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Aschaffenburg. 33.: Der ultramontane

„Beobachter o»i Main" (Nr. 167) sagt im Hin-
blick ans den Beginn eines neuen Quartals:
„Katholiken, unterstützt eure katholische
Presse! Wir bitten alle unsere Freunde
um ihre Unterstützung i» diesem Sinne, um
die Beihilfe zur Aufklärung, zur Belehrung
über die schädlichen Einwirkungen der
CentrumSpresse!" Wenn der „Beobachter
ain Main" mit scharfem Blick die schädlichen
Einwirkungen der Centrumsprcsse erkennt, sollte
er auch den moralischen Muth haben, die Katho-
liken vor der Unterstützung dieser Presse durch
das Abonnement und die Zuwendung von In-
seraten dringend zu warnen.

Aue. E.: Den „Auer Neuesten Nachrichten"
(Nr. 135) wird aus Aokohama gemeldet: „Der
russische Kriegsminister Kuropatkin ist in
Tokio eingetrofsen, wo er als Gast des Kaisers
weilt. Die japanische Presse sieht in dem Be-
such eine Stärkung der Beziehungen zwischen
Nutzland und Belgrad." Die japanische Presse
scheint genau so wie die europäische oft allerlei
zu sehe», was gar nicht da ist.

Ballenstedt. O.: Im „Quedlinburgcr Kreis-
blatt" (Nr. 138) zeigt Herr Geh. Sanitätsrath
Or. Bröse an: „Sprechstunden: Vormittags
von 3 bis 9 Uhr, Nachmittags von 3 bis 4 Uhr."
Der Herr Gehcnnrath scheint Specialarzt für
Nachtschwärmer und Frühaufsteher zu sein.

Berlin. W. Das „Jllustrirte UntcrhaltungS-
blatt, Sonntags-Beilage für die Charlotten-
burger Tages-Zeilung" (Nr. 25) thcilt ihren
Lesern Folgendes mit: „Unter Trojans Re-
gierung wurde die Stadt Antiochia, samt einer
großen Strecke der benachbarten Gegend durch
ein Erdbeben heimgesucht." Hoffentlich geht
diese nicht ganz zutreffende Nachricht nicht in
andere Blätter über. — E. K.: In dem „Central-
Theater-Blatt" sagt C. Kubcrzig dem Natur-
heilkundigen Wcstphal Dank dafür, datz er seine
(Kubcrzigs) Tochter von schwerer Krankheit
befreit hat. Er schreibt: „Derselbe" (Westphal)
„entritz sie dem Tode und ist jetzt wie neu
geboren." Welch ein Glück, datz auch dem
Naturheilkundigen selbst die Kur so gut be-
kommen ist! — R. R.: Wir haben das Thema
in unserer vorigen Nummer schon behandelt. —
A. S.: Mit Dank abgelehnt.

Bibcrach a. Nitz. A. Z.: Mit Dank ab-
gelehnt.

Bonn. G.: Jüngst ist in Ihrer Stadt das
Comenius - Seminar feierlich cingewciht
worden. Wie die „Bonner Zeitung" (Nr. 142)
mittheilt, hat man die in Cassel gegründete
Anstalt »ach Bonn verlegt, „weil in Bonn der
Mangel eines evangelischen LchrerinnenfcminarS
je länger, je mehr als dringendes Bcdllrsnitz
empfunden wurde." Das Fehlen deS Mangels
an Uebcrflutz von Gcdanlcnlosigkeit macht den
Stil manches Zeitungsschreibers oft recht confus.

