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WZ

Schnitze. Der Napoleon der Letzte muß doch eijentlich jar keen so
dummer Mann jewesen sind.

Müller. Wie kommste mit eenmal uf de»?

Schultze. Weil er schon damals vorausjcsagt hat, wie cs nu wirklich
jekoinmen is.

Müller. Soll des'» Rebus sind? Ick habe keene Ahnung, wodruf du
raus willst.

Schultze. Du hast wol die letzten acht Tage 'ne politische Schwitzkur
jebraucht?

Müller. Na n» aber raich mit die Sprache! Wat is nu allwicder los?

Schultze. Haste denn die Thronrede.»ich jelesen?

Müller. Na natürlich! Aber von Napoleon steht »ich'ne Silbe drin.

Schultze. Aber blamirt seid ihr doch mit euer Kriegsjeschrci, du,
die Kölnische und alle.

Müller. Und jlücklicherweise. Nach die Thronrede kann man ja jetzt
Hypotheken auf den Frieden kriegen. Ick verstehe man blos nich, wie des
mit Napoleon zusammcnhängt?

Schultze. Na du Schasskopp, der hat doch dunuemals schonst jesagt:
Des Kaiserreich is der Friede.

Müller. So is es! Und soll es ooch bleiben. Vivat hoch!

3ur Goetheforschung.

Der junge Goethe Halle in seinem siebenten Jahre einmal in einer
Straße seiner Vaterstadt Frankfurt einen Mann den anderen „Faust" rufen
gehört. Dieser damals überhaupt und zumal in Frankfurt nicht seltene
Name hatte auf das empfängliche Gemüth des Knaben einen, wie sich später
zeigte, unauslöschlichen Eindruck gemacht.

Goethe konnte den Namen nicht wieder los werden, obgleich er nicht
wußte, was er damit anfangen sollte. Leider hatte er den Vornamen überhört.

Im Jahre 176!», als er eben genesen in seinem Vaterhause mystisch,
chemische Studien machte, las Goethe in einem Badischen Blatte, welches
zum Einwickel» einer Netotte gedient hatte, eine Entbindungsanzeige.
Mutter und Kind (merkwürdigerweise war nicht angegeben, ob Knabe oder
Mädchen) befanden sich den Umstände» nach wohl. Der glückliche Vater aber
Unterzeichnete: Heinrich Faust.

In demselben Augenblicke war dem damals 20jährigen Goethe alles
klar. In der darauf folgenden Nacht setzte er den vollständigen Plan zum
„Faust" auf und vollendete das Drama in den nächsten 02 Jahren.

Wie aber, wenn Goethe nie den Vornamen erfahren hätte?

Dann würden wir wohl nur den zweiten Theil des Faust besitzen.

Anverzeihtiches Versehe».

Der Versuch, die Ostsee mit Austern z» bevölkern, muß leider als
gescheitert angesehen werden. Nun ist es aber auch herausgekommen, wes-
halb die Sache nicht gelang. Man hat vergesien, die Ostsee, bevor man die
Austern hineinsetzte, gehörig zu salzen.

3ür unseren Weihnachtstisch.

Blichci - BciprcchwM» nach bekannten Mustern.

* „WeihnachtSblumcn" betitelt sich eine Sammlung von 675 Gedichten,
mit denen uns der talentvolle I!. 6. erfreut. Wie prächtig muß sich dieser
reich ausgestattete Band im Glanze der Weihnachtskerzen neben andern Ge-
schenken ausnehnie». Prachtvolle goldene Initialen in gothischer Schrift sind
dem rothen Maroquinleder des Einbandes aufgepreßt und heben sich wirkungs-
voll aus dem schwarzen Rankengewinde hervor, zwischen welchem goldene
Amoretten ihr schalkhaftes Spiel treiben. Eine ähnliche Ausstattung zeigt
der Rücken des Buches, durch welches sich die Spiegelbcrg'sche Verlagshand-
lung in vornehiner Weise auf dem WeihnachtSmarkt einführt.

* „Die verschiedenen Methoden der Straßenpflasterung", ein starker
Band von 36 Bogen wird von dem in beiden Hemisphären bekannten Ver-
leger Meier in die Welt gesendet. Dies epochemachende, in Halbfranz ge-
bundene Buch ist von der Hand unserer ersten Künstler mit einem fast über-
reichen Schmuck von Illustrationen versehen. Die Schwabacher Lettern tragen
im Vereine mit den künstlerisch ausgeführten Kopfleisten eines jeden Capitels
dazu bei, den Genuß beim Lesen zu erhöhen. Auf Seite ^8 befindet sich ein
Druckfehler.

