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Schultze. Also der neue Parlanients-Alnianach vons Abjeordneten-
haus soll illustriert erscheinen mit die Bilder von alle Mitjlieder.

Müller. Worum denn nich! Da hat's ja jeder Abjeordnete in
die Hand, dcß er möglichst jut aufjenommen wird.

Schultze. Un denn sind ooch bei viele ältere Platten vor-
handen.

Müller. Un jeder kann sich in der Pose photographieren lassen,
die ,h,n am schönsten vorkommt.

Schultze. Na, die polnischen Abjeordneten werden jewitz alle in
Posen photographiert.

Müller. Au.

Der Prediger in der Wüste

Es zeigt sich jetzt als zäher Streiter
Der allbeliebte Or. Barth,

Tagtäglich redet er noch weiter,

Und Reden find's ganz eigner Art.

Die Freunde um ihn her ergrimmen,

Sie halten's nicht mehr länger aus.

Im Chor erschallen ernste Stimmen: ,

»Nun ijt's genug, nun aber raus!"

Nach Art des Kuckucks hospitiert er
In seiner Noth jetzt bei Eugen,

Doch dies Asyl auch bald verliert er,

Er ist auch dort nicht gern gesehnt

Bald steht auf weiter Flur allein er,

So oft er voll Begeistrung spricht;

Rings bis zum Horizont ist keiner,

Ter ihn entrüstet unterbricht.

Glaubt nicht, daß dies den alten Streiter
In seinen Monologen stört:

. Ein rechter Redner will nichts weiter,

Als daß er selbst sich reden hört.

Der entsetzte Staatsanwalt

Als er nach Hause kam, fiel ihm Schillers „Wallenstein" in
die Hand, und gerade auch muhte sein Blick auf die Verse fallen:
„Schnell fertig isl die Jugend mit dem Wort,

Das schwer sich handhabt wie des Messers Schneid«:

Ans ihre,» heißen Kopse nimmt sie keck
Der Ding- Maß, di- nur sich selber richten."

„O hätte ich das", rief er die Hände ringend, „vorher gewußt!".

Der Doppelwähler Dr. Herzfeld

Eine Lücke im Gesetze
Wähnend kroch hinein er keck,

Und iin Paragraphennetze
Fing er sich zu seinen, Schreck.
Sein juristisches Vcrständnih
Führt nach Moabit ihn doch
Und zu spät kam die Erkenntnih:
Diese Lücke ist das Loch.

Der Rittergutsbesitzer Pferdemenger-Adlig-Rahmel hat in der
Westpreuhischen Landwirthschastskammer erklärt, die Arbeiter steckten
mit Absicht die Finger in die Maschinen, um eine Unfallrcnte zu er-
halten. Bermuthlich sind diesem Herrn auch Gutsbesitzer bekannt, die
ihre Güter mit Hypotheken belasten, blos weil'sie unter die'Zahl der
Nothleidendeii ausgenonimen sein wollen. Was -'tyut der Mensch nicht
alles, um: ein sorgenfreies Leben zu führen! \ > v.i • u

Nach dem Kwilecki-Procetz

Nachdem endlich der endlose Proceh doch geendet hat, fragt man
sich, was an Ort und Stelle davon zurückgeblieben ist. Zunächst im
Zuhörerranin, wie uns berichtet wird, Folgendes: 171 Regenschirme.

3H Dutzend Schnupftücher, 3 Portemonnaies ohne Inhalt, anscheinend
weggeworfen, 7 Handschuhe, sämmtlich von der linken Hand, 1 „Jörn
Uhl", 1 Korkenzieher, 1 Scheitelkanun und ein Pökelkamm, 272 leere
Fläschchen, die Trink-bau cke cologne, Aqua Tofana, Bilscnkrautlikör und
ähnliche Gifte enthalten zu haben scheinen, 1 todter Kanarienvogel,

