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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 10): Das christliche Osteuropa: mit 4 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.63450#0057
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Die Wohnstätten.

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besteht aus Metall, ist einen halben Fuß breit und zolldick; er ist
meist mit rothbraunen Achaten besetzt, die in gar nette, vergoldete
Silberarbeit gefaßt sind. Fortis bemerkte auf der Brust der Dal-
matinerinnen reiche Schnüre von Glaskorallen und Perlen und in
der Mitte eine runde zierlich ausgearbeitete Metallscheibe, die an die
Breeze der Letten, Finnen und Litthauer erinnert. Einen eigenen
Schmuck trugen im 17. Jahrhundert die öffentlichen Weibspersonen
in Moskau-, er bestand in einem in der Lippe befestigten Türkisring.
Die Wohnstätten
der slawischen Völker bestehen in den nördlichen Gegenden meist in
Blockhäusern, die aus behauenen Baumstämmen zusammengefügt sind.
Die Enden der Balken sind zusammengefalzt, die Lücken ausgestopft
und das Ganze zuweilen übertüncht. Das Dach ist theils aus Stroh,
theils aus Brettern und Schindeln. Die geringste Sorgfalt ver-
wendet der Großrusse, namentlich wo er im gedrückten Zustande der
Leibeigenschaft lebt, auf seine Wohnstätte, zumal in holzarmen Land-
strichen. Er baut dort seine armselige Hütte aus dünnen Stangen
zusammen, die er durch geflochtenes Strauchwerk verbindet, das er
mit Lehm zu einer Wand zu gestalten sucht. Wüste Strohbündel
bilden das Dach, auf welches alljährlich neue Strohhaufen mit der
Heugabel geworfen und mir Stricken oder Birkenstangen befestigt
werden.
Blasius (ll. 30) schildert ein solches in der Upagegend gelegenes
Dorf, dessen Hauser aus behauenen Baumstämmen bestanden, deren
Lücken mit Moos und Erde verklebt waren. Durch eine enge Thür
gelangte der Eintretende zunächst in die Hausflur, die den größten
Theil des niedrigen Gebäudes einnimmt und aus der eine andere
Thür gerade aus auf den geschlossenen Hof führt. Rechts vpn der
Hausstur ist die Wohnstube mit kleinen kaum handbreiten Fensterchen,
die mit Glas bedeckt sind. Links von der Hausflur befindet fich eine
dunkele, fensterlose, nur durch einige Bretter abgeschlossene Vorraths-
kammer. Der Fußboden der Wohnstube wie der übrigen Räume
ist mit Erde bedeckt, ganz von derselben Beschaffenheit, wie die nur
einen Schritt entfernte auf offener Straße. Der viereckige Hof ist
ringsum mit Stallungen und Strohbehältern umgeben, deren Wände
wegen Mangels an Baumstämmen alle aus Flechtwerk von Weiden
und Birkenruthen hergestellt sind. Dicht am Wohnzimmer liegt un-
ter dem Dache der Stallung, die 'sich nach der rechten Seite des
Hauses sortzieht, die Einfahrt auf den Hof, der ohnerachtet seiner
Kleinheit und seines Schmutzes einen wohnlichen Eindruck macht, in
dem jeder Winkel benutzt ist. Ein aus Baumstangen znsammenge-
bundenes Thor, rechts von der Wohnung, führt in den Garten, der
blos Kohl und Hanf producirt. Ein anderes ähnliches Thor links
vom Hause mündet auf den Fluß.
 
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