Das byzantinische Reich.
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Kirche und Staatseinrichtung zugeführt hat, woher denn auch Ruß-
land sich als den Erben des byzantinischen oder oströmischen Reiches
mit Recht betrachtete *).
Das byzantinische Reich
hatte eine Bevölkerung, die zum größten Theile der activen Rasse
angehört, wie sie noch heute im osmanischen Asien und Europa be-
steht. Die Gegenden an der Donau waren schon unter den ersten
Kaisern mit römischen Kolonisten beseht worden, die das römische
Wesen so fest begründeten, daß noch heute die Sprache des Volks
römisch ist und seine Gesichtsbildung gleichfalls römische Formen zeigt.
In dem eigentlichen Griechenland und Peloponnes hat sich neben der
Sprache auch die alte Physiognomie erhalten **). Im Allgemeinen
aber ist durch die Kriege mit Gothen, Avaren und Slawen, dann
-mit den Türken, durch die deutschen, französischen und italienischen
Kreuzfahrer, Ritter und die Kauf- und Seeleute die ursprüngliche
Nationalphysiognomie zu derselben Allgemeinheit und Mannichfaltigkeit
erhoben worden, die wir im übrigen Europa, namentlich dem west-
lichen, gefunden haben.
Was nun die geistigen Eigenschaften der Oftrömer betrifft, so
finden wir an denselben, wie bei den Hellenen der glänzendsten Zeit,
den Verstand vorherrschend vor dem Gemüth. Es fehlte den Ost-
römern nicht an Fantasie und neben der Ausdauer zu tüchtigen Wer-
ken an Wankelmuth. Die Zweifelsucht, die in dem Mangel an männ-
lichem Selbstvertrauen ihren Grund hat, daher aber auf der andern
Seite meist mit Leichtgläubigkeit gepaart ist, findet sich auch bei den
Oströmern. Die Abendländer werfen den Byzantinern Treulosigkeit,
Heuchelei, Prahlerei und Eitelkeit, Feigheit, Hinterlist und Sitten-
losigkeit vor (f. bes. Hammers Eonstantinopolis II. 392).
In der Lebensweise, namentlich der Nahrung, war bei den höhern
Standen vom Orient aus ein größerer Lurus eingetreten, im Ganzen
*) Dombrowsky über den Einfluß der Griechen auf die bürgerliche
Bildung in Rußland, in Ermans Archiv für die wissenschaftliche Kunde in
Rußland. I. 355.
**) Vgl. C.-G. VIII. 58. Hammers Eonstantinopolis II. 393. Stackel-
berg Trachten der Neu-Griechen. Dazu die Schilderung, die der Bischof
Liutprant von Cremona vom Kaiser Nicephorus Phocas entwirft. Er
beschreibt den Kaiser als: bominem sutis monstruosum, piZmusum, capits
pinAuem ut^us oculorum purvitate tulpinum, burku curia, lata, spissa
et ssmicunu koedutum, cervics digital! turpatum, prolixitate et densi-
tute comurum sutis lopam, colors ^etbiopem cui per medium nolis
occurrers noctem, ventre extensum, nutibus siccum, coxis ud mensu-
rum chsum brevem, lon^issimum, cruribus purvum, culcaneis ^sdibusgus
ueguulsm, villino sed nimm vsternvso vel diuturnitute chsa koetido ei
pullido ornumento indutum, 8ic^vnii8 culceumentis culcestum, UnZuu
prvcucsm etc.
5
Kirche und Staatseinrichtung zugeführt hat, woher denn auch Ruß-
land sich als den Erben des byzantinischen oder oströmischen Reiches
mit Recht betrachtete *).
Das byzantinische Reich
hatte eine Bevölkerung, die zum größten Theile der activen Rasse
angehört, wie sie noch heute im osmanischen Asien und Europa be-
steht. Die Gegenden an der Donau waren schon unter den ersten
Kaisern mit römischen Kolonisten beseht worden, die das römische
Wesen so fest begründeten, daß noch heute die Sprache des Volks
römisch ist und seine Gesichtsbildung gleichfalls römische Formen zeigt.
In dem eigentlichen Griechenland und Peloponnes hat sich neben der
Sprache auch die alte Physiognomie erhalten **). Im Allgemeinen
aber ist durch die Kriege mit Gothen, Avaren und Slawen, dann
-mit den Türken, durch die deutschen, französischen und italienischen
Kreuzfahrer, Ritter und die Kauf- und Seeleute die ursprüngliche
Nationalphysiognomie zu derselben Allgemeinheit und Mannichfaltigkeit
erhoben worden, die wir im übrigen Europa, namentlich dem west-
lichen, gefunden haben.
Was nun die geistigen Eigenschaften der Oftrömer betrifft, so
finden wir an denselben, wie bei den Hellenen der glänzendsten Zeit,
den Verstand vorherrschend vor dem Gemüth. Es fehlte den Ost-
römern nicht an Fantasie und neben der Ausdauer zu tüchtigen Wer-
ken an Wankelmuth. Die Zweifelsucht, die in dem Mangel an männ-
lichem Selbstvertrauen ihren Grund hat, daher aber auf der andern
Seite meist mit Leichtgläubigkeit gepaart ist, findet sich auch bei den
Oströmern. Die Abendländer werfen den Byzantinern Treulosigkeit,
Heuchelei, Prahlerei und Eitelkeit, Feigheit, Hinterlist und Sitten-
losigkeit vor (f. bes. Hammers Eonstantinopolis II. 392).
In der Lebensweise, namentlich der Nahrung, war bei den höhern
Standen vom Orient aus ein größerer Lurus eingetreten, im Ganzen
*) Dombrowsky über den Einfluß der Griechen auf die bürgerliche
Bildung in Rußland, in Ermans Archiv für die wissenschaftliche Kunde in
Rußland. I. 355.
**) Vgl. C.-G. VIII. 58. Hammers Eonstantinopolis II. 393. Stackel-
berg Trachten der Neu-Griechen. Dazu die Schilderung, die der Bischof
Liutprant von Cremona vom Kaiser Nicephorus Phocas entwirft. Er
beschreibt den Kaiser als: bominem sutis monstruosum, piZmusum, capits
pinAuem ut^us oculorum purvitate tulpinum, burku curia, lata, spissa
et ssmicunu koedutum, cervics digital! turpatum, prolixitate et densi-
tute comurum sutis lopam, colors ^etbiopem cui per medium nolis
occurrers noctem, ventre extensum, nutibus siccum, coxis ud mensu-
rum chsum brevem, lon^issimum, cruribus purvum, culcaneis ^sdibusgus
ueguulsm, villino sed nimm vsternvso vel diuturnitute chsa koetido ei
pullido ornumento indutum, 8ic^vnii8 culceumentis culcestum, UnZuu
prvcucsm etc.