Doberan. A.: In der „Kreuz-Zeitung"
(Nr. 277) wird angezeigt: „Für Godesberg ge-
sucht ei» Mönage - Diener und Köchin,
durchaus in der Arbeit erfahren, mit prima
Zeugnissen, kein Schnurrbart, für 15. Juli.
Adr. unt. bl. 594, Exped. d. Ztg." Die Aus-
schließung des Schnurrbarts ist durchaus gerecht-
fertigt. Erst das gänzliche Fehle» des Bartes
drückt den Zügen das Gepräge der au Dumm-
heit- grenzenden Ausdruckslosigkeit aus, wie sie.
im Gesicht eines Dieners zu lvünschcn ist. lind
nun gar eine Köchin mit Schnurrbart! Sic
bietet immer einen wunderlichen Anblick, und
Ivenn sie die Spitzen L I» „Es ist erreichtl"
empordreht, sieht sie direct iinpcrtincnt aus.

Dresden-Striesen. Stammtisch: In den
Roman „Werden und Vergehen" von Otto
Elster <s. die „Unterhaltungs-Beilage der
Dresdener Neuesten Nachrichten" Nr. 164) nimmt
der Husar Willy an der Schlacht von Bion-
villc theil. „Hier im Tose» der Schlacht, unter
dem Brüllen der Geschütze, dem Knattern der
Gewehre, bei dem. Hurrah der Kämpfenden,
hier sah und vernahm er das Wachsen und
Werden, das Weben und Walten, das Saufen
und Brausen der neuen Zeit." Im Tosen der
Schlacht spielt doch das Trinken keine bedeutende
Rollo, ivenn aiich hier und dort jemand einen
Schluck zur Stärkung nimmt.

Duisburg. L.: In Reinhold Ortmanns
Roman „Heimweh" (1. Nr. 160 der „Duis-
burger Zeitung") ivird von Dr. Hermann

Artner gesagt: „Er wartete nicht ab, bis die
Leute zur Stelle ivaren, sondern schickte sich an,
mit einer rasch bewaffneten Handlaterne aus-
gerüstet, seinem Bruder zu folgen." An einer
Handlaterne läßt sich doch nicht viel von Waffen
anbringen.

Eydtkuhnen. O. v. L.: Mit Dank abgclehnt.

Freiburg i. B. K.: lieber die Hinrichtung
des Raubmörders Friedrich Hermann thcilt
das „Freiburger Tagblatt" vom 13. Juni mit:
„Bor dem leitenden Beamten, Ersten Staats-
anivalt Herrn Gageur angckommc», verlas
dieser dem Delinquenten das Urteil des Schwur-
gerichts, brach über ihn den Stab, tvorauf er
von dem Scharfrichter Burkhard, von Eudingen,
unter Assistenz des Scharfrichters Müller von
Ladenburg, und zwei Gehilfen in Empfang ge-
nommen, und ohne ein Wort zu verlieren, unter
Zuspruch des Geistlichen zum Schaffet gebracht,
auf das Brett geschnallt und nach kaum einer
halben Minute an ihm das Urteil vollzogen
ivar." Genau so sollte mit dem Verfasser dieser
Mustccperiode und mit dem verantioortlichen
Redactcur des „Freiburger Tagblatts" verfahren
werden.

Eenlhin. L.: Im Jnseratentheil der „Feder"
(Nr. 95) findet sich folgende Voranzeige:

„Erscheinen wird: Ein Weltepitaph. Ethischer
Pessimismus von vr. Helene Druskowitz.
Kapitclrcihe:

1. Der Atheismus und die sorglose Ueber-
sphärc.

2. Die Niedrigkeit der Materie und die
äußere und innere Ausstattung des Mannes als
Schwerpunkt des Pessimismus.

5. Atheistische Mystik.

6. Freie Erkcnntnitz führt zum Erlöschen
beider Geschlechter."

Glauben Sie nicht, datz auch dieser Blödsinn
Tausende von Lesern finde» wird? Hunderte
von studierten Männern, die sich mit Philosophie,
Ethik, Sociologie u. s. w. beschäftigen, werden
sich redlich bemühen, einen Sinn darin zu finden.
Viele iverden ehrlich glauben, ihn gesunde» zu
habe», und lange Artikel darüber in unseren
Wochenschriften bringen. Das eben ist der Fluch
des Blödsinns, datz er fortzcugend immer Blöd-
sinn mutz gebären.