7% Kilogramm zerknitterte Briefe, 1 Strumpf, ziemlich entzwei, ein
anscheinend zum Zerschneiden von Blutwurst gebrauchtes Messer, I
1 falsches Zchnpfennigstück, 5 künstliche Gebisse, ein Glasauge und ein I
abgefallener Schnurrbart. j i

Das Gerücht, in dem Zuhörerraum wären 5 oder 6 dort zur Welt a
gekommene und beim Fortgehen vergessene ganz kleine Kinder gesunden g
worden, hat sich zum Glück als ganz unbegründet erwiesen. _ "

Ln dem Raum aber, in dem die Angeklagten und die so zahlreicheil 3
Zeugen sich aufgehalten haben, sind, wie uns mitgetheilt wird, noch 3
andere Funde gemacht worden, di« zum größten Thcil in lebenden ~
Thicren bestanden. Was für Thiere das waren, wird uns etwas schwer «g
zu sagen. Ahnen wird es so leicht niemand, und um ciiligermaßcn A
deutlich zu werden, aber doch ilirgend zu verletzen, sehen wir uns vcr- gj
anlaßt, etwas weit auszuholen. 8

Also: von der eracten Wissenschaft werden die Thiere eingetheilt ^
nach der Anzahl der Füße. Es gibt Thiere ohne Füße, welcher Art <r
die Affen sind, die nur Hände haben. Dann gibt es zweifüßige Thiers, H
zu denen außer dem Storch und anderen Vögeln auch der Mensch j»
gehört. Viersilbige Thiere, wie Hornochs und Oberschaf, sind stark
verbreitet, zunial in den Städten, und so geht es fort bis zu dem I
• allbekannten Tausendfuß. Von allen Thiercn aber sind die schlimmsten I
die sechsfüßigen. Zu diesen zählen unter andern solche, die vorübergeheild I
an Canälen sich aufhaltc», einem in unserer Zeit leicht über die Leber
laufen und meist ihren Kopf für sich haben.

Sollen wir noch deutlicher werden? Nein! Es war ja überhaupt
nur unsere Absicht, darauf aufmerksam zu machen, daß vielleicht Thiere
dieser Art dort, wo Angeklagte und Zeugen gesessen haben, zurück-
geblieben, sind. Da, aber dort auch, andere Leute wieder genöthigt sein
werden Platz zu nehmen, so scheint es uns angebracht, gerade diese
Thiere der Aufmerksamkeit derjenigen zu eiilpfehlen, die im Eerichts-
gebäude mit der Ausübung der Kammerjagd betraut sind.

Münchener Schnadahüpfl

Im HofbrSuhau» wird schlecht ein-
gelchenkt, bi» der Lundtao zulammentommt.
Abo- Lerno in, bayerilchen Landtag.

Jiii Münchener Hofbräuhaus
Sind die Kellner gewitzt;

Statt des Biers wird die Kanne
Mit Schaum vollgespritzt. Holdrio!

Frech sind im Hosbräuhaus
Die Kellner zur Zeit,

Sie fürchten nur den Landtag,

Und der Landtag ist weit. Holdrio!

Im Münchener Hosbräuhaus
Da jammern die Eäst',

Weil der Schaum sich bezahlen,

Aber trinken nicht läßt. Holdrio!

Im Münchener Hofbräuhaus
Ein Wunder geschah:

Voll Bier stehn die Kanne»,

Denn der Landtag ist da. Holdrio!

So lang bei dem Schwarzen
Der Rolhe hier sitzt,

Gilt im Hosbräu die Satzung:

Hier wird nicht gespritzt. Holdrio!

Doch gehn sie nach Hause,

Dann war's wie ein Traum,

Dann gibt's im Hosbräuhaus

.Statt Bier wieder Schaum. Holdrio.. ' ’

Bcronlworliichcr R-daclcur: I. Trojan. — B-rlag von A. Holmann 6: Comp.. S.W. ,r. — Druck von Henlpei & Co. CS. m. b. £>. — SLmmllich in Berlin.

Slerzu sechs Beilagen
 
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