtdienst einzurichten.

3. Niemand kann es dem Briefträger verdenken, daß er den Wunsch
hat, mit den sogenannten Seinen in einem gewissen Verkehr zu stehen. In
ewiger Bewegung aber, wie er ist, muß er zu Gunsten des Gemeinwohls
darauf verzichten, diesen Verkehr zu einem persönlichen zu gestalten. Auf daß
er trotzdem mit seinem Hausstand in einer gewisse» Verbindung bleibe, sei
es ihm gestattet, alle acht Tage auf der Expedition eine Postkarte an die
Seinen auvfüllen, um so auf schriftlichem Wege die Pflege und Ausbreitung
der Familie, die Erziehung der Kleinen, die nöthigen Anmeldungen beim
Standesamt, die Bethciligung an häuslichen Festen u. s. w. zu bewerkstellige».

4. Auch der Briefträger hat die Pflicht, sich eine politische Mei-
nung zu bilden und sich in Betreff des Orients ans dem Laufenden zu
erhalten. Es sei ihm daher gestattet, alle ofsiciösen und halbliberalen Blätter,
die er offen zu überbringen hat, vor der Ablieferung dnrchzulesen. Dazu
dürfte er diejenige Zeit benutzen, die er sich etwa vom Schlafe» oder von,
Esten abknappt.

Weitere Vorschläge, besonders auch darüber, wie das Absterben der
Briefträger zu verhindern, werden wir, sobald unsere Forschungen weit
genug gediehen sind, der allverehrten Oberpostdirection zu unterbreiten daS
Vergnüge» haben.

Durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Jahrgang 1848—1872, compl., brach, (zum herabgesetzten Preises.75Mark.

(7 Jahrgang 1873 — 1870, compl., brach, (zum herabgesetzten Preise).25 Mark.

Einbanddecken (roth) mit Original-Titel und Kops in Gold ä. 1 Mark 50 Pf

Die Uerlagshandlung des „Kladderadatsch." A. Hofmann & Comp, in Berlin ¥., Kroneustraße 17.

Hierzu zwei Beiblatt

Wir bitten, die Beiblätter zu beachten.
 
Annotationen