Gießen. K.: Der „Gietzener Anzeiger"
(Nr. 139) schilt darüber, datz am Abend des
Wahltages viele Unberufene „mit emsiglicher
Geschäftigkeit." durchs Hinterpförtchen in seine
Geschäftsräume eingedrungcn sind, um die
haufenweise sich ansammclndcn Telegramme
nbznschreibcn. „Selbstverständlich wurde der-
artigen kecken Hcrrlein das Handwerk rechtzeitig
gelegt. Denn cs tvar keincsivegs unsere Absicht,
uns geioaltigc Kosten zu machen zu Gunsten
anderer Unehrlicher." Auf ganz ehrliche Weise
scheint also doch auch der „Gietzener Anzeiger"
nicht zu seinen Telcgrainmcn gekommen zu sein.

Görlitz. A. B.: Mit Dank abgelehnt.

Graudenz. G.: Mit Dank abgclehnt.

Ec. - Ilsede. Die „Peiner Tages-Post"
(Nr. 132) theilt unter den Localnachrichten mit:
„Einbruchsdiebstahl. Bei Herrn Schneider-
nieister Even wurde vergangene Woche ein Ein-
bruchsdicbstahl verübt. Dem nächtlichen Räuber
sind ungefähr 14 Mk. in die Hände gefallen,
tvährend er ca. 200 Mk. in der Wohnung um-
herstrcute und liegen lies;." Die 200 Mk. hat
er offenbar mitgebracht. De» Besuch eines so
noblen Einbrechers läßt man sich gern gefallen,
und Herr Even hofft gewiß jeden Abend, daß
er wiederkommt.

Halensee. G.: Auf der cingesandtcn
Mittagskarte des „Hohenzollern-RestaurantS"
in Friedenau sind außer anderen Gerichten ver-
zeichnet: „Schcclfifch mit Senffbuttcr", „Früh-
caffe" und „Kopffaalat." Mit Vergnügen sehen
wir, datz auch das „Hohenzollcrn-Rcstaurant"
sich um die neuste officielle Orthographie nicht
kümmert.

Halle. M.: Die „Nordhäuscr Zeitung"
(Nr. 134) schreibt: „Durch eine Rundverfügung
sind die Wahlcommissarc angewiesen, das Er-
gebnitz aus den einzelnen Wahlkreisen bis 7 Uhr
Morgens (17. Juni) an die Regierungspräsidenten
telegraphisch zu melden . . . Früher war den
Wahlvorständen drei Tage Zeit belassen zur
christlichen Uebermittelung der Wahlrcsultate."
Das Blatt irrt, von einer christlichen Uebcr-
mittelung ist nie die Rede gelvcscn. Man soll

überhaupt die Religio» nicht in Sachen hinein,
ziehen, mit denen sic nichts zu schaffen hat, am
wenigsten in die unerfreulichen Wahlen. —
E. F.: Mit Dank abgelehnt.

Hamburg. M.: Im „Hamburger Corre-
spondenlen" ivird bekannt gemacht:

„Stiftung zur Unterstützung

bedürftiger Hamburger Veteranen
von 1870/71.

Von Herrn William Direng die an der
Börse gesammelten

fünfzig Pfennige

zum Besten der oben genannten Stiftung
empfangen zu haben, bescheinigt herzlich dankend

Hamburg. 19. Juni 1903. Fr. Bülck
Kassasührer.'"

An der Hamburger Bor,e scheint das baare
Geld augenblicklich recht knapp zu sein.

Hannover. O.: Der „Schiväbische Merkur"
vom 12. Juni berichtet: „In Göttingen er-
trank eine Krankcnschivestcr des Sanatoriums
Hedemünden bei dem Versuch, eine Nervenkranke,
die sich im Werraflutz ertränkte, zu retten."
Die Werra mutz ihren Lauf stark geändert
haben. Vor vierzig Jahren fuhr man mit leid-
lichen Pferden von Güttingen drei Stunden, um
sie zu erreichen.