* Mit wahrer Freude nchnien wir jedes Mal eine» Verlagsartikel von
Blendheim und Conip. in die Hand. Alles, was aus dieser Anstalt hervor-
geht, scheint nur mit ganz neuen Lettern gedruckt zu werden. So auch das
vorliegende Werk: „King Bell, Tropenbilder in 10 Gesänge» von P. Ritsche."
200 Seiten holzfreien Papiers werden von einen, Einbande umschlossen, welcher
zu den besten Arbeiten der deutschen Buchbinderei zählt. Wir können das
Büchlein jedem Freunde wahrer Poesie als gediegen und druckfehlerfrei
empfehlen.

* Wer jemals in Verlegenheit war, ein Weihnachtsgeschenk zu machen,
wird gut thun, den Werken des Schaute'schen Verlages seine Aufmerksamkeit
zuzuwenden. 10 Bände lyrischer Gedichte in Goldschnitt des beliebten in
jedem Salon bekannten Dichters W. liegen uns vor; so glaubten wir an-
fangs; doch wir täuschten uns, aber in angenehmer Weise, denn in Wahrheit
sind es nur zwei Bände, welche origineller Weife verschiedenfarbige Einbände
n fünf verschiedenen Stilarten haben, deren mustergiltige, geschmackvolle und
solide Ausführung in Verbindung mit dem gleiche» Inhalt jede» Kenner
entzücken nmß. Diese Vielfarbigkeit wird den Werken des Dichters sicher

>e Freunde zuführe», zumal es nicht ausgeschlossen ist, daß derselbe Käufer
sich mehrere Ausgaben anschafft, um seiner Bibliothek einen eigenartigen und
wechselreichen Schmuck zu verleihen.

Rries- und Fragekasien für eilige 3älle.

Stuck. cerev. in W. Wen» Ihr alter Onkel Ihnen eine Postkarte mit
dem einzigen Wort „Ochse!" zugeschickt hat, so brauchen Sie ihn deswegen
»och nicht zu fordern. Was er geschrieben hat, ist ja offenbar der Jmperattv
des Zeitwortes „Ochsen", und eine einfache Aufforderung, fleißig zu studiren,
kann in keinem Fall als beleidigend angesehen werden.

Röschen in Potsdam. Sie reichen mit einem Dachs! Man rechnet
gewöhnlich 8—10 Personen auf einen.

Weinbauer in gombst. Noch immer hängen lassen! Ein milder
Decembcr thut manchmal Wunder.

Koran von K. auf g. Der Fall ist eigenthümlich. Zwei Jahre lang
ist Ihr Herr Sohn durch einen Hauslehrer für die Tertia des Gymnasiums
vorbereitet worden, jetzt komnil es durch Zufall heraus, daß der Lehrer ihm
statt Lateinisch Volapük beigebracht hat. Nun, ein so großes Unglück ist
das ja nicht, da Volapük eine Zukunft hat und sogar ein Volapük-Champagner
schon existirt. Wir würden aber doch an Ihrer Stelle dem Herrn Hauslehrer
verblümt zu verstehen geben, daß er nicht vollständig correct gehandelt hat.

Der Herr, welcher in der verunglückten Jubiläums-Ausstellungslotteric
das große Loos gewonnen hatte, soll mit dreißig Personen um je tausend
-Mark gewettet haben, daß er es wieder gewinnt. Wir halten das, ehrlich
gesagt, für leichtsinnig. Wahrscheinlich ist es ja, daß auch bei der zweiten
Lesung wieder ein Loos fehlt und das Ganze »och einmal ungiltig wird,
aber ganz sicher ist es doch nicht.

Acne Mode.

_In Paris ist eine neue Mode aufgetaucht. Die Damen tragen als

Haarschmuck vergoldete Käfige mit lebendigen Vögeln. Allerhand Vogelarten
werden dazu verwendet. Sehr beliebt sind sprechende Vögel, die sich an der
Unterhaltung betheiligen, und Sensation erregte neulich auf dem Kopf einer
Dame ein Kuckuck, welcher die Stunden abrief.

Heizbare Hüte will ein erfinderischer Kopf für de» Winter in den Handel
bringen.

Welch ein hübsches Geschenk für einen, auf dessen Haupt man feurige
Kohlen sammeln will.

2ns dem Vereinsteüen.

In Berlin C. ist eine Carnevalsgesellschaft „Tristitia" gegründet worden.
Das Stiftungsfest war sehr gelungen. Alles ließ die Pappnase hängen und
sah sehr niedergeschlagen aus. Die meisten hielten Citronen in den Händen.

Noch betrübender klingt die Nachricht, daß sich in Berlin NO. ein Verein
„Kaulbarsia" aufgethan hat. Mitglied derselben. kann nur werden, wer
schon einmal wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruches, Eigenthums-
beschädigung oder Widerstandes gegen die öffentliche Gewalt bestraft worden ist.

Hierzu zwei Beiblätter.

bitte», die Beiblätter zu beachten.
 
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