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protestieren. Der Aufruf schließt: ..Arbeiter,
auf zum feurigen Protest nach Wcinfcldcnl
Keiner fehle! Nationalrath Greulich hält die
Prostrede I" Die Versammlung wird stark be-
sucht gewesen fein, denn cs hat dort offenbar
reichlich zu trinken gegeben.

Leipzig. O.: Nach de» .Leipziger Neuesten
Nachrichten" <Nr. 169) hat die in Allenstein zum
Tode verurtheilte Gattcnmördcriu Caroline
P r z y g o d d a vor Gericht ausgesagt. W i e s ch o ll e k
habe zwei Jahre vor seinem Tode Schweine-
fultcr Grü» zum Tödtcu von Schwabe» ange-
schafft." Das Volk liebt es ja, Bezeichnungen,
die cs nicht versteht, sich mundgerecht zu machen,
»nd so mag der bekannte Stost in jener Gegend
diesen Namen führen, obgleich er sich zum Füttern
der Schweine wenig eignet. — L.: I» den
„Leipziger Neuesten Nachrichten" <Nr. 163) wird
augczeigt: „Theater-Terrasse. Heute Sonntag
sbci günstiger Witterung) Abends 8 Uhr:
«rohes Frühschoppen-Conccrt, ausgcführt vom
Leipziger Tonkünstlcr - Orchester." Ein
Frühschoppenconcert inuh ja früh anfangen,
aber vor 12 Uhr Nachts sollte man nicht damit
beginnen. Es ist nicht jedermanns Sache, von
8 Uhr Abends bis zum nächsten Mittag durch-
zukneipcn. — A. H.: Für unser Blatt nicht
geeignet.

Lüben. L.: Auf dem cingcschickten ZcilungS-
auSschuitt ist zu lesen: „SantoS Dumont hat
sich in Neuilly eine neue Ballonfalle bauen
lassen, die eine Fläche von 3666 Gevicrtmetern
bedeckt und „men 13,5 Meter hoch ist." Hoffent-
lich fängt Santos Dumont mit dieser Falle
seine Ballons gleich wieder, wenn sie ihm ein-
mal durchbrennc».

Lüdenscheid. M.: In Ihrer Gegend reist
das TrompetcrcorpS des comb. Jägerregiments
zu Pferde aufs Concertgeben. Der dirigierende
Stabstrompctcr hat nach dem „Lttdcnschcider
Wochenblatt" <Nr. 134) den Wirthen von Hagen
ein Circular zugcschjckt, in dem es heitzt: „Da?
Honorar für dos Concert richtet sich nach
der Uniform, in grüner langer Hose 250 Mark,
in langen gelben Stiefeln 366 Mark." Was
haben Sie daran zu nörgeln? Lange grüne
Hosen sind unerfreulich anzusehcn, lange gelbe
Stiefel dagegen machen eine» stattlichen und

schneidigen Eindruck. Auch ist tuohl nicht zu
bezweifeln, dah ein richtiger Trompeter in
langen gelbe» Stiefeln flotter und forscher bläst
als in den elende» grünen Beinkleidern.

Marburg. I.: Die .Oberhcssischc Zeitung"
<Nr. 162) schreibt: „Die neue Negierung in
Belgrad ivird schwere Mühe haben, das Wohl-
wollen des russischen Sclbstbcherrschers zu er-
ringen." Gewis; ist Zar Nikolaus ein Mann
von ruhigem Temperament, jeder Mag- und
Zügellosigkeit abhold, bis jetzt aber ist offlcicll
nichts davon bekannt, daß er den Titel „Selbst-
behcrrschcr" angenommen hätte.