Hof. I, N.: Mit Dank abgelehnt.

Holzminden. P.: In Ihrem „Täglichen
Anzeiger" (Nr. 140) liest man: „Zur Stich-
wahl! Zwecks Besprechung ivcgen gründlicher
Hausagiration ist es Pflicht eines jeden
Parieigenoffen, sich Freitag Abend 8 Uhr
bei Striepeke einzufindcn. Adam Hahn,
Obergenosse." Bei der Partei der Zukunft gibt
es jetzt also den officiellen Titel „Obecgcnojje."
Die höchsten Chargierten wie Bebel und
Singer führen dann wohl die Bezeichnung
„Uebergenosje."

Ilmenau. L.: Ei» in Gotha gedrucktes Flug-
blatt empfiehlt de» Wähler» des l. wcimarischcn
ReichstagswahlkreisesdenLandtagsabgeordneten
Bürgermeister Ziehn-Niederzimmern und sagt
von ihm: „Zieh» will dem Landwirth durch
Gettcidezölle de» Körnerbau wieder rentabel
machen, den Viehstand vor Einschleppen von
Säuchcn sichern." Wenn die kleinen Säue au
der Grenze genau untersucht und mit einem
tüchtigen Zoll belegt werden, könnte Herr Zieh,,
sie doch ivohl hercinlassen.

Karlsruhe. B.: Die „Karlsruher Presse"
vom 9. Juni schreibt: „Die Fahrraddieb-
stähle scheinen wieder überhand zu nehme».
Während wir in den letzten Tage» über mehrere
berichten konnten, wurde am 4. ds., Vormittags,
von der Ober-Postdirektion ein neues Fahrrad.
Marke Gritzncr, Fabriknummer 38070, im
Wcrthe von 190 M., gestohlen." Der Diebstahl
ist doch wahrscheinlich nur von einem einzelncn
Postbeamten nusgeführt worden, deshalb ist cs
sehr unrecht von der „Karlsruher Presse", da«
sie ihn der ganzen Oberpostdircction zur
Last legt. — C. : Das „Schwetzinger Tageblatt"
(Nr. 131) meldet aus Heidelberg: „Der wegen
räuberischer Erpressung an einer Dirne ver-
haftete Student Wertheimer ans Bruchsal ist
gegen Stellung einer Kaution von 25009 Ml.
aus der Haft entlassen luorden. Die Universität--
behörde hat W. bereits delegiert." Hoffentlich
bestätigt sich diese Meldung nicht. Es wäre
doch stark, ivenn die Universität sich in irgend
einer Angelegenheit durch ein solches Sulgect
vertreten liege.

Kassel. H. Z.: Mit Dank abgclehnt.

Kiel. I.: Die „Kieler Zeitung"
sagt von der Zeit, da Bismarck aus bwi
Berliner Congretz als ehrlicher Maller wntte.
„In diesen Tagen ivurde eigentlich die rnssttch'
französische Entente geboren, jene« vom gallqchc»
Hahn gelegte und vom russischen Baren be-
fruchtete Ei, aus dem in der panslawistischen
Brutanstalt das merklvürdige Bündnis des weit
vorgeschrittenen, sich ständig seiner Kulturhohe
rühmenden französischen Staates und Volles
mit dem antokratisch regierten, rückständigen
großen Slawenstaat erbrütet wurde." Herrlich-
Unübertrefflich!

Kreuzungen. M.: Der „Thurgauer Voll--
frcund" (Nr. 63) fordert di- thurgauische orga-
nisierte Arbeiterschaft auf. in einer Vermmmlung
gegen das angeblich eigenmächtige Vorgehen
der Firma Klauber ». Co. in Wcinfeldcn zu
 
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