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Meuekes aus beiden Hemisphären.

Äus Stavcnhagen. DaS fünfzigjährige Landreiter-Jubiläum Fritz
Sahlmanns ist mit großer Feierlichkeit begangen worden. Worauf man
aber vergebens wartete. daS war eine kleine Auszeichnung von Seiten
des Papstes. Weder ein freundliches Handschreiben in lateinischen,
.Missingsch" noch eine Ernennung zum römischen Grafen traf ein.
Wir können zum Glück constatircn, daß die gehobene Stimmung dadurch
keine» Augenblick beeinträchtigt wurde. „Lastet ihn, wenn er nicht will!" —
sagte man sich und hielt der natürlichen Stumpfheit des Alters zu Gute,
was vielleicht doch einigermaßen böser Wille gewesen ist.

Aus der Postwelt. Die verschiedene» auf Briefträger verübten
Anfälle haben zu denken gegebm, auf welche Art dergleichen in Zukunft
verhindert werden könne. Der Vorschlag eines gewistcu Herm Mchles.
die Briefträger mit Revolvern zu bewaffnen, stieß deßhalb noch auf
Hindernisse, weil als Verdeuffchung des Wortes Revolver „kurzer Roll-
schicßprügel" nicht vollständig zu genügen schien. Mehr für sich hätte
schon die Idee einer durch ihre naiven Einfälle bekannten Da nie, welche
jüngst, alS von der Sache die Rede war, die Bemerkung machte: „Weßhalb
müsten überhaupt die Briefträger persönlich die Briefe an die Adrestatcn
übermitteln? Könnten ihnen dieselben nicht per Post zugcschickt werden?

Ans den Kreisen der Zauberer. Der weltberühmte Magier vr. Ep st ein,
welcher gcgenwärttg im Gatten des Bellealliance-Theaters Vor-
stellungen gibt, ist, wie er in feiner Anzeige sagt, von sämmtlichen
gekrönten Häuptern Europa's diplomitt worden und hat aus der
pattser Weltausstellung 1867 den Titel „König der Zauberer" erhalten.
Da sehen wir wieder — sagte ein vorübergehender Socialdemokrat —
wie sehr wir noch in monarchistischen Ideen befangen sind! Ein einfacher
„Präsident der Zauberer" würde heutzutage gar keinen Effect machen.

Aus dem Stadtgebiet. Berlin soll nach einem Beschluß der städti
scheu Bau-Deputatton mit Psiastersteinen erster, zweiter und dritter Elaste
gepflastett werden. Von der Weisheit der Stadtbehörden dürfen wir wohl
«rwatten, daß die Pflastersteine erster, zweiter und dtttter Elaste nicht durch
einander, sondern neben einander zu liegen kommen, also daß auf allen
Sttaßen drei Gehwege, für Pflastettreter erster, zweiter und dtttter Elaste

bestimmt, dadurch hergestellt werden. Hierdurch dürfte jeder Degeqnuw,
feindlicher Patteien vorgebeugt und eine dauerhafte Lösung der social»
Frage angebahnt sein.

Aus Moskau. Nach den „Times" soll das moskauer Slavencomili
dem Minister des Innern da-s Project einer russischen Constituti«,
vorgclegt, der Minister jedoch die Annahme desselben vcrweigett hah»
Sehr recht von ihm! Wozu braucht Rußland noch eine Verfassung t
es schon eine solche besitzt? Diese aber hat vor allen andere» Veftaffum»
den Vorzug, daß sie sich auf einen Paragraphen beschränkt; „nd dioü
eine Paragraph drückt Alles, was constitutionelle Herzen sich wimsj»
können, mit den drei einfachen Wotten aus: „Der Bien muß!"
ist Rußlands Verfassung »nd wird es bleiben.

Aus Genf. Die Stadt Genf ist im Begriff, dem Exherzog $arI [
von Braunschweig daS Reiterstandbild aufzustellen, welches er tn feinen
Testament der Stadt, falls sie seine Millionen haben wollte, zur W-dinow- !
gemacht hat. Für das Denkmal, an welchem augenblicklich zwei bebfflnfe I
genfer Künstler arbeiten, ist, wie wir hören, folgende Inschrift Mfart !
worden:

Dem Herzog Karl von Braunschweig setzen
Dies Denkmal wir, weil dieser grosse Held
Es als Bedingung uns gestellt,

Falls wir uns wollten freu’n an seinen Schätzen.

Steh’, Wandrer, still und mäss’ge dein Entsetzen!

Bedenk': was thut der Schweizer nicht für Geld!

Aus Eonstantinopel. (Ciflcfdlc Siegcsnachrichi., Die Russen jinä
glücklich in die Dobrudscha hineingelockt. Hoffentlich kttcgen wir sie uso
noch über den Balkan!

Aus München. Cremer, der frühere Rcdactcnr der berliner „Ger-
mania", und Sigl sind in wüthendein Streit miteinander. Das Dichter-
wott, dem zufolge von einer gewissen Sötte immer der Eine vom Anderen
abgethan wird, scheint also doch kein leerer Wahn zu sein.

FrsilkrtLK,

Der große Lieg.

Ei» crsrculicheS LNv au» »cm wahr«» Culiurkamps.

Schon war der Feind gekommen
Heil über den Ocea»,

Es hatte kein Torpedo
Ihm was zu Leide gethan.

Noch wähnte man sich sicher
Und den Gehaßten weit,

Da stand im Herzen Europa's
Er schon zum Kampf bereit.

Bei Mühlheim auf dem Felde
Hat er sich aufgestellt;

Nun geht's an ei» Verwüsten!
Nun weh dir, alte Welt!

Zehn Streifen fühtterim Schilde,
Daran ward er erkannt;

Da zog ihm kühnlich entgegen
Der Sandrath von Niejcwand.

Mit ätzendem Gift und Feuer
Ging auf den Feind er los;

Der konnte sich nicht halten,

Zu heftig war der Stoß.

Ein böses Ende fand er,

Der es so böse gemeint,

Der — Coloradokäfer,

Der Rcichskartoffelfeind.

Geschlagen ist er, vernichtet
Bei Mühlheim auf der Flur!
Gerettet ist die Kattoffcl,

Gesiegt hat die Cultur.

Edler Wettstreit.

Ein guter Wink.

Neuerdings ist in Berlin ein Schlächtermeister gettchtlich wegen St-
trug-3 veruttheilt worden, weil er ein sogenanntes „Judenfilejt" als achtes
chttstliches Filet verkauft hatte.

Den ultramontanen, kreuzzeitungsattigen und agrattschen Blättern beebm:
wir uns hiermit als etwas ganz Neues, in ihrem Schimpflexicon noch mit
Dagewcsenes den Ausdruck „Filetjude" zu empfehlen.

Die Idee des- „Sricsi
trägers mit dem Hund'
ist gar nicht so übel: mn
muß der Letztere das Geld

tragen. So brauchtdciIrics'

träger weder Seiten-
gewehr noch Revolver.

Russen und Türken beschuldigen einander gegenseitig unmenschlicher
Grausamkeit im Kttege. Wir glauben, baß — Beide Recht haben. Die
Türken hausen eben wie die Russen, während das Benehmen der Russe::
durchaus türkisch ist. Schlimmeres ist nicht über sie zu sagen.

wie der Zar spricht.

Jetzt muß ich meine
da trat er die deutschen
mit Füßen.

rischen mir warm
ädteordnungen

halten! — sagte der Zar;
in den Ostseeprovinzi"
 
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