Marliieukirchcn. K.: Peter Karagcorgic-
Ivitsch hat dem Kaiser Franz Joseph seine
Wahl zum Könige angezeigt, und der Kaiser hat
sogleich ein Anlwortstclegramm geschickt. Die
in Wciinar erscheinende Zeitung „Deutschland"
(Nr. 164) sagt darüber: „Er bittet Pcicr, über-
zeugt zu sein, dah es ihm täglich am Herzen
liegen iverde, die seit langer Zeit zwischen beiden
Länder» bestehenden freien nachbarlichen Be-
ziehungen zu beseitigen." Man kann es dem
chrtvllrdige» Kaiser nicht verdenken, dah er mit
der wüsten Scrbenbande überhaupt nichts inchr
zu schaffen haben will. — Der „Obcrvogt-
ländische Anzeiger" (Nr. 89) schreibt: „Der
längste Tag des Jahre? rückt heran; am
21. Juni tvird derselbe 16% Stunden dauern,
dann geht es langsam, aber sicher wieder ab-
wärts/ An, genannte:: gellt die -omie

4.16 Mi», auf und ab, 8.37 Mi», unter." Das
ist nicht richtig. Auch am 21. Juni wippt die
Sonne nicht etwa beim Aufgehcn auf und
nieder; sie steigt, sobald sie über de» Horizont
gekommen ist. regelmäßig weiter.

Nürnberg. P.: Im ..Amts-Blatt der Stadt
Nürnberg" (Nr. 131) macht Ihr Stadt-
magistrat, gez. vr. v. Schuh, bekannt: „Hin-
sichtlich der Wahl gelten folgende gesetzliche Be-
stimmungen. .Wähler für den Reichstag des
Norddeutschen Bundes ist jeder Norddeutsche,
welcher das funsundzwanzigste Lebensjahr znrück-
gelegt hat, in dem Bundesstaate, wo er seinen
Wohnsitz hat." Wenn man in Nürnberg der
Ansicht war, eS handele sich am 16. Juni um
Wahlen für den Reichstag des Norddeutschen

Bundes, weshalb hat man sich da überhaupt
an der Sache botheiligt?

Plaui.Mecklb. Lustige Ecke: Der „Plauer
Zeitung" (Nr. 75) wird aus Schwerin geschrieben:
„Heute vormittag sind bei Bahnhof Wiligrad
bei Abfahrt des Gllterzuges 6616 drei leere
Wagen entgleist, wovon zwei die Böschung her»
untergckollert sind. Es sind Hilfs,na,n,schaffen
zur Entgleisung der Wagen abgesandt." Das
war übereilt gehandelt. Bei reiflichem Nachdenken
hätte man sich in Schwerin sagen müssen, daß
die Abscndung von HilsSmaumchasicn zu dem
genannten Zweck nicht nöthig war.

Potsdam. 9t.: Folgende Neuheiten find uns
zugegaugen: „Wer gewinnt die Wahlen?
Von einen, alten Parlamentarier." Leipzig und
Berlin. Verlag von Friedrich Luckhardt. —
~ " ippe. Komödie in fünf Acten

Berlin, Commissions-Verlag vonHugoSteinitz.

Recklinghausen. H.: I» der „Kölnischen
Zeitung" (Nr. 427) wird augczeigt: „Junger
sein geb. Mau» von energ. herrnchem Charakter
sucht Corresp. über die Werke „Lacher Masoch".
Briefe erb. u. A. 566 postl. Lübeck." Auch ein
Geschmack!

aus Magdeburg, die das Vorkommen von Land-
räthen in Mecklenburg bestritt, versichern Sic
uns, dah es in Mecklenburg-Schwerin siebe»
lebendige Landräthe gibt. Ueber ihre amt-
liche Thätigkeit wissen Sie allerdings nur
imtzuthcilen, dah jeder bei seinem Amtsantritt
ein opulentes Diner zu geben hat. das jedem
Thcilnehmer in der angenehmsten Erinnerung
bleibt. Das gcnügt doch auch, denn beim
Landrath kommt cS vor allem daraus an. dag
er in seinem Kreise beliebt ist.

Llrahburg. B.: In Berghcim im Kreise
RappoltSwciler ist bei einem starken Gewitter
der Thurm der Stadtkirche von mehreren Blitz-
schlägen getroffen worden. Die „Strahburger
Post" (Nr. 546) theilt darüber mit: „Jedes der
vier Zifferblätter weist ein Loch auf von

soeben erschien:

Die Karikatur der enropiiscli Iler

Die gute Presse

Süsse heilige Zensur

Lass uns geli'n auf deiner Spur,

Neue Folge

Heft 8
und 9

pro Heft
75 Pfennige
 
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