Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wodjcnllatmöer.

Montag, den 5. April.

Ob and) der würd'ge Herr v. Meyer
UnS rübntt daS dumpfe Saiidta-rhau»,

Laßt Ihn und seht zur Frühst,igöfeicr
Mil mir in Feld und Wald hinaus.

JienIIag, den V. April.

Hier draußen, frei will Ich'S-gestehen,

Gefällt mir besser doch die Lust;

Schon schwimmt um mich im linden Wehen
DeS Wests der erste Ncllchcndufl.

Mittwoch, den 7. April.

Wie höflid, Komplimente tausche»

Äöller und Richter Tag Illr Tag,

WaS geht« >»id> an' Ich wist jetzt lauschen
Der Amsel Ruf, deS Finken Ed,lag.

MochcnKalcndcr.

Aonncrstag, den 8. April.

Ob wirklich eine FriedenSIanbe
3u. nnS die Reise unternimmt
Dom Süden? Ach, mir'fehlt ^>er Glaube —
Ihr, holde Schwalben, kommt bestimmt-
Arektag, den 9. April.

Da seid ihr sd>o»! Auf leichten Sd>wi»gen
Spielt ihr in blauen Lüsten stet
Und laßt den frohen Ruf erklingen:

Wad>t auf! Der Winter 'ist vorbei!

Sonnabend, den 1». April.

Ich höre euren Ruf! Entfliehen
Wist ich deS Tages Lärm und Streit.

Frei soll mir durch die Seele ziehen.

Deü Frühling» junge Herrlichkeit! '
Kladderadatsch.

Humoristisch=satirisches Itiocheiitilall.

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage.
Man abonnirt bei den Postanstalten des In- und Auslandes,
sowie in den Buchhandlungen.

Der vierteljährliche Abonnements - Preis auf dieses Blatt mit
sämmtlichcn Beilagen beträgt für In- und Ausland 2 Mk. 25 Pf.
Einzelne Nummern 25 Pf.

urchtbare Runde kam aus Westen zu uns her
von Brand und Plünderungen, von vergoff'ncm Blut,
Und in die Nachbarland- leuchtet weit hinein
Der Schein der Flammen, die der Aufruhr angefacht,
von Borg' ergriffen wird der Bürger und von Furcht,

Der in der Nähe walten das Verderben sicht,

Daß nicht ein Dämon oder des stürmischen Windes Wehn
Die Gluth ihm schleudere auf des eignen Kaufes Dach.

Ganz scheinen sic von Sinnen und nicht denken sie
Zukünft'ger Tage, die den Schrecken dort geweckt,

Daß er, Verwüstung um sich schaffend, geht umher.

Ja, wenn ein Landmann, welchem eines Wahns ; Gewalt
plötzlich das Herz erfaßt hat, ganz umnachtcnd es,

Die Fackel würfe in fein reifendes Feld hinein:

Nur eines Jahres Ernte so zerstört' er sich,
wenn ihm die Gluth verzehrte Haus und Scheunen auch,
Jfjm bliebe doch der Boden, Tröstung spendend chm
Und . neue Frucht zusagend für das andre Jahr,

Mit Hoffnung zu beseelen ihn und frischem Muth,
wenn sich entrissen wiederuin sein Blick der Nacht.

Doch jene legen Feuer an den Boden selbst,

Der ihnen Nahrung spendete so manches Jahr,
Unfruchtbar machend ihn auf lange Zeit hinaus.

Die Rückkehr schneiden also sie sich selber ab,

Freilassend nur zu neuen: Frevel sich den weg.

Und wenn zuletzt sie reuig und von Noth gequält
Heimkehren zu den Stätten, wo sie einst gewohnt,

Nur Trümmer, mitleidlose, warten ihrer dort,

Und zwischen Mauertrümmern, ,die der Rauch geschwärzt.
Des werkgeräthes Reste, derer spottend, die
Selbst das zerschlagen, was am Leben sie erhielt.

Als Lohn des Frevels wird verdoppelte Noth ihr Theil.

Uns aber, die mit Sorge wir gen Westen schau'n,

Nicht wissend, was von dorther noch erklingen wird,

Halt' gleichen Unheils Schrecknisse der Fimmel fern!

Fern halte gleiches Unheil unserm Vaterland,

Zn starken fänden ruhend, des Gesetzes Macht,
vor allen: aber, wohnend in des Volkes Brust,

Gerechter Sinn, des Friedens allergrößter Schutz,

Und Scheu vor Thaten, denen die Vergeltung folgt.

Kladderadatsch.
 
Annotationen